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Betreuung von sehr jungen Kindern – eine Herausforderung!?

von Mag. Martina Genser-Medlitsch

Elternbildung
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Im Kindergartenjahr 2017/18 waren 26,1 Prozent der österreichischen Kinder unter 2 Jahren tagsüber in einer außerfamiliären Einrichtung (das ist rund jedes 4. Kind) und 6.512 Kinder wurden von einer Tagesmutter/ einem Tagesvater betreut. 20 Jahre davor besuchten gerade einmal 5,4 Prozent der 0- bis 2-Jährigen eine Krippe / Krabbelgruppe und vor 10 Jahren waren es 12 Prozent.

Außerhäusliche Betreuung der Jüngsten ist gesellschaftlich angekommen
Der zuvor genannte Anstieg ist einerseits mit dem mittlerweile größeren Angebot an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren erklärbar, er zeigt aber auch die verstärkte gesellschaftliche Akzeptanz der außerhäuslichen Betreuung von Klein(st)kindern in Österreich. Und das ist gut und richtig so, denn die Lebenssituationen der Familien und die damit verbundenen Herausforderungen waren noch nie so vielfältig wie heutzutage. Die Auslöser, dass Eltern schon sehr früh eine professionelle Betreuung suchen, reichen vom finanziellen Druck, der eine frühe Rückkehr in den Beruf fordert, über jobbedingte Anforderungen, berufliche Entwicklungschancen bis hin zur örtlichen Entfernung der Großeltern oder deren eigenen Berufstätigkeit.

Das Kind im Mittelpunkt
Für die „erste“ Fremdbetreuung durch eine/n Babysitter, eine Tagesmutter/ einen Tagesvater oder in einer Krabbelstube / Krippe gibt es keinen allgemein gültigen Zeitpunkt oder ein „optimales“ Alter. Kinder sind einerseits sehr individuell und auch die familiäre Situation und ist stets unterschiedlich.

Es ist wichtig, dass Eltern das Wann, Wo und Wie der Fremdbetreuung gut abwägen und vor allem die Wahlfreiheit in Bezug auf die individuell passende Betreuungsform nutzen. Allerdings ist die Angebotspalette in Österreich regional sehr unterschiedlich. Daher ist es ratsam, sich als Mutter / Vater schon frühzeitig mit den verschiedenen Formen und Möglichkeiten, den verschiedenen Betreuungszeiten sowie der Qualität der wohnortnahen oder häuslichen Kinderbetreuung auseinanderzusetzen (hier könnte ein Link zum Artikel bzgl. der unterschiedlichen Angebote stehen).

Damit frühe außerfamiliäre Betreuung ein förderlicher Teil der Biografie Ihres Kindes sein kann, ist es wichtig, dass das kindliche Wohlbefinden im Mittelpunkt der Betreuung steht. Dies bedeutet, dass

  • Ihr Kind in seinen körperlichen Bedürfnissen umsorgt wird,
  • – je jünger es ist – seine Bedürfnisse und Wünsche nach Körperkontakt bzw. körperlicher Nähe zu einer Vertrauensperson erkannt und angemessen beantwortet werden
  • sich Ihr Kind darauf verlassen kann, zeitnah getröstet zu werden, wenn es Trost braucht
  • Ihr Kind individuell angesprochen wird und dass auf seine Äußerungen und Signale individuell eingegangen wird
  • Ihrem Kind Wertschätzung und Anerkennung ausgedrückt wird
  • Spielmaterialien zum Erkunden zur Verfügung stehen
  • es Spielpartner gibt, die Ihr Kind beobachten kann, mit denen es Spaß haben und lernen kann

Dies sind zusammenfassende Erkenntnisse der psychologischen und pädagogischen Forschung, die sich erst in den letzten 20 Jahren der außerfamiliären Betreuung von sehr jungen Kindern widmet. Und: Wird diese kind-zentrierte Haltung von den Betreuungspersonen gelebt, so ist sie für Eltern beim Kennenlernen spürbar und beobachtbar.

Qualität im Blickpunkt
Damit wird auch die berechtigte Diskussion rund um die Qualität in den elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (Krippe, Kindergarten) lauter: Die Fragen zur strukturellen Rahmenbedingungen (wie Gruppengröße, Anzahl Kinder pro pädagogischer Fachkraft, Raumangebot) als auch zu den pädagogischen Grundlagen und Angeboten der Einrichtung sind dabei wichtige Faktoren. Vor allem aber geht es um die Art und Weise, WIE die Betreuungspersonen mit dem einzelnen Kind in Kontakt treten, sich ihm zuwenden und mit ihm austauschen, Anregungen geben und damit die Beziehung gestalten. (hier könnten Links zu den Artikeln „Gute Qualität in Krippe und Kindergarten stehen)

