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Alle Jahre wieder kommt das Christuskind

von Sigrid Sandker

Elternbildung
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Echt? Ich lebe weit weg von Österreich mit meinem Mann der ein bisschen weniger weit weg von Österreich geboren und aufgewachsen ist. Sicher ist es nicht nur für mich schwierig die unterschiedlichen Zugangsweisen und Traditionen rund um Weihnachten unter einen Hut zu bringen. Denn scheinbar profane Fragen wie die des Weihnachtsmenüs oder des Zeitpunkts wann der Christbaum aufgestellt und aufgeputzt wird, werden auch hierzulande zu Übungsbeispielen dafür wie man unter Erwachsenen einen für beide Seiten gangbaren Kompromiss findet. Ob und wieviel religiösen Inhalt man in das Fest und die vorangehenden Wochen packt  und ob man nun mit den Kindern zur Christmette geht oder nicht, gehören zu den grundsätzlichen Fragen über den Umgang mit Religion und den Werten die man vermitteln will. Dennoch, genau diese erreichen um die Weihnachtszeit ihren alljährlichen Zenith.
Was aber, wenn der eigene Ehemann alljährlich wild wird, weil vor dem 5. Dezember Advent und Weihnachten  und alles was dazugehört einfach nicht Sache ist? Das ist meine persönliche Geschichte. Dazu später.
Glücklich können sich all jene Familien schätzen die entweder keine oder die gleiche Meinung zur kolportierten “Amerikanisierung” unseres Lebensstils und damit auch unseres Weihnachtsfestes haben!  Dass der Weihnachtsmann eine Erfindung von Coca-Cola und “Symbol eines inhaltsleeren, von der skrupellosen US-amerikanischen Wirtschaft gepushten Konsumrauschfestes” ist habe ich in meiner Herkunftsfamilie (Danke Papa!) mindestens so oft gehört wie ich dort Weihnachten gefeiert habe.
Abgesehen davon wurde bei uns zuhause aber Weihnachten gefeiert wie Weihnachten gefeiert gehört!
Eingeläutet wurde die Saison still und heimlich durch das Laterndlfest zu Sankt Martin. Ja, natürlich weiß ich, dass der 11. November noch nicht einmal im Advent liegt. Aber es hat sich immer schon ein bisschen so angefühlt.
In den kommenden Wochen wurde man dann und wann, teils sanft teils forsch, daran erinnert, dass bald der Nikolaus mit seinem großen Buch, seinem Sack und seinem dunklen Gefährten Krampus kommt. Brav sein war die Vorgabe.
Durch den Advent (erst eins dann zwei dann drei dann vier) fieberte man mit freudiger Erwartung auf den großen Tag an dem das Christkind kommt hin… Moment… Das Christkind? Wo genau kommt dieses flatterhafte Wesen in der Weihnachtsgeschichte (denn wir sind ja gläubige Christen und grenzen uns genau dadurch so gerne von den Menschen ab, die es sich herausnehmen auch ohne den entsprechenden Glauben Weihnachten zu feiern) vor? Nun, die Antwort: Nirgendwo. Aber das Christkind hat bei uns Tradition. Punkt.
Dann endlich kommt der Heilige Abend. Wir erleuchten unseren echten, vom jahrelang erprobten Händler oder persönlich bekannten Bauern, erstandenen Weihnachtsbaum (Plastikbaumbesitzer lösen Kopfschütteln und bittere Assoziationen zum transatlantischen Weihnachtsfest aus). Echte Kerzen (maximaler Bienenwachsgehalt ist Ehrensache) werden erleuchtet.
Wir lesen die Weihnachtsgeschichte, wir gedenken unserer Verstorbenen. Wir haben ein wunderschönes Weihnachtsfest in dem auch Geschenke eine Rolle spielen. Aber nicht die Hauptrolle. Manche von uns gehen noch zur Mette. Diese Momente sind unvergesslich und unvergänglich (Danke Mama!)

