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Fühlen und gefühlt werden als Herausforderung des Eltern-Seins

von Notburga Egerbacher-Anker

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Eltern zu werden, ist mit vielen Gefühlen verbunden. Meist sind Familien auf diese Heftigkeit nicht vorbereitet, auch nicht auf die Unterschiedlichkeit im Erleben. Von überbordender Freude und Glückseligkeit, bis zu tiefer Traurigkeit und Überforderung kann alles vorkommen.

Wenn ein Kind geboren wird, brechen die unterschiedlichsten Gefühle über uns herein. Wir Eltern hoffen auf eine gute Geburt und ausreichende Unterstützung durch Fachleute, nach der Geburt möchten wir mit unserer Partnerin/unserem Partner das Baby in Ruhe kennenlernen, wir rechnen mit Muttergefühlen/Vatergefühlen, die sich gleich danach einstellen werden. Wir wünschen uns, dass wir das Baby zukünftig gut versorgen werden und jegliche Unbill vom Baby abhalten können. Außerdem haben wir gelesen, dass Babys anfangs viel schlafen, trinken und wieder schlafen.

Womit wir meist nicht rechnen, sind Geburten, die uns überfordern, sehr lange dauern, uns traumatisieren, weil viele Interventionen oder gar ein Kaiserschnitt nötig sind. Manchmal muss das Baby oder die Mutter medizinisch versorgt werden, es kommt zu einer ersten Trennung. Wir rechnen auch nicht damit, dass das Baby nicht das gewünschte Baby sein könnte – es hat ein anderes Geschlecht als gewünscht, eine Erkrankung, eine Fehlbildung, ein Gendefekt wird festgestellt, oder das Kind ist sehr fordernd, schreit viel und wir, als Eltern können es nicht beruhigen. Es kann auch passieren, dass wir unser Baby anfangs nicht verstehen, seine Bedürfnisse nicht erkennen können und sich bei uns Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Angst, Wut, Traurigkeit, usw. einstellen.

Auch Babys erwarten nach der Geburt Wärme, Nähe, Nahrung, Geborgenheit, Schutz, Verlässlichkeit und die Zugewandtheit einer Bezugsperson. Sie rechnen nicht damit, dass sie von der Mutter getrennt werden, es viel Stress, und Schnelligkeit im Umfeld gibt, auch nicht mit einer kalten und lauten Umgebung, oder gar mit Schmerzen.

Gerade wenn der Start schwierig ist, sind wir als Eltern und unsere Babys sehr gefordert, manchmal auch überfordert. Meist bereiten wir uns als werdende Mütter/Väter gut vor, lesen Bücher, recherchieren im Internet, sprechen mit Freundinnen/Freunden, auch ein Geburtsvorbereitungskurs wird mit der Partnerin/ dem Partner besucht, und dann entwickelt sich das schönste Erlebnis komplett anders! Oft sind besonders wir als Mütter sehr im Kopf, sind mit Kontrolle und Konzepten beschäftigt und spüren sehr viel Unsicherheit. Bis jetzt hatten wir unser Leben im Griff, nun ist alles anders! Manchmal fällt es auch schwer, auf unsere intuitive elterliche Kompetenz zurückzugreifen, gerade wenn traumatische Ereignisse die Bindung verhindern.

Um aus dieser Spirale der Unsicherheit von uns als Eltern, der Unruhe des Kindes und den damit verbundenen Gefühlen von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, Wut, usw. aussteigen zu können, sind die Methoden aus der „Emotionellen Ersten Hilfe“ sehr hilfreich. Die „Emotionelle Erste Hilfe“ wurde vor 30 Jahren von Thomas Harms, einem Psychologen und Körperpsychotherapeuten aus Bremen, entwickelt. Die Einflüsse stammen aus der Säuglings- und Bindungsforschung, der Körperpsychotherapie, der Gehirnforschung und der Trauma-Forschung. Im Zentrum der „Emotionellen Ersten Hilfe“ (EEH) stehen Schutz und Förderung der emotionalen Bindung von Eltern und ihren Kindern von Beginn an. Sie umfasst Möglichkeiten der Elternschulung, der Krisenintervention, wenn das Baby viel schreit, aber auch eine Eltern-Baby-Therapie, sollte dies von Nöten sein. Thomas Harms bringt mit der Aussage: „Um den anderen zu spüren, musst du dich selbst spüren!“ auf den Punkt, worum es in der ersten Babyzeit geht.

