Bewusst, informiert und gestärkt ins Familienleben starten – Ihr persönlicher Weg zur Geburt und ins Elternsein
von Martina Arzt-Hofer
Nichts ist persönlicher, intimer und lebensverändernder, als ein Kind zu erwarten und zu gebären. Die Schwangerschaft ist für viele Frauen und Paare eine Zeit des Übergangs – zwischen Vorfreude und Unsicherheit, körperlicher Veränderung und emotionaler Neuausrichtung. Oft tauchen viele Fragen auf:
Wie werde ich als Mutter oder Vater sein? Was kommt bei der Geburt auf mich zu? Wie wird sich unser Alltag verändern?
Diese Fragen sind nicht nur normal – sie sind ein wichtiger Teil des Elternwerdens. In dieser bewegten Zeit kann eine gute, bewusste Vorbereitung eine wertvolle Unterstützung sein.
Mehr als ein Geburtsvorbereitungskurs: Elternbildung als ganzheitliche Begleitung
Viele Menschen denken beim Thema Vorbereitung auf die Geburt zuerst an einen klassischen Geburtsvorbereitungskurs im Krankenhaus. Diese bieten wichtige Informationen zu den Abläufen während der Geburt, Schmerzmitteln oder Atemtechniken. Doch das Elternwerden ist mehr als ein medizinischer Prozess – es ist ein tiefgreifender Wandel auf körperlicher, psychischer, partnerschaftlicher und sozialer Ebene.
Ein ganzheitliches Seminar zur Vorbereitung auf Geburt und Elternschaft – geleitet von qualifizierten Elternbildner:innen – geht weit über die reine Geburtsvorbereitung hinaus. Es begleitet Sie durch die gesamte Schwangerschaft und hilft Ihnen, sich auf das Leben mit einem Kind vorzubereiten.
In diesen Kursen geht es um:
- den Austausch mit anderen werdenden Eltern
- das Erforschen Ihrer eigenen Gefühle, Wünsche und Ängste
- das Verstehen und Annehmen der Veränderungen in Ihrer Partnerschaft
- die bewusste Wahrnehmung Ihres Körpers und Ihrer Intuition
- die Stärkung Ihrer Selbstwirksamkeit und Elternkompetenz
- die Vorbereitung auf das Wochenbett und den neuen Alltag mit Baby
Sie werden ermutigt, Ihre Fragen zu stellen, Ihre Gedanken zu teilen und sich selbst als werdende Mutter, als werdender Vater ernst zu nehmen – mit allem, was dazugehört.
Eine Chance für die Partnerschaft
Frauen und Männer erleben eine Schwangerschaft oft unterschiedlich. Während die werdende Mutter durch körperliche Veränderungen täglich an das Baby erinnert wird, läuft dieser Prozess für den werdenden Vater meist abstrakter ab. Gespräche über Gefühle, Vorstellungen und Ängste sind in dieser Zeit besonders wichtig.
Die Schwangerschaft ist eine Gelegenheit, sich gemeinsam mit Themen auseinanderzusetzen wie:
- Was wünschen wir uns für die Geburt?
- Wie stellen wir uns die Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit vor?
- Was bringt jeder von uns aus seiner Herkunftsfamilie mit – und was davon möchten wir weitergeben?
Ein gutes Seminar unterstützt Paare dabei, gemeinsam zu wachsen – als Team, das sich bewusst auf die Elternschaft vorbereitet.
Kontakt zum Baby – schon vor der Geburt
Ihr Baby ist schon jetzt ein Teil Ihrer Familie. Es spürt Ihre Berührungen, reagiert auf Stimmen und Musik. Nehmen Sie sich Zeit, mit ihm in Kontakt zu treten – durch sanftes Streicheln, ruhiges Atmen, Singen oder einfaches Dasein. Auch wenn die Tage voll und die Gedanken schwer sind: Solche Momente fördern nicht nur die Bindung, sondern helfen Ihnen auch, sich selbst zu zentrieren.
Und: Auch ambivalente Gefühle sind erlaubt. Vielleicht war die Schwangerschaft ungeplant. Vielleicht gibt es finanzielle Sorgen oder Unsicherheit vor der neuen Rolle. Es ist in Ordnung, nicht nur Glück zu empfinden. Wichtig ist, sich mit diesen Gefühlen nicht allein zu lassen – Beratungsstellen und Fachpersonen stehen Ihnen zur Seite.
Ein guter Start beginnt mit Vertrauen – in sich selbst und ins Leben
Viele mediale Darstellungen zeigen Geburt als dramatisch, schmerzhaft oder sogar gefährlich. Kein Wunder, dass sich viele werdende Eltern verunsichert fühlen. Dabei ist Geburt ein natürlicher Vorgang, der in den allermeisten Fällen ohne medizinische Eingriffe möglich ist. Voraussetzung dafür ist, dass Sie gut vorbereitet sind, Ihrer eigenen Kraft vertrauen und in einem Umfeld gebären, das Ihre Bedürfnisse respektiert.
Informieren Sie sich über verschiedene Geburtsorte – ob Klinik, Geburtshaus oder Hausgeburt – und überlegen Sie, was Sie brauchen, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Fragen Sie sich:
- Wer soll mich begleiten?
- Was gibt mir Vertrauen und Kraft?
- Wie soll mein Baby empfangen werden?
