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Von Superhelden und überforderten Familienvätern

Elternbildung
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Casino Royale, der neueste James Bond Streifen, ist vor kurzem unter großem Mediengetöse in den Kinos angelaufen. Seit mehreren Jahrzehnten jagt 007 nun schon die Schurken dieser Welt. Die gefährlichsten Situationen übersteht er dabei regelmäßig unversehrt und lenkt zudem auch noch die Aufmerksamkeit zahlreicher weiblicher Schönheiten auf sich. MANN vor der Kinoleinwand kann durchaus manchmal neidisch werden auf diesen in vielerlei Hinsicht heroischen Geheimagenten. Die oftmalige Überhöhung männlicher Charaktere in der heutigen Medienwelt thematisiert auch die Studie “Männer in den Medien” von Elisabeth und Ivo Ponocny. Eine zentrale Aussage daraus ist, dass vor allem in Filmen vorwiegend Männer die heldenhaften Figuren verkörpern und sich diese meist durch Mut, Kompetenz und Teamfähigkeit auszeichnen. Als ein möglicher Grund für diese Überhöhung männlicher Filmcharaktere wird das menschliche Bedürfnis nach Sensation angeführt. Mit anderen Worten ausgedrückt, die Beobachtung außergewöhnlicher Geschehnisse und Personen ist in der Regel einfach interessanter als die Beobachtung des durchschnittlichen Alltagslebens durchschnittlicher Alltagsmenschen.

Filmhelden als Spiegelbilder

Einen weiteren Erklärungsansatz dafür, dass das Heldentum in Filmen überwiegend in männlicher Hand ist, sehen Elisabeth und Ivo Ponocny in der Überlegung, dass viele Männer die Filmhelden in einer gewissen Art und Weise als ihre Spiegelbilder betrachten und deren Anerkennung auf sich projizieren:
“Gelegentlich werden derartigen Fantasien auch explizit Brücken gebaut wie etwa in Pearl Harbour, wonach sich das Herausragen aus der Masse ja erst in Kriegszeiten zeige. Dementsprechend kann der jetzt ein normales Leben führende Mann ja durchaus auch so ein Held sein, nur eben ein unentdeckter.“ Männer sind in Filmen, Serien und Werbespots aber nicht ausschließlich Helden. Immer wieder fungieren sie auch als Träger von Gewalt oder verkörpern mit dem Alltagsleben überforderte Zeitgenossen. Die beiden StudienautorInnen sprechen daher auch von einer Extremisierung der Männer in den Medien, also einer Darstellung zwischen Heldenkultur und Inkompetenz. Als extrem kindliche und dümmliche Männer wurden bei im Zuge der Studie durchgeführten Gruppendiskussionen beispielsweise Max Putz aus der Werbung des Möbelhauses Lutz oder die “Speckmännchen” aus den von der Firma Telering eingesetzten Werbespots eingestuft. Sowohl im Guten als auch im Schlechten scheinen die in den Medien dargestellten Männer keine “normalen” Menschen zu sein, so die StudienautorInnen. Film-, Serien- und Werbeväter sind Mangelware Die in den untersuchten Medien vorkommenden Männer sind meist auch keine Väter. In den für die Studie analysierten Filmen, Serien und Werbespots hatten von insgesamt 750 auftretenden Männern nur 79 auch die Vaterrolle inne.

Die Psychotherapeutin Ornella Garbani-Ballnik führt in einem von ihr erfassten Gastbeitrag zur Studie das häufige Fehlen von Vätern in Filmen unter anderem darauf zurück, dass in der Phase, in der ein Held seine männliche Identität sucht, dieser noch nicht Vater ist, sondern sich erst auf dem Weg befindet, sich als Mann zu begreifen. Sie stellt aber auch die Frage in den Raum, ob der Mangel an Vätern in Filmen nicht das enerelle Fehlen von Vätern widerspiegle. Die bereits angesprochene Rolle des Helden scheint darüber hinaus, laut Elisabeth und Ivo Ponocny, nur schwer mit der Rolle des Vaters vereinbar: “In den beobachteten Serien ist ein Mann entweder ein Vater, oder er ist ein Held, beides zugleich kommt nicht vor.” In Film und Serie würden Väter größtenteils problematisch dargestellt, sie seien beispielsweise häufig abwesend oder würden einen autoritären Erziehungsstil an den Tag legen. Dazu kämen dann noch Väter, die sich mit ihrem Verhalten eher lächerlich machen würden, wie der doch eher inkompetent wirkende Vater Hal aus der US-amerikanischen Serie Malcolm Mittendrin. Anstelle der eher überforderten biologischen Väter trete in den Medien oft ein männlicher Charakter auf, der einen überidealisierten, unbiologischen väterlichen Freund und Lehrer darstelle. Zusammenfassend sei daher festgehalten, dass in den im Rahmen der Studie beobachteten Medien oft der Eindruck vermittelt wird, dass Männer früher oder später vor zwei sich ausschließenden Optionen stünden: “Mann zu sein heißt (in den untersuchten Medien, Anm. d. Red), sich zu entscheidena) entweder für ein beziehungsfreies Leben am Limit, immer auf der Suche nach dem nächsten Superlativ, der höheren Berufung oder sogar der Rolle eines vom Schicksal Auserwählten – oder b) für ein gebundenes, unfreies Leben im Kampf gegen Überforderung als hemann und Vater.” | Martin Gradl

Quelle: bzw Informationsdienst des Österreichischen Insituts für Familienforschung 24/06