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Vater, Mutter, Kind?

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Auch das Sexualverhalten verändert sich und ein Seitensprung wird nicht gleich zum Trennungsgrund für Partnerschaften Der Wandel der Lebensformen
sowie der Einstellungen zu Ehe und Familie wurden im Rahmen des österreichischen Sozialen Surveys erhoben und die Ergebnisse von 1986, 1993 und 2003 miteinander verglichen. Bei dieser repräsentativen sozialwissenschaftlichen Untersuchung wurden 2000 Österreicherinnen und Österreicher befragt.Veränderte FamilienstrukturDie Familienstruktur verändert sich und geht in Richtung Alleinerziehend und Alleinlebend, zeigt die von 1986 bis 2003 laufende Datenerhebung. Die
häufigste Lebensform ist mit 82 % weiterhin die mit Kindern. Davon entfallen 63 % auf die traditionelle Familie und 19 % auf Alleinerziehende mit Kindern. Die Anzahl der traditionellen Familien, in der(Ehe)Partner mit Kindern leben, ist damit gegenüber 1986 um 16%-Punkte zurückgegangen. Konstant geblieben ist die Anzahl der Paare ohne
Kinder (2003: 6 %). Singles bzw. Alleinlebende ohne Kind haben von 7 % im Jahr 1986 auf 12 % im Jahr 2003 zugenommen. Einen Zuwachs von 26 % im

Jahr 2000 auf 31 % im Jahr 2010 ist auch für die Lebensform der Alleinerziehenden zu erwarten,die damit eine der häufigsten Lebensformen in naher Zukunft sein werden. Die Typologie der Lebensformen beruht auf Personen im Alter zwischen 35 und 59 Jahren. In dieser Altersgruppe
haben die meisten die Familiengründung abgeschlossen und die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass der Lebenspartnern bzw. die Lebenspartnerin noch nicht verstorben ist. (Familiengründung
meist abgeschlossen, Lebenspartner/in noch nicht verstorben).Modern mit Beruf und Kind
Bislang konnte Österreich im internationalen Vergleich dem pro-traditionellen Modell (nach Gauthier 1996) zugeordnet werden, das einen
männlichen Haupternährer bzw. „male bred-winner“ beschreibt. Die Erhebung lässt aber eine Entwicklung in Richtung egalitäres Modell erkennen, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern vorsieht und vor allem in den skandinavischen Ländern gelebt wird. Aktuell scheint die österreichische Gesellschaft zweigeteilt zu sein: die eine Hälfte hält an traditionellen Einstellungen fest, während sich die andere Hälfte von diesen Leit-vorstellungen verabschiedet hat. Das traditionelle Frauenbild wird zunehmend weniger akzeptiert, rund die Hälfte der Bevölkerung erwartet aber weiterhin, dass eine Frau mit Kind möglichst nicht erwerbstätig sein sollte. Auch der Wunsch nach zumindest einem Kind steigt leicht an,
wird aus der über 20 Jahre laufende Untersuchung ersichtlich. Die Kombination aus Berufsorientierung und Kinderwunsch gilt als „moderner“ Einstellungstyp, dem vor allem junge und gebildete Frauen, aber auch Männer entsprechen. Die Autoren haben folgende Typologie für die
Einstellung von Frauen und Männer aufgestellt:

Von modern bis gar nicht

Modern (von 12 % 1986 auf 27 % 2003):
Berufstätigkeit und Bereitschaft für Kinder
Selbstverwirklicher (von 13 % auf 20 %):
Berufstätigkeit, aber keine Kinder fürs persönliche
Lebensglück notwendig
Konservative (von 50 % auf 36 %):Wunsch nach
Kindern, Erwerbstätigkeit wird prinzipiell abgelehnt
Verweigerer (von 26 % auf 17 %): weder das

Erwerbsleben noch Kinder werden angestrebt

Frauen sind „moderner“ als Männer, zugleich aber auch in der Gruppe der „Konservativen“ stärker vertreten als diese. Mehr Männer bevorzugen der Erhebung zufolge ein Leben ohne Kinder. Auch die Zahl der männlichen „Verweigerer“, die eine Frau ohne Erwerbstätigkeit und keine Kinder wollen, ist mit 21 % relativ hoch.

