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Erziehung im Doppelpack

von Mag. Julia Steidl

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

„Gratulatiere, Sie bekommen Zwillinge.“ So oder so ähnlich sind die Worte, die werdende Eltern in Freude oder Sorge versetzen und sie vor neue und zusätzliche Fragen stellen. Was bedeutet es, zwei Kindern gleichzeitig das Leben zu schenken? Eineiig oder zweieiig? Werde ich zwei Babies gerecht werden können? Werde ich beide stillen, beide gut versorgen können? Ist es ein Privileg, mit einem Zwilling aufzuwachsen oder eine besondere Hürde für die Entwicklung des eigenen Ichs?

Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich werdende Zwillingseltern. Zwillinge sind eine besondere Geschwisterkonstellation, aber auch ein Einzelkind oder das dritte Kind einer Geschwisterreihe hat spezielle Voraussetzungen – unsere Geschwister prägen uns in jedem Fall für unser weiteres Leben.

Zwillinge haben schon im Mutterleib Kontakt zueinander, sie erleben eine größere Enge, manchmal konkurrieren sie um Sauerstoff und Nahrung, sie tauschen über Hormone Informationen aus und hören neben dem Herzschlag der Mutter auch den des Zwillings. Sie können sich durch die Fruchthülle bereits berühren oder treten, diese Verhaltensweisen sind oft auch in der Kleinkindzeit weiterhin beobachtbar.

Die Geburt erfolgt oft etwas verfrüht, Zwillinge verbringen von Anfang an sehr viel Zeit miteinander in einem Bettchen, sie müssen die Mutter / die Eltern von Beginn an teilen, sie entdecken ihr Gegenüber (das zweite Baby) etwa im Alter von drei Monaten, sie erforschen sich gegenseitig und lernen so früh, Beziehungen zu Gleichaltrigen zu knüpfen und mit mehr als einem Gesprächspartner gleichzeitig zu sprechen. Sie konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Bezugspersonen und später in Bezug auf ihre Leistungen. Im Unterschied zu Geschwistern verschiedenen Alters stehen sie seltener alleine im Mittelpunkt, sie teilen alle wichtigen Tage des Lebens miteinander – Geburtstage, Taufe, erster Tag in Kindergarten und Schule, etc.

Wie gut Zwillinge unter diesen Voraussetzungen ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können, hängt vom Einfühlungsvermögen der Eltern bzw. der engsten Bezugspersonen ab.

Beeinflusst durch den „Zwillingsmythos“ werden Zwillinge von der Außenwelt häufig gleich gemacht: Zwillinge sehen sich zum Verwechseln ähnlich, Zwillinge müssen gemeinsam durchs Leben gehen, Zwillinge brauchen einander – all dies wird durch Zuschreibungen, kurze Bemerkungen oder Fragen an die Eltern beständig an die Kinder herangetragen und zeigt Wirkung. Zusätzlich werden individuelle Unterschiede entweder ignoriert oder aber aufgrund des exakt gleichen Alters überhöht wahrgenommen: das Kind, das geringfügig früher zu sprechen beginnt, gilt als „sprachlich begabt“, das Kind, das etwas früher krabbelt oder geht, gilt als das „sportlichere“ etc.

Wie können Eltern nun dafür sorgen, dass sich die individuelle Persönlichkeit ihrer Kinder gut entwickeln kann und sie zu unabhängigen Erwachsenen heranwachsen?Elternbildung

Es ist sehr wichtig, dass Eltern nicht danach streben, ihren Zwillingen genau das gleiche zu geben, sondern danach, jedem Kind das zu geben, was es braucht. Das Baby, das sich irritierbarer zeigt (schneller weint, sich schwerer beruhigen lässt), sollte immer zuerst versorgt werden und sollte nicht aus „Fairnessgründen dem Geschwisterchen gegenüber“ schon in ganz frühem Alter warten müssen.

Bezüglich Stillen kann dies auch verschiedenes bedeuten: vielleicht trinkt (vorerst) nur ein Kind von der Brust und das andere bekommt Flaschennahrung, vielleicht trinken beide Kinder abwechselnd von der Brust und der Flasche oder beide können von Anfang an gestillt werden. Es muss nicht heißen: entweder werden beide Kinder gestillt oder keines.

Bei eineiigen Zwillingen ist es wichtig, von Anfang an dafür zu sorgen, dass sie auch von familienfremden Personen zuverlässig unterschieden werden können z.B. kann man unterschiedliche Farben der Kleidung den Kindern zuordnen, ihnen eine unterschiedliche Frisur machen etc.).

Ebenso sollten Zwillinge früh getrennte Betten haben, selbst wenn sie es dann bevorzugen sollten, gemeinsam zu schlafen, ein eigener (Rückzugs-)Raum ist wichtig. Auch die Kleidung sollte den Kindern persönlich zugeordnet sein. Ein Kind kann schon früh zwischen zwei angebotenen Kleidungsstücken das auswählen, das ihm besser gefällt. So lernt jedes Kind, eigene Entscheidungen für sich zu treffen.

Um jeden Zwilling einzeln gut wahrzunehmen und kennenzulernen, empfiehlt sich v.a. die Pflegesituation beim Füttern, beim Wickeln und im Bad. Diese Zeit kann mit jedem Kind einzeln verbracht werden, sofern das andere Kind / die anderen Kinder in guter Betreuung sind. So ist es möglich, individuelle Vorlieben und Bedürfnisse leichter zu erkennen und dem Kind Raum und Zeit zu geben, sich mitzuteilen.

Eine starre Dynamik unter Zwillingen bildet sich auch weniger aus, wenn es weitere Geschwister gibt und mehrere Personen Umgang mit den Kindern haben.

Falls die Kinder früh in Fremdbetreuung kommen, ist es ratsam, sie in den ersten drei Lebensjahren dennoch gemeinsam in einer Gruppe zu lassen. Die Trennung aus der Familie ist hier Umstellung genug. Später bringt eine eigene Gruppe / Schulklasse auch viele Vorteile mit sich, so u.a. weniger Vergleichbarkeit der individuellen Eigenschaften und Leistungen der Kinder, eigene Freunde, keine Verwechslungen bei eineiigen Zwillingen. Dennoch kann es auch hier aufgrund der Rahmenbedingungen besser sein, eine andere Entscheidung für die eigenen Kinder zu treffen.

Der frühe Kontakt zu anderen Zwillingseltern kann sehr hilfreich sein, da mit ihnen der Austausch zu den speziellen Herausforderungen besser gelingt. Für Fragen in Bezug auf die Geschwisterdynamik und Entwicklung der eigenen Kinder bringt zudem der Austausch mit speziellen Fachpersonen oft schnell Klarheit und Erleichterung. Und die Freude, Zwillinge ins Leben zu begleiten, kann so langfristig erhalten bleiben!


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