Neben einer stabilen Gruppe mit möglichst wenigen Kindern, in der eine langsame, stufenweise und elternbegleiteten Eingewöhnung (hier könnte Link zum Artikel „Ein Beziehungsorientierter Start…“ stehen) erfolgt, ist es gerade für ein sehr junges Kind bedeutsam, dass die pädagogische Fachkraft emotional verfügbar ist: Das Kind muss sich darauf verlassen können, dass es von ihr in Situationen von Unsicherheit, Angst oder Stresserleben auch wirklich jederzeit und rasch Trost oder Unterstützung bekommt. Ist dies gewährleistet, so können auch Kleinstkinder zum Betreuungspersonal in der Einrichtung bzw. zur Tagesmutter/ zum Tagesvater  eine Beziehung aufbauen, die Bindungsfunktionen erfüllt.  Denn: eine sichere Bindung ist für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung und Lernförderung besonders wichtig. Sie bewirkt, dass ein Kind auch all die Anregungen und Angebote in einer außerfamiliären Betreuung „nutzen“ kann, das heißt mit Interesse und Eigenaktivität die „Welt“ um sich, in der Kinderbetreuungseinrichtung oder bei der Tagesmutter/dem Tagesvater erkunden und damit spielerisch Neues lernen kann.

Bildung und Betreuung gehören untrennbar zusammen
Pädagogische Erfahrungen und Studien zeigen auch auf, dass die außerfamiliäre Betreuung einen  wichtigen Aspekt bieten kann: den der Lebens-Bildung des Kindes. Damit ist gemeint, dass eine kind-zentrierte, professionelle Betreuung sämtliche Kräfte und Potentiale des Kindes anzuregen vermag, sodass sich das Kind die Welt „aneignen“ kann und sich damit zu einer selbst bestimmenden Persönlichkeit entwickeln und auch besser an der Gesellschaft aktiv teilhaben wird.

Erfährt ein junges Kind solch kind-zentrierte Bildungsanregungen in der Fremdbetreuung, profitiert es vor allem hinsichtlich seiner Selbständigkeitsentwicklung (z.B. selbständig essen), seiner sozialen Fähigkeiten (z.B. miteinander spielen) und motorischen Fertigkeiten (z.B. selbständig ein über eine Staffel steigen) als auch in seinem Spracherwerb.

In einer Kleingruppe wird Lebensbildung einerseits durch die Begegnungen zwischen Kindern und Fachkräften ermöglicht, zum anderen durch die Interaktionen der Kinder untereinander. Kleinkinder – insbesondere unter Zweijährige – spielen zwar noch viel alleine (oder parallel zu anderen Kindern), aber noch häufiger widmen sie sich miteinander (zu zweit oder zu dritt) einem Spiel oder der Erkundung ihrer Umwelt. So lernen sie miteinander und voneinander, sie stimulieren sich wechselseitig und profitieren dabei von Entwicklungsunterschieden.

Und nun?
Ist die Krippe / Tagesmutter oder ähnliches gefunden, die Eingewöhnungszeit herangekommen, Der Übergang von der Zeit, in der ein Elternteil zu Hause beim Kind ist zum Wiedereinstieg und der außerfamiliären Betreuung des Kindes ist eine spezielle Herausforderung. Denn nun gilt es, die Gestaltung des Familienalltags zum ersten Mal kräftig umzubauen und eine neue Work-Family-Balance zu finden. Wichtige Fragen sollen daher vor dem Beginn der außerfamiliären Betreuung des Kindes geklärt werden: Wie teilen sich die Eltern die Haushaltsorganisation (neu) auf? Wie klappt es, dass alle in der Früh rechtzeitig außer Haus kommen und Frühstück, Jause und Schlechtwetterkleidung auch vorbereitet sind? Wer bleibt zuhause, wenn das Kind krank ist und nicht in die Krippe gebracht werden kann?

Wann gibt es „ausschließliche“ Familienzeit? Und wie wird diese gestaltet? Was braucht das Kind, um den „Szenewechsel“ von der Krippe nach Hause gut zu erleben? Was braucht es dann an Aufmerksamkeit und körperlicher Nähe von den Eltern? Und vor allem: wie schaffen die Eltern die Umstellung vom „Funktionieren“ im Job zum „einfühlsamen Eingehen“ auf das junge Kind, das vielleicht müde oder grad beim Abholen hungrig oder quengelig ist? Das kann schon mal Stress machen.

Das bedeutet aber auch, dass sich Eltern voran ernsthafte Gedanken machen und reale Möglichkeiten schaffen sollten, um regelmäßig „Eigenzeit“ zu haben und einfach mit sich allein, aber auch zu zweit als Paar sein zu können. Da kann es zum Beispiel sinnvoll sein, das Kind lieber eine viertel Stunde länger in der Krippe zu belassen, um nach einer Durchschnauf-Pause zwischen Arbeit und Abholen das Kind dann entspannt zu übernehmen. Denn Kleinkinder regulieren ihre Stimmungen vorzugsweise im Kontakt mit ihren Eltern und brauchen Mama / Papa daher, um einen ereignisreichen Tag in der Tagesbetreuung gemeinsam zu verarbeiten und zur Ruhe zu kommen.

Diese Neu- und Umgestaltung braucht Zeit in der Vorbereitung, Gespräche der Eltern mit gegenseitigem Verständnis und Mut zum Einbringen eigener Vorstellungen und Bedürfnisse. Und: Mit jeder weiteren Veränderung (z.B. Kind bleibt länger in der Krippe, weil die Arbeitszeiten länger werden usw.) braucht es wieder einen neuen Aushandlungsprozess zwischen den Eltern. Denn: Das einzig Stetige ist die Veränderung.


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