Zum Inhalt Zum Menü
Farbiger Bogen Farbiger Bogen Ei Schwerpunktthemen Zahnrad Lupe Share on Twitter Twitter Logo Share on Facebook Facebook Logo Share via E-Mail E-Mail Pfeil lang Pfeil nach unten Pfeil nach links Pfeil nach rechts Karte mit Marker Newsletter Links Bestellservice Literaturtipps Studien Elternbildung Login/Logout Hand Schließen Marker mit Hand YouTube Ei-Rahmen für Bilder info forum head helpdesk home info list logout message student task upload add burger burger_close courses delete download edit check link media preview preferences-elearning image share play-store-icon app-store-icon
Zum Inhalt Zum Menü

Ein glückliches und gelingendes Leben für alle

von Mag.a Nicole Klocker-Manser

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Alle Eltern wünschen sich für ihre Kinder ein glückliches und möglichst gelingendes Leben. So auch Eltern von Kindern mit einer Beeinträchtigung. Doch diese Familien stoßen leider oft schon früh auf Barrieren.

Kindergärten haben zu wenig Personal, keine geeigneten Räumlichkeiten, Integrationskinder sind der Vorwand, wenn nicht-behinderte Kinder in andere Stadtteile zugeteilt werden und mancherorts werden Kinder mit Förderbedarf als Zumutung für die Kinder ohne Behinderungen empfunden. Schulen sind überfordert mit der Vielfalt an Kindern und zücken nicht ungern die Plan-B-Karte für Kinder mit einer diagnostizierten Beeinträchtigung: Sonderschule. So eine Karte gibt es für kein anderes individuelles Merkmal. Doch in Österreich wird damit nach wie vor die Notwendigkeit und das Aufrechterhalten dieser Parallelstruktur im völligen Widerspruch zur UN Behindertenrechtskonvention (UN BRK) gerechtfertigt.

UN BehindertenrechtskonventionElternbildung

Österreich hat 2008 die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifiziert und damit zugesagt, Inklusion in allen Lebensbereichen für alle Menschen mit Behinderungen umzusetzen. Das Recht auf inklusive Bildung ist in Artikel 24 festgeschrieben. Aktuell gibt es dazu viele Debatten in den Bundesländern und auch bundesweit. Der unabhängige Monitoringausschuss zur Beobachtung der Umsetzung der UN BRK hat bereits vor der Staatenprüfung im Sommer 2023 nun einen Sonderbericht Bildung herausgegeben, der Österreich kein gutes Zeugnis ausstellt.

Neben den strukturellen Hürden sowie Unsicherheiten, Überforderung und teils mangelnde humanistische Haltung in den Einrichtungen fehlen oft auch im nächsten Umfeld den Mitmenschen die Vorstellung, wie Integration/Inklusion von Menschen mit Behinderungen gelingen kann. Das verunsichert Eltern und es verletzt. Das Kind ist nicht willkommen. Es wird als Störfaktor in dieser auf Leistung und Anpassung getrimmten Gesellschaft wahrgenommen. Doch sind gerade die Kleinkindbetreuung oder der Kindergarten die ersten Schritte in die Gesellschaft und damit prägend für den gesamten weiteren Weg der Familie im Kontakt nach Außen und im Umgang mit der Diagnose des Kindes.

Integration/Inklusion* bringt allen wasElternbildung

Die über 30 Jahre Integrationserfahrung in Österreich in Kinderbildungseinrichtungen und Schulen, sowie wissenschaftliche Forschungen zu idealen Entwicklungsbedingungen für Kinder (vgl. z.B. Largo; Hüther; Hengstschläger) zeigen eindeutig auf, dass gut begleitete Integration/Inklusion größtes Potential für alle bietet:

  • Kindergarten und Schule sind die Orte an denen Gesellschaft eingeübt und das Leben erprobt werden kann. Vielfalt ist eine Realität unserer Welt und gehört auch in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen gelebt und gelernt.
  • Von Heterogenität profitieren alle Kinder im Lernen und sich Bilden, weil es eine nachhaltigere und reflexive Form von beidem verlangt, anders als im vorherrschenden segregierenden System.
  • Ein möglichst breites Erfahrungsspektrum im Kindesalter stärkt und bereitet die Kinder tatsächlich für das erwachsene Leben vor. Um nur drei Stichworte zu nennen: Resilienz, Selbstwirksamkeit, Innovationskraft.
  • Kinder die in integrativen Settings aufwachsen, entwickeln vermehrt eine herausragende Sozialkompetenz.
  • Mit einem Kind mit Förderbedarf in der Gruppe oder Klasse stehen mehr und andere Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung, was immer wieder auch Kindern ohne klassischen Förderbedarf eine große Hilfe ist. Nicht selten schaffen es sogenannte Fördermethoden in den regulären Lehrplan, weil der Mehrwert für alle Kinder so bemerkenswert ist.
  • In integrativen Settings nimmt der Druck für alle ab, weil Leistung und Anpassungsfähigkeit nicht mehr das Maß aller Dinge sind. Damit gelingt es den Pädagog*innen öfter Kinder mit ihren Talenten und Fähigkeiten wahrzunehmen und sie darin zu fördern, anstelle ständig den Fokus auf dem Ausmerzen von Schwächen zu haben.

