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Kinder aus Regenbogenfamilien im Kindergarten

von MA Tanja Allerberger

Elternbildung
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Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung für Kinder. Er ist oft auch die erste Institution, in der Vielfalt und Vielfältigkeit bewusst wird und Kinder sich mit Verschiedenheiten auseinandersetzen. Im Sinne einer diversitätsgerechten Pädagogik erwächst daraus der Auftrag, pädagogische Konzepte zum Umgang mit Vielfalt zu entwerfen und umzusetzen.

Der Vielfalt im Kindergarten adäquat begegnen
Die Auseinandersetzung mit Vielfalt / Diversität kann auf unterschiedliche Weise geschehen – es braucht daher vielfältige Herangehensweisen und keine einfältigen Rezepte. Angemessen mit Unterschiedlichkeit umzugehen bedeutet manchmal, diese offen anzusprechen und damit sichtbar zu machen. Manchmal geht es aber auch darum, sie wertschätzend hinzunehmen und sie damit gleichwertig wie Anderes zu behandeln.Ein adäquater Umgang mit Vielfalt beinhaltet, dass gesellschaftliche Realität in der pädagogischen und organisatorischen Arbeit abgebildet wird und so für alle am Bildungsprozess beteiligten Personen Sichtbarkeit ermöglicht wird.

Im bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen, der die Grundlage für elementarpädagogische Einrichtungen in Österreich darstellt und die Qualitätsstandards der pädagogischen Arbeit definiert, wird im Bildungsbereich „Ethik und Gesellschaft“ auf Werte, Inklusion, Partizipation, Demokratie und Diversität eingegangen.

„Diversität bezieht sich auf individuelle Unterschiede. Ausgehend vom Bewusstsein der Vielschichtigkeit menschlicher Identität und der gleichzeitigen Zugehörigkeit eines Menschen zu mehreren Bezugspersonen wird Unterschiedlichkeit als positiver Wert angesehen. Diversität wird für das Zusammenleben genutzt, um vielfältige Lerngelegenheiten für Kinder zu schaffen. Kinder nehmen diese Unterschiedlichkeiten und deren Bewertungen durch die Umwelt mit Interesse wahr. Eine vorurteilsbewusste Pädagogik unterstützt Kinder darin, sich aktiv und kritisch mit Vorurteilen und Diskriminierung auseinanderzusetzen.“

Die pädagogischen Fachkräfte sind also aufgefordert, Kinder durch eine vorurteilsbewusste Pädagogik auf Diskriminierung und Vorurteile in ihrem näheren Umfeld zu sensibilisieren. Eine wesentliche Voraussetzung für die Gestaltung einer dementsprechenden Lernumgebung und Lernatmosphäre stellt die eigene Haltung dar.

Die Basis: Eine professionelle pädagogische Haltung
Eine professionelle pädagogische Haltung ist ein Muster von Einstellungen, Werten und Überzeugungen, das wie ein innerer Kompass ein Urteilen und Handeln von pädagogischen Fachkräften ermöglicht und sich durch Stabilität und Kontextsensibilität auszeichnet. Die Entwicklung von pädagogischer Haltung ist ein Prozess, der sich durch eine permanente Integration neuer Lebenserfahrungen auszeichnet.

Im Zusammenhang mit Regenbogenfamilien bedeutet das, dass Pädagog*innen gemäß dem BildungsRahmenPlan aufgefordert sind, ihre Einstellungen und Werte zu reflektieren und im Sinne der Kontextsensibilität zu überprüfen, wie sie Mitgliedern aus Regenbogenfamilien begegnen.

Regenbogenkompetenz
Was es darüber hinaus braucht, sind Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen: Personale Kompetenzen wie z. B. Empathiefähigkeit und Reflexionsfähigkeit, soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Fachkompetenz im Sinn von Wissen rund um unterschiedliche Familienformen und deren Herausforderungen und Methodenkompetenzen, welche dazu führen, dass das Thema zielgruppengerecht aufbereitet werden kann. All diese Methoden werden unter dem Begriff „Regenbogenkompetenz“ zusammengefasst – einer Kompetenz, die in Pädagog*innenbildung bisher noch wenig bis keinen Platz hat (vgl. auch „Kinder aus Regenbogenfamilien in der Schule“).

Umsetzung in die pädagogische Praxis
Was ist zu beachten, wenn ich Kinder aus Regenbogenfamilien in meiner Kindergartengruppe habe? Hierfür gibt es wie bereits angeführt keine allgemeingültigen Rezepte – zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen, innerhalb derer im elementaren Bildungsbereich gearbeitet wird. Dennoch gibt es Aspekte, die überall ihren Platz haben und daher auch konzeptionell berücksichtigt werden können.

Der Erstkontakt

Pädagogische Fachkräfte brauchen angemessene Informationen über die Familienkonstellation, um auf die individuellen Bedürfnisse der Beteiligten eingehen zu können. Schon beim Anmeldegespräch ist es daher wichtig, dass Eltern die Leitung des Kindergartens über die Familiensituation informieren. Erfahrungen zeigen: Je selbstverständlicher Eltern die eigene Realität zum Thema machen, desto selbstverständlicher wird ihnen begegnet.

Eine offene Grundhaltung von Seiten der pädagogischen Fachkräfte macht es für Eltern leichter, Dinge anzusprechen. Der Umgang mit Eltern aus Regenbogenfamilien sollte in der Einrichtung eine Selbstverständlichkeit sein. Ihnen sollte signalisiert werden, dass sie und ihre Kinder / ihr Kind willkommen und gleichwertig akzeptiert sind. Es stärkt die Eltern und Kinder, wenn sie erleben, dass sie von ihrem Umfeld unterstützt und anerkannt werden.

