Ich finde beim Räumen einen Zettel aus dem Jahre 1996, mein erstes Kind besucht das letzte Jahr den Kindergarten, das zweite ist wenige Wochen alt. Darauf einige eilig hin gekritzelte Stichworte, die einen halben „normalen“ Tagesablauf beschreiben. Erstaunt lese ich:
5.00:
Aufstehen, stillen, wickeln, Michele niederlegen
5.50:
Kaffee aufstellen, Tisch decken, Nachrichten hören, Waschmaschine füllen
6.05:
Bad
6.15:
Hannes wecken, Weckerl ins Rohr, Waschmaschine einschalten
6.30:
Jan wecken, frühstücken, nach Jan sehen, der sich umziehen sollte
6.50:
Jan kommt und frühstückt
7.20:
Jan geht Zähneputzen und frisieren und wird abgeholt, ich beginne mit dem Mittagessen, mache den Germteig, schneide Schinken und Petersilie (Zwiebel fehlt noch)
8.00:
Michele stillen, wickeln, 2x umziehen
9.00:
Michele in der Küche niederlegen, Schlaf- und Kinderzimmer lüften, Wäsche schleudern, Maschine neu füllen, Windeln wegräumen, Schafwollsachen einweichen, Schlaf- und Kinderzimmerfenster schließen, Michele ins Schlafzimmer legen, Betten machen, Weihnachtsstern wegwerfen, als Michele schläft Kies streuen und Wäsche abnehmen und aufhängen, Zwiebel schneiden und Fülle rösten, Wohnzimmer lüften
10.25:
Wasser abpumpen und Wäsche schleudern, Anruf bei Naturwäscheladen, Arbeitszimmer lüften, Teig ausrollen (pickt!), füllen, Strudel einrollen, Fenster schließen, Schafwollwäsche waschen, schwemmen, ausdrücken, aufhängen
11.00:
Baby baden, 3x wickeln! Badetuch voll. 2x läutet das Telefon. Baby schreit, Brust ausstreichen, Backrohr einschalten, Strudel bestreichen
11.30:
Stillen, Telefon
11.45:
Strudel ins Rohr
12.05:
Michele niederlegen, Bad aufräumen
12.25:
Jan wird gebracht. Gewand richten, sein Bett machen, Strudel aus dem Rohr, Jan antreiben, Tisch decken
12.35:
Essen
Und ich frage mich: Wie habe ich das überstanden? Warum habe ich das alles gemacht? Wäre es auch mit ein bisschen weniger Arbeit gegangen?
Zeitmanagement – ein Zauberwort in aller Munde und Ohren. Aber was ist Zeitmanagement, was kann das für mich als Mutter oder Vater bedeuten?
Stellen Sie sich vor, eine gute Fee schenkte Ihnen eine Stunde Zeit. Wie würden Sie diese verbringen? Ihre Antwort:_______________________
Richtig! Genau das ist das Ziel von Zeitmanagement in unserem Bereich. Es geht nicht um die Frage wie ich noch mehr in noch weniger Zeit erledigen kann. Es geht darum, wie ich mich in einer möglicherweise völlig neuen Situation (jede Mutter/jeder Vater bekommt einmal „das erste Kind“) erlebe bzw. erleben will. Unser Leben ist plötzlich von den Bedürfnissen eines kleinen Menschen mitbestimmt, meist mehr als weniger.
Was können Sie (auch wenn Ihr Kind schon älter ist) tun?
- Schreiben Sie alles auf, was zu tun ist.
- Unterstreichen Sie, was wirklich nur Sie tun können (also eventuell das Stillen).
- Daraus ergibt sich, dass den Rest jemand anderer tun könnte.
- Denken Sie darüber nach. (Das Thema Delegieren ist nicht unwichtig!!!)
- Was ist das Dringlichste was ich tun muss? Damit beginnen Sie, alles was darüber hinaus noch möglich ist, ist neben einem Neugeborenen – in bestimmten Phasen natürlich auch später – fast so etwas wie Luxus. Organisieren Sie sich Unterstützung und ganz wichtig: Ruhepausen!!!
Birgit S.
Sie ist berufstätige Mutter von zwei Söhnen. Hauptberuflich in der Wissenschafts- kommunikation und als freie Journalistin tätig, plaudert sie unter dem Pseudonym „Mutti“ seit 2009 in ihrem Blog aus dem Nähkästchen: „Muttis Nähkästchen“
https://muttis-blog.net
Um Nadel, Faden und Zwirn geht es hier dennoch nicht, sondern vielmehr um Begleitung, Erziehung, Kommunikation mit Kindern, Tipps rund den Alltag mit Kindern, die Behebung des einen oder anderen Wehwehchens und auch ganz viel Scheitern. Das sind Erfahrungsberichte aus erster Hand sowie relevante Inhalte zu Themen, die uns Eltern bewegen – insgesamt möglichst lösungsorientiert.
Geburt geschafft – alles geschafft?
Mit der Geburt ist alles geschafft?
Leider Fehlanzeige.
Um ehrlich zu sein: jetzt fängt es erst richtig an.
Schmerzen danach.
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