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Lehre – Lernen durch Tun

von Mag. Wolfgang Bliem

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Die österreichische Lehrlingsausbildung (duale Ausbildung) gilt weltweit als Vorzeigemodell, wie junge Menschen auf das Arbeitsleben vorbereitet werden können. Die Erfolge österreichischer Lehrlinge und Fachkräfte bei internationalen Berufswettbewerben und das hohe Ansehen, das sie weltweit genießen, unterstreicht die Bedeutung dieser Ausbildungsschiene zusätzlich.

Was aber ist tatsächlich das Besondere an der Lehrausbildung? Und: Wie können wir als Eltern bzw. Erziehungsberechtigte bei der Lehrberufswahl unterstützen?

Wissenswertes über die Lehrlingsausbildung
Die Lehrlingsausbildung ist Teil des formalen Bildungssystems in Österreich. Sie dauert je nach Lehrberuf zwischen 2 und 4 Jahren und schließt mit der Lehrabschlussprüfung ab. Damit erwerben die Jugendlichen einen öffentlich anerkannten Bildungs- und Berufsabschluss und sind berechtigt den erlernten Beruf auszuüben. Voraussetzung, um eine Lehre beginnen zu können, ist die Erfüllung der Schulpflicht, d.h. die Jugendlichen müssen neun Schuljahre absolviert haben.

Die Ausbildung in einem Lehrberuf erfolgt zum größten Teil direkt am betrieblichen Arbeitsplatz: in Büros, Werkstätten, auf Baustellen, in Verkaufsräumen, Labors, Produktionshallen usw. Rund 80 % ihrer Lehrzeit verbringen die Auszubildenden im Betrieb. Durch Lernen in der Praxis, also durch aktives Tun im realen Arbeitsleben unter realen Arbeitsbedingungen, werden ihnen die Kompetenzen für ihren künftigen Berufsalltag und darüber hinaus für ihr Leben mitgegeben.

20 % der Ausbildungszeit verbringen die Jugendlichen in der Berufsschule. Das können ein bis zwei Tage pro Woche sein, aber auch mehrere Wochen am Stück sein (geblockt). Die Berufsschule kann nicht frei gewählt werden, sondern richtet sich nach dem Lehrberuf und dem Standort des Lehrbetriebes. In der Berufsschule wird die Allgemeinbildung vertieft und es werden die theoretischen Grundlagen für die betriebliche Praxis vermittelt. Aufgrund dieser Zweiteilung der Ausbildung sprechen wir auch von dualer Ausbildung.

In Österreich gibt es rund 200 verschiedene Lehrberufe. Zählen wir die vielen Spezialisierungsmöglichkeiten dazu, sind es sogar über 300. Das bedeutet, dass in fast allen Berufs- und Interessensbereichen Lehrausbildungen angeboten werden können. Neben bekannten Klassikern wie Einzelhandel, Friseur/in, Kraftfahrzeugtechnik oder Maurer/in gehören dazu auch weniger bekannte Möglichkeiten wie Pharmatechnologie, Geoinformationstechnik oder Metallurgie. Laufend wird die Lehrberufslandschaft modernisiert, bestehende Lehrberufe werden an veränderte Anforderungen in der Arbeitswelt angepasst und neue Lehrberufe entwickelt (z. B. ab 2018: E-Commerce-Kaufmann/-frau).

Information über diese Vielfalt an Möglichkeiten zu sammeln, ist ein wichtiger Schritt bei der Lehrberufswahl.

Warum eine Lehre machen?
Rund 38 % aller Jugendlichen, die nach der Schulpflicht eine weiterführende Ausbildung beginnen, wählen einen Lehrberuf. In manchen Bundesländern ist es ca. die Hälfte aller Jugendlichen. Nachdem diese Zahl jahrelang rückläufig war, steigt sie seit 2016 wieder. Das bedeutet auch, dass von Betrieben wieder mehr Lehrstellen angeboten werden und die Chancen auf eine Lehrstelle steigen.

