Zu Ur-Großmutters Zeiten mußten Eltern kranker Kinder sich oft ohne Arzt zu helfen wissen. Bewährte Hausmittelrezepte wurden wie ein Schatz von Generation zu Generation weitergereicht. Heute dagegen herrscht beim Thema „Selbsthilfe“ eine verwirrende Vielfalt, die sich in den mannigfaltigen Gesundheits-Ratgebern und Internetforen widerspiegelt. Statt Selbstsicherheit zu vermitteln, scheinen diese eher zu verunsichern.
Die alten Rezepte basieren oft auf einer Naturverbundenheit und Kräuterkunde, die man heute kaum mehr findet. Die Herstellung der Naturheilmittel ist außerdem oft sehr zeitaufwändig. Darüber hinaus sind viele „altbewährte“ Rezepte für Kinder denkbar ungeeignet.
Für eine moderne Hausmittelkunde gilt daher:
- altbewährte Rezepte sollten auf Kinder abgestimmt sein
- die Zubereitung sollte vereinfacht werden
- die Rahmenbedingungen sollten stimmen
1. Spezielle Hausmittel für Kinder
Hausmittel, die Erwachsenen helfen, sind nicht unbedingt für Kinder geeignet.
Beispielsweise helfen in warmem Wasser aufgeweichte Dörrpflaumen tatsächlich bei Verstopfung. Verabreicht man diese jedoch Kindern, ist dieses Rezept ein sicheres Brechmittel und somit für die Therapie denkbar ungeeignet. Ein Hausmittelrezept muss also entsprechend angepasst werden, damit Kinder es tolerieren. Tipp: Einem Kind niemals ein Hausmittel aufzwingen!! Auch Kinder merken, was ihnen gut tut und was nicht.
2. Einfache Zubereitung und Übung
Die Anwendung des „Zwiebelwickels“ bei Ohrenschmerzen ist weit verbreitet und lindert die Beschwerden wirksam. Ein Beispiel für die einfachere Handhabung dieses Rezeptes ist die „Turbozwiebel“. Durch das Weglassen einiger Zwischenschritte und Einbinden des betroffenen Kindes in die eigene Therapie toleriert der kleine Patient das Hausmittel besser. Wer die warme Zwiebel selbst ans Ohr halten darf, bemerkt nicht nur die wohltuende Wärme, sondern auch die eigene Selbstwirksamkeit. Tipp: Üben Sie die Verwendung der Hausmittel schon, wenn das Kind (noch) gesund ist, und lassen Sie Ihr Kind mithelfen! Material dazu finden Sie z.B. im medizinischen Kinderbuch „Frau Doktor hat einen Vogel“ (siehe unten).
3. Rahmenbedingungen
Stress und Hektik sind im durchstrukturierten Familien-Alltag keine Seltenheit. Die Krankheit eines Kindes bringt dieses sensible Gleichgewicht jedoch leicht aus der Balance. Umso wichtiger aber auch schwieriger ist es, in eben dieser nervenaufreibenden Situation Ruhe und Geduld zu bewahren. Wichtig ist außerdem die Grenzen der eigenen Fähigkeiten zur Selbsthilfe zu kennen.
Tipp: – Schenken Sie Ihrem kranken Kind körperliche Nähe und Aufmerksamkeit! – Nehmen Sie die Beschwerden Ihres Kindes und Ihre eigenen Sorgen und Gefühle ernst! Wenn Sie sich Sorgen machen, suchen Sie einen Arzt auf! (siehe auch „Grenzen der Selbsthilfe“)
Manuela Schalek
Manuela Schalek ist Bundeskoordinatorin beim Verein KiB children care – Interessensvertretung für Kinder im Gesundheitswesen – und setzt sich für die Umsetzung der EACH-Charta "Rechte der Kinder im Krankenhaus" österreichweit ein.
www.kib.or.at
Wenn Kinder ins Krankenhaus müssen…
Ein bevorstehender Krankenhausaufenthalt eines Kindes stellt für Kinder sowie für die Eltern eine Ausnahmesituation dar. Alle Beteiligten werden aus ihrem Alltag gerissen und oft von Unsicherheit, Ängsten und Hilflosigkeit begleitet.
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