Fast forward.Elternbildung

Wir schreiben das Jahr 2014. Es ist Anfang November und draußen hat es 34 Grad. In Guyana wie in anderen Karibikstaaten hängt der Dunst von Rum und Cola noch in der Luft, Halloween ist gerade vorbei. Ich habe mich wieder mal ins Zeug gelegt: Felix, 5, war ein fürchterliches Gespenst, Eloisa, 2, eine supersüße Hexe. Ich muss zugeben, dass ich keine Sekunde an Allerheiligen gedacht habe. Doch bald beginnt für mich eine sehr spezielle Zeit: Die Vorweihnachtszeit, die ich immer schon so geliebt habe. Jeder hier in Guyana feiert Weihnachten: Christ oder Moslem, Hindu oder Rastafari. Schrille Lichterketten beginnen die Straßen zu schmücken, viel zu warm angezogene Plastik, Santa Cläuse klettern die Haeuserfronten hinauf. Ich habe mich daran gewöhnt und werde nicht mehr wie in unserem ersten Jahr unter dem Plastikbaum heulen. Nein, ich freue mich und beginne mich und meine Familie in die richtige Stimmung zu bringen: Obwohl ich einige CDs mit alpenländischer Weihnachtsmusik besitze, kaufe ich am Straßenrand nette Reggae “Xmas”-Cds (Sorry Papa!). Auch Mariah Carry und Celine finden sich in meinem Sortiment…so what…
Ich stöbere nach meinen elektrischen Lichterketten und kaufe wieder ein paar neue und beginne das Haus zu dekorieren. Friede, Freude, Weihnachtskekse.

Stop/ Pause.Elternbildung

Die Vorweihnachtszeit beginnt am 6. Dezember. Denn bis dahin spielt nach niederländischer Tradition Sinterklaas die Hauptrolle. Mein Mann ist Holländer, Agnostiker und (sic!)Traditionalist.   Diese auf den ersten Blick überraschende Kombination ist in den Niederlanden häufig anzutreffen, vor allem wenn es um Sinterklaas geht..
Sinterklaas kommt alljährlich Mitte November in abwechselnden Hafenorten in den Niederlanden an. Seine Ankunft in einem Boot, das aus Spanien daher kommt – da wohnt er nämlich unter dem Jahr – und auf dem er majestätisch mit Bischofsstab und Mütze und einer Schar “Zwarter Pieten” thront, ist ein Riesenspektakel, das die ganze Nation vor dem Fernseher verfolgt. Ja und dann geht es los: Jeden Tag werden Schuhe vor den Kamin oder in Ermangelung eines solchen vor den Heizkörper gestellt. In Guyana stellen wir die Schuhe einfach irgendwo ins Wohnzimmer, den es ist ja eh überall und immer warm. In die Schuhe stecken die Kinder dann Karotten die für Sinterklaas’ Pferd Amerigo gedacht sind. Tja und am Morgen, schwuperdiwupp, finden die Kinder Schokolade in den Schuhen – scheinbar durch das Händchen einens Piets ’Zwarten Piets’ dort hineingelegt. Und das geht dann so dahin bis “Pakjesavond”, dem Abend des 5. Dezember, wo die Kinder ihre Geschenke kriegen und wo jeder lustige selber verfasste Gedichte vorliest.  Und dann, aber wirklich erst dann dürfte ich laut meinem Mann mit meinen bereits etwas angepassten alpenländischen Traditionen beginnen.
Alles ist gut. Wir haben in vielen Bereichen gelernt, dass verschiedene Herkunftskulturen und Einstellungen ein bisschen Anpassungsarbeit bedürfen. Unsere Kinder lernen über Sinterklaas, den Heiligen Nikolaus und genauso  über die historische Figur des Nikolaus von Myra. Jesus von Nazareth war für meinen Mann ein Revolutionär und Anarchist dem er einiges abgewinnen kann und für mich ist er Sohn Gottes. Ich finde das wunderbar und bereichernd.


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