Die Lehrlingsausbildung unterstützt den Übergang von der Schule ins Berufsleben in besonderem Maße. Ab Beginn ihrer Ausbildung stehen die Jugendlichen mit beiden Beinen im Arbeitsleben. Anders als Abgänger/innen von mittleren oder höheren Schulen müssen sie – im Normalfall – also nicht erst nach Ende der Ausbildung mit der Arbeitsuche beginnen. Durch die Ausbildung am Arbeitsplatz kann in viel stärkerem Ausmaß als in einer schulischen Berufsbildung der Realitätsbezug der Inhalte hergestellt und das erworbene Wissen unmittelbar in der Praxis eingesetzt und erprobt werden. Mit anderen Worten: Die Jugendlichen erleben viel direkter, wofür sie eigentlich lernen.

Gleichzeitig orientiert sich die Ausbildung aber an offiziellen Lehrplänen (= Ausbildungsordnung). Dadurch ist sichergestellt, dass die Betriebe die Ausbildungsinhalte nicht willkürlich selbst bestimmen, sondern die Jugendlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten in ihrem Beruf entwickeln, die sie unabhängig vom Ausbildungsbetrieb am Arbeitsmarkt und darüber hinaus in ihrem Leben gut verwerten können.

Und noch ein Punkt: Lehrlinge verdienen während ihrer Ausbildung schon ihr eigenes Geld (Lehrlingsentschädigung). Sie sind Mitarbeiter/innen ihres Lehrbetriebs, mit denselben Rechten, aber auch Pflichten wie andere Mitarbeiter/innen des Betriebes. Natürlich gelten für Jugendliche aber gewisse Schutzbestimmungen, z. B. in Hinblick auf Überstunden oder gefährliche Tätigkeiten.

Der Übergang – Von der Schule in die Lehre
Voraussetzung, um eine Lehrausbildung beginnen zu können, ist die Absolvierung von neun Schuljahren (Erfüllung der Schulpflicht). Anders als etwa in berufsbildenden höheren Schulen können Jugendliche am Ende der 8. Schulstufe (also Neue Mittelschule oder AHS-Unterstufe) nicht direkt in eine Lehrausbildung einsteigen. Sie müssen noch ein 9. Schuljahr (Schulpflicht) absolvieren. Die Möglichkeit bietet sich dazu in einer Polytechnischen Schule. Viele wählen aber auch das erste Jahr einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule für diesen Übergang. Dieses 9. Schuljahr soll den Jugendlichen eine zusätzliche Möglichkeit geben, sich umfassend zu orientieren und damit die Lehrberufswahl erleichtern.

Um einen Lehrplatz zu bekommen müssen sich Jugendliche bei Betrieben aktiv bewerben. Es genügt nicht, sich einfach anzumelden. Die Jugendlichen suchen sich ihre Lehrstelle selbstständig, bewerben sich und durchlaufen ein Aufnahmeverfahren, oft in Verbindung mit Aufnahmetests und Bewerbungsgesprächen. Dieser Suchprozess kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bis tatsächlich eine Lehrstellenzusage sicher ist. Deshalb ist es ist wichtig den Bewerbungsprozess gut vorzubereiten und rechtzeitig zu starten. Als Eltern und Erziehungsberechtigte können wir dabei vielfach unterstützen, ganz besonders aber zum eigenständigen Bewerben und zum Durchhalten motivieren, auch wenn es mehrere Absagen gibt.

Sowohl den Jugendlichen als auch uns Eltern sollte bewusst sein, dass sich Jugendliche mit der Wahl einer Lehrausbildung früher als Schüler/innen einer weiterführenden Schule für den Schritt in die Erwachsenenwelt entscheiden; eine Entscheidung die Reife und Selbstbewusstsein erfordert, gleichzeitig aber spannende Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Die Lehrberufswahl
Es ist richtig, dass sich viele Jugendliche trotz der großen Vielfalt unterschiedlicher Lehrberufe immer wieder nur für eine Handvoll Lehrberufe entscheiden. Rund 2/3 aller Mädchen und Burschen wählen einen der Top 10 Lehrberufe (Link: Top 10 Lehrberufe bei Mädchen / Top 10 Lehrberufe bei Burschen). Neben mangelnder Information über Alternativen liegt das aber auch daran, dass es in diesen Berufen die größte Zahl an angebotenen Lehrstellen gibt.

