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Die vielen Schritte zum ICH

von Christine Kügerl

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Die vielen Schritte zum ICHElternbildung

In der Trotzphase entsteht in vielen kleinen Schritten das Ich-Bewusstsein. Es ist die Basis für Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Daher bedeutet eine hilfreiche Begleitung durch die Eltern eine Investition in die Zukunft des Kindes und der Eltern-Kind-Beziehung.

Körperbewusstsein
Im ersten Lebensjahr ist das Baby damit beschäftigt seinen Körper mit allen Sinnen kennenzulernen und zu begreifen. Mit Hilfe von Sinneszellen in den Muskeln, Sehnen und Gelenken spürt es sich von Innen = kinästhetische Wahrnehmung. Mit dem Tastsinn lernt es durch Berührung all seine Körperteile kennen und auch das „berührt, getragen und geschaukelt werden“ trägt zur Körperwahrnehmung bei.
Die zunehmende Bewegungsfähigkeit ermöglicht dem Baby und Kleinkind auf immer wieder neue Art und Weise seinen Körper zu erfahren. „Ich spüre meinen Körper also bin ich“, diese Überschrift könnte man diesem Teil der Ich-Entwicklung geben.

Das eigene Spiegelbild
Wenn ein Baby in den Spiegel schaut, so lacht es das Spiegelbild an. Es ist fasziniert von dem Gesicht, das ihm entgegenblickt und es greift zum Spiegelbild. Anfangs denkt das Baby, dass es von einem anderen Baby angeschaut und angelacht wird. Daher versucht es hinter den Spiegel zu blicken und dieses Kind zu suchen.
Zwischen 18 und 24 Monaten beginnt das Kind sein Spiegelbild zu erkennen. Es blickt anfangs fasst etwas verlegen in den Spiegel. Wenn ihm sein Spiegelbild vertraut geworden ist spielt es mit seinem Gesichtsausdruck und schneidet Grimassen.

Ich bin Ich
Das Erkennen des eigenen Ich drückt sich auch in der Sprache aus. Zwischen 18 und 24 Monaten beginnen Kinder von sich selbst zu sprechen. Anfangs tun sie das mit dem eigenen Namen, z.B. „Paul Saft!“ – Was bedeutet: „Ich Paul, will einen Saft haben.“ Ein weiteres Beispiel in Verbindung mit dem Trotzverhalten ist z.B.: die zweijährige Maria bekommt etwas nicht, das sie haben möchte. Sie hockt sich auf den Boden, auf ihrer Stirn ist eine steile Falte und sie sagt zornig: „Maria böse!“ Damit versucht sie deutlich zu machen, dass sie mit der Situation gerade gar nicht einverstanden ist. Manche Kinder benützen nicht den eigenen Namen, sondern sprechen von sich mit „Du“. Das entsteht dadurch, dass sie von den Menschen in ihrer Umgebung mit „Du“ angesprochen werden. „Magst Du…. Du machst….“ usw.
Einige Wochen später sprechen beide Kinder mit „Ich“. „Ich Saft haben“, meint Paul und „Ich will haben!“, sagt Maria mit Nachdruck.