Der pädagogische Alltag

Die Kinder sollten im pädagogischen Alltag Anerkennung für ihre Familie finden. Dazu gehört unter anderem, dass sensibel mit stereotypisierenden Familienbildern umgegangen wird.Eltern wünschen sich, dass ihnen mit Offenheit und Interesse begegnet wird. Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass bei Unklarheiten in Bezug auf die genaue Familienkonstellation, die Benennung von Familienmitgliedern oder ähnlichem Fragen gestellt werden bevor Mutmaßungen angestellt werden.Für die Kinder ist das Familienumfeld, in dem sie aufgewachsen sind, normal. Dementsprechend ist essentiell, dass die Lebensrealitäten von Regenbogenkindern einen gleichwertigen Platz neben all den anderen Lebensrealitäten in der Einrichtung haben.Für Eltern und Kinder ist es wichtig, nicht auf ihre Familienform reduziert zu werden. Eltern aus Regenbogenfamilien begegnen wie alle Mütter und Väter den Herausforderungen in alltäglichen Lebensbereichen, haben ähnliche Sorgen und Wünsche, und definieren sich nicht hauptsächlich über ihre sexuelle Orientierung. Ihre Kinder meistern dieselben (Entwicklungs-) Aufgaben wie andere Kinder ihres Alters.

Muttertag / Vatertag / Familientag

Egal, ob ein gemeinsamer Familientag gefeiert wird oder Mutter- und Vatertag separat thematisiert werden, im Mai und Juni wird Familie in vielen Einrichtungen in den Focus genommen. Das bedeutet, dass Unterschiede zwischen Familien in diesem Zeitraum sichtbar und in weiterer Folge auch von Kindern thematisiert werden.Pädagog*innen sind daher gefordert, sich auf entsprechende Fragen einzustellen und bei der Beantwortung darauf zu achten, alle Familienformen gleichermaßen wertzuschätzen.Für Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind in keinen Loyalitätskonflikt kommt. Es soll sich zum Beispiel nicht entscheiden müssen, ob es das selbstgebastelte Vatertagsgeschenk Papa oder Papi überreichen soll.

Anregungen für das Sichtbarmachen der Anerkennung unterschiedlicher Familienformen
Anerkennung sichtbar zu machen ist meist kein großer Aufwand – und hat zugleich eine große Wirkung. Auf die Mitglieder von Regenbogenfamilien, weil sie sich angenommen und gleichwertig fühlen, auf andere Eltern, weil ihnen die Vielfalt in Bildungseinrichtung bewusst gemacht wird und auf andere Kinder, weil sie sehen, wie Familie (noch) gelebt werden kann.

Sichtbarmachen von Anerkennung geschieht zum Beispiel durch

  • die Benennung unterschiedlicher Familienformen in Konzeptionen, Leitbildern und anderen öffentlichkeitsrelevanten Broschüren bzw. Informationen.
  • die Etablierung einer Willkommenskultur, die ohne Vorbehalte und bezogen auf alle Lebensformen im gesamten Team gelebt wird.
  • die bewusst diversitätsgerechte Auswahl von Bildmaterial in öffentlichkeitsrelevanten Medien.
  • die Reflexion der eigenen Sprache sowie einen sensiblen Einsatz von Sprache in unterschiedlichen Settings. Beispiele: „Familie spielen“ statt „Vater-Mutter-Kind spielen“; In Elternbriefen wird nicht nur von Mama und Papa gesprochen, sondern auch von Papa und Papi, Mama und Mami oder die Ansprache „Liebe Eltern“ gewählt.
  • die Adaptierung von Anmeldeformularen: Verwendung von Eltern(teil) statt „Mutter“ und „Vater“.
  • eine sensible und vorurteilsbewusste Auswahl von (Arbeits-)Materialien, Spielen und Büchern, in denen die Darstellung stereotyper Rollen weitgehend vermieden wird.
  • die Motivation zu Fort- und Weiterbildung, die der eigenen Professionalisierung und Sensibilisierung dient. Wenn Pädagog*innen sensibel mit dem Thema Familienvielfalt umgehen, bedeutet das
  • dass Kinder im eigenen Sprachgebrauch gestärkt werden. Die Selbstbezeichnung der Elternteile sollte akzeptiert und aufgriffen werden. Beispiel: »Leo hat eine Mama und eine Mami«.
  • dass Regenbogenfamilien mitgedacht und heteronormative Sichtweisen oder Vorannahmen vermieden werden.
  • dass Kinder in ihrem Sprachgebrauch sensibilisiert werden. Dazu gehört z. B., auf eine respektvolle Sprache zu achten und „schwul“ als Schimpfwort oder abwertenden Begriff bereits im Kindergarten aufzugreifen und zu bearbeiten.
  • dass eigene Einstellungen und Vorurteile zu homosexuellen Eltern hinterfragt werden müssen: Was weiß ich wirklich über die Lebenswirklichkeit von lesbischen und schwulen Eltern?
  • dass Mutmaßungen nicht zur Grundlage eigener Annahmen und Handlungen gemacht werden. Kinder und Eltern sollten zu deren familiären Lebensumständen befragt werden wie in jeder anderen Familienkonstellation auch. Dies wird als Form der Anerkennung und des Interesses gesehen.
  • dass jedes Kind und jede Familie willkommen geheißen wird und das auch offen gezeigt wird.

 


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