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Konflikte unter Kindern begleiten

von Mag. Petra Pöschl-Lubei

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Warum haben Kinder Konflikte miteinander? Wie sehen diese in den verschiedenen Entwicklungsstufen aus und wie gehen wir als Eltern damit um? Wie unterstützen wir unsere Kinder in ihrer Konfliktfähigkeit bzw. in ihrer Streitkultur und was kann man tun, wenn die Konflikte der Kinder in gewalttätige Handlungen bzw. auch im Mobbing enden?

Konflikte sind ein Teil der menschlichen Kommunikation und Interaktion. Sie entstehen überall dort, wo Menschen aufeinander treffen und sind ein wichtiger Teil des sozialen Miteinanders. Bei Kindern passieren sie oft blitzschnell und manchmal ist der Grund des Konfliktes auf den ersten Blick nicht sicht- und erklärbar.
Daher ist es sehr schwierig für Eltern in der Situation bzw. schon vorher passend zu reagieren. Soll man eingreifen oder doch noch abwarten?
Hinter fliegenden Bausteinen, lautem Schreien oder Gerangel kann ein Ringen um Zuneigung, Zugehörigkeit, Rivalität oder Freundschaft, um Macht und Einfluss, Verteidigung von Regeln und Werten, stecken.
Die anfangs scheinbar schwierige Lösung des Konfliktes, stellt sich oftmals sehr einfach dar, wenn man die Kinder ihre Probleme auch selbständig lösen lässt.
Und dabei entwickeln Kinder, ihrem Alter entsprechend, die unterschiedlichsten Strategien um einen Konflikt zu regeln. Vor allem jüngere Kinder (bis  etwa 10 Jahre) beenden Konflikte, indem sie einfach „aufhören“, sich entschuldigen, sich für einige Zeit aus dem Weg gehen, einfach mal nachgeben oder die Sache „fair“ ausstreiten.
Bei Kindern unter drei Jahren kann man nicht davon ausgehen, dass sie bereits über alle Voraussetzungen verfügen, einen Konflikt zu begreifen und damit umgehen können. Es fehlen ihnen ausreichende sprachliche Möglichkeiten sich ausdrücken zu können. Kinder dieser Alternsgruppen verstehen noch nicht, was das Gegenüber von ihnen will. Sie reagieren wütend oder zornig, wenn ihre Interessen übergangen werden. Sie beobachten viel und verlassen oft ratlos den Ort des Geschehens. In diesem Alter verständigen Kinder sich noch sehr oft nonverbal (z. B. um in Kontakt zu gehen, kann es schon mal passieren, dass die Schaufel dem anderen Kind auf den Kopf geworfen wird). Sie kennen zwar schon ihre eigenen Interessen, gehen aber davon aus, dass ihr Gegenüber die gleichen Interessen hat wie sie selbst. Läuft es nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben, reagieren sie mit Wut, Entsetzen oder Verzweiflung, noch sehr unkoordiniert und in der Kraftdosierung ungeschickt (hauen, stoßen und reißen).

Die häufigsten Anlässe für Konflikte unter Kleinkindern sind:

  • Aushandeln um Sachen (meins oder deins)
    Kinder müssen oft erst lernen „Mein“ und „Dein“ zu unterscheiden. Sie meinen oft: Womit sie spielen, gehört ihnen. Was andere haben, sollte auch ihnen gehören. Eigentum wird vehement verteidigt.
  • Eroberung des eigenen Reviers
    Der eigene Bereich wird verteidigt oder es wird versucht das Gebiet des anderen zu erobern.
  • um Aufmerksamkeit und Anerkennung von Erwachsenen oder Spielpartnern und Freunden zu erlangen
  • aufgestauter Ärger wird am nächst Besten ausgelassen, meist weil das Kind auf sich selbst, auf andere oder auf etwas sauer ist
  • sich selbst groß und stark fühlen
    Besonders, wenn es um Streit zwischen größeren und kleineren Kindern geht, kommt es oft vor, dass sich das „Größere“ durch den Streit „aufbaut“ – auf Kosten des Kleineren
  • um Regeln einbringen zu können (das darfst du nicht, du musst aber…), eigene (Spiel-)Ideen oder Erklärungen vorzuschlagen und mit anderen Kindern abzugleichen oder um deren Bedeutung zu ringen
  • Rollen und Rechte aushandeln, seine Positionen suchen, Rangfolgen bestimmen (…da sitze ich…)
  • aus Versehen, Langeweile oder mit Absicht Konflikte provozieren (…wir haben doch nur Spaß gemacht…; …endlich ist was los…)