Dagegen sein stärkt das Ich
Die Entwicklung der Ich-Erkenntnis erstreckt sich ca. vom ersten bis zum dritten Geburtstag und braucht Übung. Eine Übungsmöglichkeit ist das „Dagegen-sein“. Wenn Mama oder Papa etwas vorschlagen, ernten sie ein „Nein“. Mit diesem Nein macht das Kind deutlich, ich bin nicht so wie du, ich bin anders. Mit dem raschen „Nein“ verschafft sich das Kind eine Pause. Es kann sich einfach nicht so schnell dem Willen eines anderen anpassen. Es will selbst entdecken und entscheiden. Mit dem Nein gewinnt es Zeit. Wenn Eltern dem Kind diese Zeit lassen und nicht sofort zu erklären beginnen, dann erleben sie, dass das Kind wenige Minuten später die Idee der Eltern aufgreift und mitmacht. Z.B. das Kind spielt und der Papa sagt: „kommt Schuhe anziehen, wir gehen in den Garten.“ „Nein“, ist die prompte Reaktion von Felix. Der Vater geht trotzdem in den Vorraum und beginnt mit dem Anziehen der eigenen Schuhe. Dabei sagt er so nebenbei: „die Sonne scheint. Das wird fein im Garten.“ Felix steht vom Spiel auf und kommt in den Vorraum: „Schuhe an“, ist nun von ihm zu hören. Diese „zeitverzögerte Anpassung“ ist für Kinder eine enorme Leistung. Sie müssen ja immer wieder das Bedürfnis nach Selbstbestimmung mit dem Bedürfnis nach Gemeinschaft mit den Eltern vereinbaren können. Genug Zeit zu haben ist daher in dieser Entwicklungsphase für Eltern und Kinder wichtig.

Der eigene Wille
Dagegen sein heißt noch nicht, dass jemand weiß, wofür er/sie ist. Kinder sagen schnell „Nein“ um klar zu machen, dass sie „selber wollen“. Dann stehen sie aber vor der nächsten Herausforderung, nämlich: „Was will ich eigentlich?“ Wenn keine eigene Idee vorhanden ist, dann macht das Kind einen Schritt zurück und will bei dem bleiben, was es gerade macht. Auch hier helfen Zeit und klares Handeln von Eltern. Dann kann sich das Kind leichter dem Willen eines anderen anpassen oder später eine eigene Idee deutlich machen.

Ich bin was ich kann
Im zweiten und dritten Lebensjahr hat das Kind den starken Willen alles selbst und alleine zu machen. Stolz und Freude spürt es, wenn dies gelingt. Wenn etwas nicht geht, fühlt es sich als VerliererIn. Es ist frustriert und spürt auch Scham und Zweifel. Deshalb erleben Eltern immer wieder, dass Kinder heftig weinen, wenn ihnen etwas passiert. Karin (2 Jahre) z.B. rührt ihren Kakao um. Sie ist stolz, dass sie das schon kann. Heute will sie es der Oma zeigen und wird vor lauter Begeisterung recht heftig. So kippt die Tasse um und der Kakao fließt über den Tisch. „Nein“, schreit Karin zornig auf und bricht danach in Tränen aus. Mit den Worten „weg, weg“ kriecht sie unter den Tisch. Karin ist das eigene Missgeschick so unangenehm, dass sie es aus der Welt schaffen möchte. Sie möchte es ungeschehen machen, daher versteckt sie sich. Wenn sie die Kakaopfütze nicht mehr sieht, dann verschwindet diese ja vielleicht, könnte sie denken.
Andere Kinder helfen sich damit, indem sie so tun, als ob nichts passiert wäre. Sie setzten oft ein „Grinsen“ auf. Erwachsene meinen dann, dass Kind macht Blödsinn und lacht sie auch noch aus. Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass die Gesichtsmuskulatur des Kindes sehr angespannt ist. Dieses „Grimassieren“ wie es in der Fachsprache heißt, ist ein Ausdruck von großem Gefühlsstress, den das Kind gerade erlebt. Ruhig bleiben, den Kakao aufwischen und dem Kind Zeit lassen sich selbst wieder zu beruhigen, hilft meist.