Ein wichtiger Begriff in der EEH ist der Begriff der Selbstanbindung und meint damit die Fähigkeit, in unterschiedlichen Lebensabschnitten und Herausforderungen des Eltern-Seins, eine sichere, verlässliche und tragfähige innere Verbindung zu den verschiedenen Ebenen des Körper-Selbsterlebens aufzubauen und zu bewahren. Damit ist gemeint, dass wir als Eltern lernen können, uns unseres Körpers, unserer Gefühle, der Gedanken und unseres Verhaltens bewusst zu werden. Dazu braucht es ein kurzes Innehalten und das Einnehmen eines anderen Blickwinkels, der anerkennen kann, was gerade in uns passiert. Dadurch, dass wir Eltern die Fähigkeit entwickeln, anzunehmen, was ist, können wir uns selbst gegenüber empathischer reagieren und ein Herz für uns entwickeln.

Hier ein Beispiel, das die Selbstanbindung erklärt: Eine Mutter hat einen Termin beim Kinderarzt, sie will pünktlich sein und ist deshalb ein wenig gestresst. Das Baby braucht vorher noch Nahrung, dann muss die frische Windel noch mal gewechselt werden, die Mutter wird hektisch, das Baby spürt den Stress der Mutter und beginnt zu schreien. Schafft es die Mutter, ihren Stress wahrzunehmen und kann sie dann mit Selbstanbindung (z.B. Boden unter ihren Füßen spüren, bewusste Atmung, usw.) darauf reagieren, wird sich das Baby sehr rasch wieder beruhigen.

Babys sind Meister im Aufnehmen von Stimmungen, deshalb ist es ungemein wichtig, dass wir Eltern dafür sorgen, dass es uns gut geht. Dies kann den Eltern gut mit der Metapher eines Leuchtturms erklärt werden: Mutter oder Vater sind der Leuchtturm, das Baby ist das Schiffchen. Die Aufgaben eines Leuchtturms sind: dass wir als Eltern das Licht brennen lassen! Es ist nicht notwendig, ins Wasser zu springen, das Schiffchen kann schwimmen. Der Leuchtturm hat den Zweck da zu sein, zu leuchten und sich nicht umwehen zu lassen, auch wenn manchmal der Sturm über uns hinwegfegt.

Für Eltern wird die Selbstanbindung in verschiedenen Gruppenangeboten, manchmal auch in Einzelsettings vermittelt und hat die Bindungsförderung und Elternschulung im Fokus.

Schaffen wir Eltern es, immer wieder zu bemerken, wann unsere Bedürfnisse und unsere Gefühlsverfassung aus dem Fokus rutschen, können wir wieder mehr auf uns achten und dadurch Langsamkeit, Entspannung, Abgrenzung, Öffnung und Selbstwirksamkeit ermöglichen.

So ist es einfacher, durch diese herausfordernde und trotzdem wunderschöne Zeit mit Babys und Kindern zu kommen.

Literaturliste

  • Harms, T.: Emotionelle Erste Hilfe, Psychosozial-Verlag, 2015
  • Harms, T.: Keine Angst vor Babytränen, Psychosozial-Verlag, 2018
  • Siegel, D.J. und Hartzell M.: Gemeinsam leben, gemeinsam wachsen, Arbor Verlag, Freiamt, 2004
  • YouTube: Thomas Harms: Emotionelle Erste Hilfe für Eltern (Wie du das Weinen deines Babys sicher begleitest)

 

 

 


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