Auch unter Schulkindern und Jugendlichen sind die oben angeführten Anlässe oft Auslöser für Streitigkeiten und Konflikte untereinander. Vor allem seinen Stand in  der Gruppe zu erproben, eigene Argumente vorzubringen und zu überzeugen, Recht haben zu wollen, können vorherrschend sein. Nicht immer aber  liegen die Ursachen, die zum Konflikt führen, klar auf der Hand. Da führen schon Kleinigkeiten zu einem Wutausbruch und zu Streit. Bei Jugendlichen liegt das Problem nicht immer beim Anderen, sondern in der eigenen Gefühlswelt, welche in dieser Entwicklungsphase immer wieder ins Durcheinander gerät.

Reaktionen der Eltern bei KonfliktenElternbildung

Wenn Kinder einen Erwachsenen zur Hilfe holen, ist dies ein Versuch einen Schuldigen auszumachen. Versuche der Eltern hier einzugreifen sind meist  zum Scheitern verurteilt, weil sich zwei Kinder immer gegenseitig beschuldigen werden und Eltern sich kein Bild machen können, wenn sie die Situation nicht selbst gesehen haben und selbst dann kann der Schein trügen und sich hinter dem Konflikt etwas ganz anderes verbergen.
In solchen Konflikten brauchen Kinder meist vom Erwachsenen vorerst einmal Trost und Verständnis für ihre aufgebrachten Gefühle. Wenn sie älter sind (ca. ab dem vierten Lebensjahr) ist es wichtig, mit Ihnen über die erfahrenen Situationen und über ihre Empfindungen zu reden bzw. sie reden zu lassen. Die Beschreibung einer erlebten Situation gibt ihnen die Möglichkeit Sprache zur Konfliktregelung einzusetzen, zu reflektieren und die Ansichten anderer sowie vorhandene  Regeln zu durchschauen.
Erwachsene sehen sich allzu schnell aufgefordert in Konflikte unter Kindern einzugreifen in dem sie vorschnell Lösungsvorschläge machen ohne auf die Inhalte einzugehen, die Kinder in ihren Konflikten verhandeln. Sie agieren dabei oft als Polizisten (durch tatkräftiges Einschreiten wie z. B. Kinder trennen oder das umstrittene Spielzeug einfach wegzunehmen), als Beschützer (der scheinbar Schwächere wird in Schutz genommen), als Anwälte, Schiedsrichter, Streitschlichter, Vermittler und als z. B. Beschwichtiger.
Aufforderungen wie:“…entschuldige dich halt beim Anderen…“, „…lass ihn oder sie doch mitspielen“…,“…teilt euch doch die Puppenküche…“ würgen die verhandelten Themen ab und stoßen bei Kindern eher auf Unverständnis und Widerstand. Solche Vorschläge verlangen von Kindern Abstand zu nehmen von ihren Interessen und lassen den Sinn ihrer Auseinandersetzung hinfällig werden. Kinder fühlen sich dann oft missverstanden. Es ermöglicht ihnen nicht sich mit dem Inhalt des Konfliktes auseinanderzusetzen und gemeinsam Lösungen zu finden und auszuprobieren.
Erwachsene, welchen die Konflikte zwischen Kindern  völlig egal sind, nach dem Motto, „Kinder streiten eben aber sie können das schon selber lösen, man soll sich nur nicht einmischen“, sind nicht immer hilfreich, vor allem wenn Konflikte Kinder überfordern und sie zur Lösung dieser allein noch nicht oder nicht mehr fähig sind.
Die Kunst, das eine vom anderen zu unterscheiden, ist nicht immer leicht!
Beobachten und eventuell nachfragen kann Abklärung schaffen.