Mein und Dein
Etwas zu besitzen stärkt ebenfalls das Selbstbewusstsein. Dem Baby ist es egal, in welchem Bett es liegt oder ob es mit „seinem“ Löffel gefüttert wird. Bei einem Kleinkind ändert sich das. Es bestimmt Sachen für sich. Es will auf seinem Platz sitzen, es schreit, wenn ein Geschwisterchen „seinen Ball“ berührt usw. Am Anfang dieser Entwicklung steht das „Mein“ und „Mir“. Das Kind sieht das jedoch noch etwas anders als wir Erwachsenen. Alles, was es gerade in Besitz genommen hat, gehört seiner Meinung nach ihm. Und das, was es noch nicht in Besitz genommen hat, will es erobern. Da kann es schon passieren, dass ein Zweijähriger in der Sandkiste steht, mit beiden Armen viele Spielsachen fest hält und trotzdem schreit, wenn ein Kind mit dem noch freien Spielzeug zu spielen beginnt. Wiederum braucht es Geduld und Klarheit damit das Kind entdecken kann, dass es nun keine Hände mehr zum Spielen frei hat. Es wird die Spielsachen loslassen und erkennen, dass es mit ein bis zwei Dingen gut spielen kann.
Wenn Erwachsene Kinder am Spielplatz beobachten, sehen sie immer wieder folgende Szene: Eine Sandschaufel liegt längere Zeit in einer Ecke der Sandkiste. Dann beginnt ein Kind mit dieser Schaufel zu graben und nun wollen auch andere Kinder genau diese Schaufel haben. Was ist passiert? Durch das Graben, hat das eine Kind die Schaufel praktisch „zum Leben erweckt“ und nun wird sie für die anderen interessant. Langsam lernen Kinder mit der Begleitung durch Erwachsene, dass man etwas weiter benützen kann, wenn man z.B. mit dem Graben begonnen hat. Sie erkennen, dass sie warten müssen, bis sie etwas bekommen. Sie beginnen meist selbst zu Teilen oder etwas herzugeben, wenn man sie dazu nicht zwingt, sondern ihnen die Zeit zum Mitbestimmen lässt. Gegen Ende dieser Entwicklungsphase haben sie einen Begriff von Mein und Dein entwickelt, können um etwas fragen und lernen schließlich tauschen und teilen.

Sprechen hilft
Das zunehmende Sprachverständnis hilft Kindern mit den vielen Konflikten, die sich in dieser Entwicklungszeit mit den Eltern, in der Kinderbetreuung und mit anderen Kindern ergeben, zurecht zu kommen. Wenn sie sich selbst mit Worten schon besser mitteilen können, greifen sie auch weniger auf die Körpersprache zurück. So ist es verständlich, dass Kinder, die im Spracherwerb etwas langsamer sind, im Trotzalter häufiger vor schwierigen Situationen stehen und wütend und verzweifelt werden. Sie können schon Vieles denken aber noch nicht sagen. Dadurch werden sie seltener verstanden und erleben mehr Missverständnisse und Misserfolge. Diese Kinder brauchen ihre Eltern oft als „ÜbersetzerIn“ im Umgang mit anderen und beim Lösen von Konflikten.

Zukunftsaussichten
Wenn das Kind erkannt hat, dass es „ICH bin ICH“ ist, dann kann es immer besser erkennen und auch akzeptieren, dass Mama und Papa „DU“ sind. Nach dem dritten Geburtstag erkennt es, dass andere Menschen andere Gedanken, Ideen und Bedürfnisse haben. Es entwickelt das Einfühlungsvermögen und wird fähig, eine Sache auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es erweitert sein Zahlenverständnis, seinen Wortschatz und die Grammatik und schließlich versteht es das Wort WIR und entfaltet seine Gruppenfähigkeit. All das ist genug Entwicklungsaufgabe für die Kindergartenzeit. Daher zahlt es sich aus, wenn Eltern ihr Kind mit genug Zeit, Geduld, Klarheit und Aufmerksamkeit durch die spannende Zeit der Ich-Entwicklung begleiten.


KommentareElternbildung

Ina

Super Artikel, aber bitte "Trotzphase" in "Autonomiephase" abändern. Ersteres ist so negativ behaftet.

Lilian

Ich kann Andreas Kommentar nur bestätigen: Ein toller Artikel, bei dem man viel eigene Erfahrung spürt! Falls Sie schon ein Buch zur Ich-Entwicklung geschrieben haben oder eines zu diesem Thema empfehlen können, würde ich mich sehr freuen, davon zu erfahren!

Andrea

Toller Artikel! Danke!


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