Ehe verliert an Bedeutung

Die Bedeutung der Ehe als Institution nimmt ab, dafür gilt die Qualität der Beziehung als ein wichtiges Kriterium für die Partnerschaft. Insgesamt werden Beziehungen instabiler und Scheidungen nehmen zu, ist in den letzten 20 Jahren zu beobachten. Parallel dazu ändert sich die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zur Sexualität. Ein Großteil
der Jugendlichen geht voreheliche Partnerschaften ein und macht Erfahrungen mit mehreren SexualpartnerInnen in wenigen Jahren.

Auflösen und erneutes Eingehen einer Partnerschaft wiederholen sich.
Ein Seitensprung des Partners bzw. der Partnerin wird zwar nicht positiv gesehen, aber von den Österreicherinnen und Österreichern zunehmend

toleriert und wird nicht gleich zum Trennungsgrund. Am tolerantesten zeigen sich bei sexuellen Aktivitäten außerhalb der Partnerschaft ältere Paare über 40 Jahre ohne Kinder (für 50 % kein Grund). Jüngere Paare mit Kindern würden einen Seitensprung des Partners bzw. der Partnerin am
wenigsten hinnehmen (kein Grund für 22 %).

Zufriedene Partnerschaften
Der Erhebung zufolge herrscht unter der österreichischen Bevölkerung eine große Zufriedenheit mit der Partnerschaft. 70 % sind mit der Partnerin bzw.dem Partner „sehr zufrieden“, 26 % sind „eher zufrieden“. Ausschlaggebend dafür sind eine befriedigende Kommunikation und eine befriedigende Sexualität. Beide Bereiche wirken aufeinander und sind für die Stabilität der Partnerschaft wichtig. Gefühle einer intensiven Beziehung und befriedigenden Sexualität gehören bei Singles, Alleinerziehenden, und alleinstehenden älteren Menschen (mit Kindern, aber nicht im selben Haushalt) weniger zum Alltag als bei Paaren mit und
ohne Kinder. Positive Lebensgefühle sind aber auch neben der Lebensform der traditionellen Familie vorhanden – zumindest in bestimmten Lebens-phasen bei Paaren ohne Kinder und Singles bis zur Lebensmitte. In fortgeschrittenem Alter sind in erster Linie Alleinerziehende mit ihrem
Gefühlsleben weniger zufrieden. Das erklärt, warum nicht-familiäre Lebensformen (keine Belastungen durch Kinder bzw. keine ehelichen,
rechtlichen Verpflichtungen) in bestimmten Lebensphasen durchaus attraktiv sind.

Lebensformen nach Altersgruppen (Survey 2003)

16-19: die meisten leben ohne Partner, die Singles stellen die stärkste Gruppe dar

20-24: vor allem allein lebend und kinderlos. Frauen: 26 % leben mit Partner zusammen (1986: 12 %).

25-29: alle Lebensformen vertreten. Die Zahl der
Paare mit Kindern nehmen verglichen mit früher ab,
Singles und Paare ohne Kinder werden mehr.

30-34: Paare mit Kindern werden weniger: 1986 gehörten dieser Gruppe noch 60 % der Männer an, 2003 sind es nur mehr 49 %. Frauen ähnlich. Singles
am zweithäufigsten. Bereits großer Anteil an alleinerziehenden Frauen mit 17 % im Jahr 2003.

35-39:Typ „Paar mit Kind“ an erster Stelle.
Auffallend viele männliche Singles (vermutlich wegen
der bereits Geschiedenen).

40-44: Auch hier sind Paare mit Kindern die häufigste
Lebensform. Männer: 28 % Singles 2003, Frauen:
14 % Alleinerzieherinnen.

45-60: kaum Kinder unter 16 Jahren im Haushalt.

Große Anzahl an Alleinerziehenden mit Kindern über
16 Jahren.

Über 60: größerer Anteil an Frauen ohne Partner –
aufgrund des niedrigeren Heiratsalters und der
höheren Lebenserwartung überleben Frauen den Tod
ihres Partners durchschnittlich um ca. neun Jahre.

Literaturtipp:

Wolfgang Schulz, Christian Hummer:
Veränderungen in den Formen des Zusammenlebens und Wandel der Einstellung zu Ehe und Familie.

In:Wolfgang Schulz, Max Haller, Alfred Grausgruber
(Hrsg.): Österreich zur Jahrhundertwende.
Gesellschaftliche Werthaltungen und Lebensqualität
1986-2004.Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden
2005. S.343-366. ISBN 3-531-14623-8