In der Auseinandersetzung mit der gesamten Sprachentwicklung im Baby- und Kindesalter müssen einige Faktoren beachtet werden: Für einen natürlichen Spracherwerb einer Lautsprache und die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung bzw. des Hörens müssen das Gehirn und das Ohr gesund sein. Für einen natürlichen Spracherwerb einer Gebärdensprache und die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung bzw. des Sehens müssen das Gehirn und das Auge gesund sein.
Für die altersgemäße Sprachentwicklung in der gesprochenen oder gebärdeten Modalität sind ein intaktes Gehirn und genügend Anregung von Seiten der Umwelt notwendig. Fehlt eine dieser Komponenten, führt dies meist zu Sprachentwicklungsverzögerungen. Bei Verdacht einer Hörstörung ist daher eine frühest mögliche Diagnose und Abklärung beim Kinder-, Facharzt oder einer HNO-Ambulanz wichtig.
Eltern und ihren Kindern stehen bei einer etwaigen Hörbeeinträchtigung des Kindes ein hilfreiches Netz an Logopäd/innen, Frühförder/innen, Sprachheilpädagog/innen und anderen Professionen zur Verfügung. Auch in Seminaren und bei Informations- und Elternabenden erfahren Eltern Unterstützung. Durch die Sorge um die Entwicklung des Hörens und Sprechens darf jedoch nie die Gesamtentwicklung des Kindes vergessen werden.
Expert(inn)enstimmen
Verena Krausneker
Verena Krausneker, geb. 1973, ist promovierte Sprachwissenschafterin an der Universität Wien. Der Fokus ihrer Arbeit sind Gebärdensprachen. 2014 – 2016 leitete sie ein europäisches Projekt zu Gebärdensprachen in der Schulbildung: www.univie.ac.at/designbilingual. Sie war 7 Jahre ehrenamtlich als Expertin für die World Federation of the Deaf tätig. Krausneker ist Mitbegründerin des Feldenkrais Institut Wien.
Sprechen ist nicht gleich Sprache
Der Sehsinn ist jener Sinn, der bei Ihrem gehörlosen Kind den Hörsinn ersetzen kann, der dem Kind die meisten Informationen bringt und der bei gehörlosen Menschen speziell gut ausgebildet wird. Über den Sehsinn können sie von Anfang an mit Ihrem Kind kommunizieren.
Sonja Hickmann
Sonja Hickmann ist Diplomierte Logopädin und arbeitet im AKH Wien an der Abteilung für Allgemeine Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frühdiagnostik und Therapie von kindlichen Hörstörungen. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer therapeutischen Arbeit ist die Rehabilitation von Erwachsenen und Kindern nach einer Cochlear Implantation.
Sprachstörungen im Kindesalter
Die Sprachentwicklung ist ein Teil der Gesamtentwicklung des Menschen. Ein Kind verfügt nicht von Anfang an über „Sprache“. Sie entwickelt sich langsam und in einer bestimmten Abfolge – wie eine kleine Pflanze, die zum Baum heranwächst.
Gerorg Berger
SOL Georg Berger (Leitungs-Team des SPZ für Hörbeeinträchtigte in Kärnten)
E-Mail: ohr.gberger@gailtal.at
Homepage: www.hoeren.ksn.at
Wie entwickelt sich das Gehör
Der Hörvorgang jedes Menschen gliedert sich in zwei gut unterscheidbare Abschnitte. Als „peripheres Hören“ bezeichnet man die Fähigkeit, Töne, Klänge, Geräusche und Sprache überhaupt wahrzunehmen. Als peripheres Hören wird die gewissermaßen „am Rande liegende“ reine Umsetzung von Schall durch das Ohr in Nervenimpulse bezeichnet.
Christine Kügerl
Dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberaterin, Eltern-, Säuglings- und Kleinkindberatung, Dipl. Elternbildnerin, Ausbildungsreferentin, Dipl. Gesundheits- und Krankenschwester, Mitarbeit bei elternweb2go.
Wenn Kinder stottern
Manchmal sind die Gedanken des Kindes schneller, als es Mund und Zunge bewegen kann. Oder es findet die passenden Worte nicht so rasch. Dieser Umstand kann zu lockeren Wiederholungen von Silben oder Wörtern führen und den Redefluss des Kindes unterbrechen.