Integration hört aber nicht an der Kindergarten- bzw. Schulpforte auf. Wenn ein Kind mit Beeinträchtigung im Dorf, im Sprengel die Einrichtung besucht, werden auch die fragenden und mitleidigen Blicke der Mitmenschen weniger, die Eltern oft als besonders schmerzhaft beschreiben. Das Kind ist bekannt. Manche Situationen normalisieren sich auch für das Umfeld. Familien finden daher oft erst mit der Integration ihres Kindes im Kindergarten und der Schule ihren Platz in der Gemeinschaft und trauen sich überhaupt an Angeboten und Veranstaltungen teilzunehmen. Jede und jeder die*der Familie hat, kann sich vorstellen, was das für eine Familie so oder so bedeutet.

Best practiceElternbildung

Es gibt sie, die guten Beispiele, auch in Österreich. In manchen Gemeinden, Städten, Einrichtungen sind Kinder mit Behinderung ganz selbstverständlich willkommen. Die Verantwortlichen bemühen sich um die notwendigen Rahmenbedingungen und setzen alle ihnen möglichen Hebel in Bewegung, damit Integration gelingt. Durch das gemeinsame Aufwachsen, Lernen und Leben wird vieles „normal“ und der Mensch mit Behinderung gehört einfach dazu. Das hilft auch später im Leben, wenn es um integrative Arbeitsplätze, Teilhabe bei Freizeitangeboten oder um ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Dorf oder Stadtteil geht. Und der Profit für alle dabei ist, dass integrative/inklusive Settings den Sozialraum für all seine Mitmenschen sensibilisiert, was die Lebensqualität für alle steigert.

Bubble als HürdeElternbildung

Eine große Herausforderung der Inklusionsbewegung stellt die Bubble dar. Damit Inklusion irgendwann tatsächlich gelebte Normalität werden kann, brauchen wir viele Verbündete, die für das gemeinsame Aufwachsen und Leben von Kindern mit und ohne Behinderung einstehen. Eltern von nicht-behinderten Kindern, die bei Einschreibungen oder Elternabenden nachfragen, ob das Kind mit Beeinträchtigung eh auch gemeinsam mit ihren Kindern in den Kindergarten oder Schule geht. Oder auch mal das Kind mit Behinderung zum Playdate einladen. Pädagog*innen für die gemeinsames, inklusives Lernen ganz selbstverständlich ist. Eine Politik, die ihre Prioritäten endlich neu definiert und ihre Entscheidungen sowie die dafür notwendigen Mittel auf ein gutes Leben für möglichst alle Menschen in ihrem Land ausrichtet.

*Integration ermöglicht Teilhabe im Regelsystem unter bestimmten Rahmenbedingungen, die für jedes Kind individuell bewilligt werden müssen. Inklusion wäre es, wenn Teilhabe für alle im Regelsystem selbstverständlich wäre und Eltern nicht dafür kämpfen müssten bzw. ständig in eine Bittstellerposition degradiert würden. Davon ist Österreich aktuell noch weit entfernt.

 


KommentareElternbildung

Renate V.

Hallo Nicole, ein super Artikel! Die Umsetzung wäre gar nicht so schwer, wenn "man" nur wollte. Und genau an diesem Willen fehlt es. Die Selektierung, bzw. Kategorisierung in "wertes" und "unwertes" Leben geht ja ganz offen und unkommentiert weiter. Ein Recht auf einen Betreuungplatz ab dem 1. Lbj., aber die nächsten Jahre keine neuen Wohnplätze für Erwachsene Menschen mit Behinderung, und dies quer durch alle Parteien! Hierzu müssten wir auch dringend Stellung nehmen. Liebe Grüße, Renate


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Name

*

Email
Kommentar