Bei der Lehrstellenwahl sollte berücksichtigt werden, dass das Lehrstellenangebot für manche Lehrberufe regional sehr unterschiedlich ist. So wird es in Wien keine Lehrstellen im Lehrberuf Seilbahntechnik geben. Eine grundsätzliche Überlegung muss also sein, ob sich unsere Kinder (und wir als Eltern) vorstellen können, für einen Ausbildungsplatz von zu Hause wegzugehen. Flexibilität und Mobilität der Jugendlichen sind angesagt und von uns Eltern ist Vertrauen und Zutrauen gefordert. Eine Überlegung, die im Übrigen auch bei vielen spezialisierten schulischen Ausbildungsangeboten gilt.

Lehre – Start in ein Leben voller Möglichkeiten
Eine Lehrausbildung eröffnet vielfältige Möglichkeiten. Als hoch qualifizierte Fachkraft stehen innerbetriebliche Karrieren ebenso offen, wie der Weg in die Selbstständigkeit. Der Besuch von Werkmeisterschulen, Fachakademien, die Absolvierung der Meister- oder Befähigungsprüfung in bestimmten Handwerken und Gewerben ermöglichen Lehrabsolventinnen und -absolventen vielfältige Entwicklungschancen. Immer häufiger ermöglichen auch Fachhochschulen Lehrabgänger/innen mit Berufserfahrung den Zugang zum Bachelorstudien auch ohne Matura.

Mit dem Modell „Lehre mit Matura“ können sich Lehrlinge bereits ab Beginn ihrer Ausbildung auf die Berufsreifeprüfung vorbereiten. Die Berufsreifeprüfung ist eine vollwertige Matura und ermöglicht unter anderem das Studium an Fachhochschulen und Universitäten oder den Besuch von Kollegs. Die Ausbildung im Lehrberuf und gleichzeitige Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung erfordert von den Lehrlingen allerdings eine hohe Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen und sollte gut überlegt werden. Manchmal ist es vielleicht sinnvoller erst später mit der Berufsreifeprüfung zu beginnen. Als Eltern sollten wir hier besonders darauf achten, unsere Kinder nicht mit dieser Doppelbelastung zu überfordern.

Wie können wir als Eltern oder Erziehungsberechtigte bei der Lehrberufswahl unterstützen?

  • Nehmen wir die Ideen und Wünsche unserer Kinder ernst. Sprechen wir gemeinsam über die Für und Wider der verschiedenen Berufs- und Ausbildungswünsche. Und geben wir unseren Kindern den Freiraum, selbst entscheiden zu können.
  • Ermöglichen wir unseren Kindern, ihre Interessen in der Praxis zu überprüfen. Dazu bieten sich besonders die Berufspraktischen Tage (häufig als „Schnupperlehre“ bezeichnet) an, die von vielen Schulen inzwischen angeboten werden. Motivieren wir unsere Kinder aktiv, diese Möglichkeit zu nutzen und Arbeitsbereiche zu erkunden, die ihnen interessant erscheinen. Durch das hineinschnuppern in Betriebe können sie am besten herausfinden, ob die eigenen Vorstellungen mit der betrieblichen Realität zusammenpassen.
  • Fördern wir die Selbstständigkeit unserer Kinder auch zu Hause. Besonders in der Lehrausbildung wird schon relativ früh sehr selbstständiges Lernen und Arbeiten erwartet.
  • Werten wir Berufe nicht: Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Berufe oder Ausbildungen, nur Menschen die besser oder schlechter zu bestimmten Berufen und Ausbildungen passen.
  • Erzählen wir von der eigenen Berufswahl und von der eigenen Arbeit.
  • Unterstützen wir bei der Suche nach Informationen über Berufe und Ausbildungen.
  • Nehmen wir uns selbst und unseren Kindern den Druck weg, dass die erste Bildungs- und Berufswahl eine Lebensentscheidung ist. Um- und Neuorientierung ist immer möglich und wird immer wichtiger.


ANHANG

Wo finde ich hilfreiche Informationen für mich und meine Kinder?
Zahlreiche Broschüren und Webseiten informieren über Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten, insbesondere über Lehrberufe. Die Wichtigsten davon sind:


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