Eine gute Begleitung während der Geburt – ob durch Partner:in, Hebamme, Doula oder eine andere vertraute Person – macht einen großen Unterschied. Studien zeigen: Wer liebevoll unterstützt wird, erlebt die Geburt oft selbstbestimmter, positiver und weniger belastend.
Die Zeit nach der Geburt bewusst gestalten
Das sogenannte Wochenbett ist mehr als Erholung – es ist die erste Zeit des intensiven Kennenlernens zwischen Eltern und Kind. Planen Sie dafür bewusst Rückzug und Ruhe ein. Nehmen Sie Hilfe an, lassen Sie den Haushalt ruhen, und entscheiden Sie selbst, wann und wer Sie besuchen darf. Geben Sie sich Zeit, in Ihrer neuen Rolle anzukommen.
Gut vorbereitete Eltern wissen, was auf sie zukommen kann – und können mit Herausforderungen gelassener umgehen. Sie erkennen frühzeitig ihre Bedürfnisse und Grenzen, holen sich Unterstützung, wenn nötig, und vertrauen auf ihren eigenen Weg.
Welches Angebot passt zu Ihnen?
Ob Einzelbegleitung, Frauen- oder Paarkurs: Es gibt heute viele Möglichkeiten, sich auf die Geburt und das Elternsein vorzubereiten. Wichtig ist, dass das Angebot zu Ihnen passt. Fragen Sie nach:
- Wird die Schwangerschaft auch als erste Phase des Elternwerdens betrachtet?
- Gibt es Raum für persönliche Themen und Gruppen-Austausch?
- Werden auch die erste Zeit mit dem Kind, Stillen, Wochenbett und Rollenveränderungen behandelt?
- Welche Haltung hat die Kursleitung zu Selbstbestimmung, natürlichen Prozessen und Vielfalt?
Wenn ein Kurs nicht in Frage kommt – aus zeitlichen, persönlichen oder anderen Gründen – können Sie sich dennoch gut vorbereiten. Setzen Sie auf seriöse Literatur, vertrauenswürdige Online-Angebote und den Austausch mit erfahrenen Fachpersonen. Gönnen Sie sich Ruhe, Bewegung, Kontakt zum Baby und bauen Sie frühzeitig ein Unterstützungsnetz auf.
Pränataldiagnostik: Zwischen Sicherheit und Verunsicherung
Ein weiteres Thema, mit dem viele werdende Eltern während der Schwangerschaft konfrontiert sind, ist die Pränataldiagnostik. Die Vielzahl an Untersuchungen in der Schwangerschaft kann auf den ersten Blick beruhigend wirken: Moderne Medizin ermöglicht es, viele Entwicklungen beim ungeborenen Kind frühzeitig zu erkennen – das kann im besten Fall helfen, gezielt zu begleiten und zu unterstützen.
Doch so hilfreich diese Untersuchungen sein können, so ambivalent sind sie auch. Denn: Sie liefern oft keine klaren Antworten, sondern Wahrscheinlichkeiten. Und plötzlich stehen Eltern nicht vor einem medizinischen, sondern einem ethischen oder emotionalen Dilemma – etwa bei einem auffälligen Befund, der nicht eindeutig ist, aber große Sorgen auslöst.
Viele Eltern empfinden die Pränataldiagnostik als „Segen und Fluch zugleich“: Einerseits das Bedürfnis, alles richtig zu machen, mögliche Risiken früh zu erkennen – andererseits die Belastung, ständig auf „Fehlersuche“ zu sein. Und was, wenn tatsächlich eine Auffälligkeit festgestellt wird? Dann müssen innerhalb kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen getroffen werden, die oft mit großen Ängsten, Unsicherheiten verbunden sind.
Deshalb ist es wichtig, sich bereits vor einer Untersuchung bewusst zu fragen:
- Warum möchte ich diese Untersuchung machen lassen?
- Wie würde ich mit einem auffälligen Befund umgehen?
- Möchte ich wirklich alles wissen – oder will ich mich eher auf meine Intuition und das Vertrauen ins Leben stützen?
- Was bedeutet „Normalität“ oder „Gesundheit“ für mich und mein Kind?
Solche Fragen sind nicht leicht – aber sie helfen dabei, gut informierte und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. In einem ganzheitlichen Seminar für werdende Eltern haben Sie auch Raum, sich diesen Überlegungen zu widmen, Ihre Haltung zu finden und im Austausch mit anderen neue Perspektiven zu gewinnen. Wenn nötig, können Sie sich auch frühzeitig an spezialisierte Beratungsstellen wenden, die bei ethischen oder psychosozialen Fragestellungen rund um Pränataldiagnostik begleiten.
Denn: Auch in der Schwangerschaft zählt nicht nur das technisch Machbare – sondern vor allem das Menschliche. Vertrauen, Beziehung, Begleitung. Und der Mut, den eigenen Weg zu gehen.
Sie müssen es nicht allein schaffen
Eltern werden ist ein Prozess. Und Sie dürfen sich dabei begleiten lassen. Elternbildung unterstützt Sie auf diesem Weg – mit Fachwissen, Herz und Erfahrung. Damit Ihr Start ins Familienleben nicht nur gut vorbereitet, sondern auch bestärkt und getragen ist.
Informationen und Kontakt:
Verein zur Vorbereitung auf Geburt und Elternschaft (VGE)
Martina Arzt-Hofer, Rosemarie Ilg
martina.arzt-hofer@elternwerden.at
rosemarie.ilg@elternwerden.at