Die Stillzeit kann eine wunderbare, aber auch herausfordernde Erfahrung sein. Leider fehlt es heutzutage sehr oft an der nötigen Unterstützung, die frischgebackene Mütter brauchen würden. In unserer Gesellschaft fehlen positive Still-Vorbilder. Außerdem sind noch viele „Still-Mythen“ im Umlauf, die erst recht zu Problemen führen.
Somit ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen auf Probleme stoßen, die das Stillen erschweren können und sie dabei alleingelassen sind.
Zu den häufigsten Problemen während dem Stillbeginn zählen schmerzhafte, gereizte oder verletzte Brustwarzen. Stillen ist anfangs ungewohnt, aber es darf nicht weh tun! Die Ursache für gereizte oder gar wunde Brustwarzen liegt meistens in der unkorrekten Anlegetechnik. Ist ein Baby richtig angelegt, verletzte es die Brustwarze nicht, egal wie lange es saugt. Aus diesem Grund sollte die frischgebackene Mama ab dem ersten Anlegen Unterstützung durch eine Hebamme oder Wochenbett-Krankenpflegerin haben.
Durch korrektes Anlegen tut stillen nicht weh und die Brustwarzen bleiben heil.
Sind die Brustwarzen bereits gereizt, wird die Hebamme oder Krankenpflegerin geeignete Maßnahmen zur Linderung und Heilung treffen.
Vor allem in den ersten Tagen und Wochen muss das Baby das Saugen an der Brust erlernen. Wenn in dieser sensiblen Phase künstliche Sauger oder Beruhigungssauger verwendet werden, kann es beim Baby zu einer Saugverwirrung kommen. Das Baby kann nicht mehr effektiv an der Brust trinken, weil sich die Brustwarze im Mund ganz anders anfühlt und auch ein anderes Saugmuster angewendet werden muss. Deshalb sollte in der ersten Zeit auf Flasche und Schnuller verzichtet und wenn nötig stillfreundliche Zufütterungsmethoden angewendet werden.
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Baby saugverwirrt ist, kontaktiere eine Stillberaterin oder Hebamme, die auf diesem Gebiet fortgebildet ist. Sie können helfen, Strategien zu entwickeln, um das Stillen zu fördern und die Saugverwirrung zu überwinden.
Bei einem Stillstreik verweigert das Baby die Brust plötzlich, obwohl es zuvor schon ohne Probleme gestillt hat. Eine solche Brustverweigerung kann nach einigen Mahlzeiten oder Tagen wieder vorbei sein. Nicht immer kann man eine Ursache dafür erkennen. Wichtig ist, dass du dir Hilfe holst durch eine Fachperson, um weiterer Probleme zu vermeiden.
Das Problem von zu wenig Muttermilch kann sowohl im Wochenbett als auch zu einem späteren Zeitpunkt auftreten. Oftmals sind Falschinformationen oder mangelhaftes Stillmanagement die Ursachen für den Milchmangel. In den meisten Fällen kann die Ursache durch die Unterstützung einer ausgebildeten Stillberaterin oder Hebamme behoben werden.
Einen Milchstau bemerkst du durch eine harte, schmerzhafte Stelle in der Brust.
Die Brust kann dort auch gerötet sein. Du hast aber weder Fieber, Schüttelfrost noch ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Die Ursache für einen Milchstau ist meist, dass die Milch nicht richtig abfließen kann, z.B. durch einschnürende Kleidung oder zu seltenem Stillen. Auch die Verwendung eines Stillhütchens kann einen Stau auslösen. Durch häufiges, korrektes Anlegen löst sich ein Stau meist innerhalb weniger Tage wieder auf.
Sollte dies nicht der Fall sein oder du bekommst zusätzlich Fieber und grippeähnliche Symptome, solltest du unbedingt einen Arzt/eine Ärztin oder ein Krankenhaus aufsuchen. Aus einem unbehandelten Milchstau kann sich eine Brustentzündung entwickeln, die medikamentös behandelt werden muss. Die Behandlung erfolgt mit einem stillfreundlichen Antibiotikum sowie Schmerzmitteln, die das Weiterstillen ohne Bedenken möglich machen, was auch unbedingt angestrebt werden soll.
Wenn das Stillen gar nicht klappen will, ist es wichtig, dass du dir nicht die Schuld dafür gibst. Du bist auch nicht allein. Vielen Müttern geht es ähnlich. Hole dir zeitnah Unterstützung durch eine ausgebildete Stillberaterin. Sie kann dir helfen, dass Stillen zu optimieren, dich zu alternativen Fütterungsmethoden beraten oder dich bei der Entscheidung unterstützen, ob du das Stillen noch weiter versuchen möchten.
Wenn du eines der oben angeführten Probleme erlebst oder einfach unsicher bist, wie du mit einer Situation umgehen sollst, zögere nicht dir Hilfe zu suchen.
Achte bei der Auswahl einer Stillberaterin auf ihre Qualifikation, denn: Stillberaterin ist nicht gleich Stillberaterin. Sie sollte eine fundierte Ausbildung haben wie z.B. Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Stillberaterin EISL, ehrenamtliche Beraterinnen der La Leche Liga oder ÖAFS, um nur einige zu nennen.
Die beste Möglichkeit zur Vermeidung von Stillproblemen ist der Besuch eines Stillvorbereitungskurses bereits in der Schwangerschaft.
Ein Geburtsvorbereitungskurs ist mittlerweile für die meisten Frauen selbstverständlich. Dies sollte in Zukunft auch bei Stillvorbereitungskursen der Fall sein. Denn mit Wissen im Gepäck startet man mit mehr Sicherheit und Leichtigkeit in diese besondere Zeit.
Hier findest du Hilfe:
Für Fragen rund um das Thema Stillen wende Dich bitte an eine Stillorganisation:
VSLÖ (IBCLC-Stillberatung) https://www.stillen.at/
La Leche Liga Österreich https://www.lalecheliga.at/
ÖAFS https://www.oeafs-stillen.at/
Nützliche Links:
https://www.stillen.at/stillberatung/richtig-stillen-von-anfang-an/
Literaturempfehlung:
Stillen, GU; Marta Guoth-Gumberg, Elizabeth Hormann