Unterstützung bei Konflikten unter KindernElternbildung

Hinter jedem Konflikt steht ein Problem das zu lösen ist. Eltern können den Kindern helfen, Problemlösungsverhalten zu lernen und somit die Konfliktfähigkeit des Kindes zu entwickeln.

Die konkrete Situation kann unterschiedliche Gefährlichkeitsstufen haben und die Kinder haben unterschiedliche Fähigkeiten, mit einer Konfliktsituation umzugehen. Auf Grund dieser Tatsache ist ersichtlich, dass es kein Patentrezept für den Umgang mit Konflikten gibt. Eltern sollten beobachten, welche Unterstützung für die Kinder wirklich notwendig und hilfreich ist.
In gefährlichen Streitsituationen müssen Eltern oft schnell wie ein Polizist eingreifen und die streitenden Kinder trennen.
In anderen Situationen reicht es, wenn die Eltern als stille Beobachter mithören, wie die Kinder selbst eine Lösung finden.
Eltern können auch bewusst in die Vermittlerrolle gehen, wenn sie merken, dass die Kinder mit einer Konfliktsituation alleine nicht zurecht kommen, oder diese immer wieder auf unfaire Art vom „Stärkeren“ entschieden wird.
Wenn Eltern in Auseinandersetzungen von Kindern eingreifen müssen, geht es nicht darum, einfach Ruhe zu schaffen, sondern die Kinder, wenn erforderlich zu schützen und in ihrer Konfliktfähigkeit zu fördern.

Ein paar Möglichkeiten Kinder praktisch bei der Entwicklung der Konfliktfähigkeit  zu unterstützen:Elternbildung

  • Je jünger die Kinder sind und sich sprachlich noch nicht so gut ausdrücken können, umso wichtiger ist ihnen eine Sprache zu geben und vorhandene Probleme beim Namen zu nennen (Wenn ich euch so zuhöre, merke ich, dass es wirklich nicht so einfach ist einen Zoo und einen Bauernhof zu bauen, wenn nur eine Kuh und ein Pferd da sind. Das ist wirklich ein kniffliges Problem, das zu lösen ist).
  • Streit ernst nehmen und aufgreifen (Ich glaube es gibt da ein Problem, denn ihr streitet miteinander und habt aufgehört zu spielen.) Kinder in ihren aufgebrachten Gefühlen einmal annehmen und unterstützen bzw. trösten.
  • Jedem Kind zuhören (Mich würde interessieren, wie du das siehst…und dann der andere). Hören Sie sich dabei immer alle Seiten an.
  • Ergreifen sie nicht Partei, sondern teilen Sie den Kindern mit, dass Sie versuchen zu verstehen, worum es ihnen geht.
  • Wenn Sie von Kindern zur Hilfe gebeten werden, erkundigen Sie sich vorerst, was die Kinder von Ihnen erwarten, was Sie tun sollen, wie sie helfen könnten.
  • Überlegen Sie gemeinsam mit den Kindern, welche Alternativen es gibt. Fragen Sie die Kinder, was sie schon ausprobiert haben und welche Ideen sie haben, wie das Problem gelöst werden könnte. Wenn die Kinder selbst noch keine Lösung finden, können 3 bis 4 Lösungen von den Eltern vorgeschlagen werden. Vor allem bei Jugendlichen, sollte man aber mit Vorschlägen abwarten und die eignen Lösungen eher anregen z. B. indem man sie aufmerksam macht, wo es denn schon mal gut geklappt hat etc.
  • Gemeinsam die momentan beste Lösung auswählen und die Umsetzung besprechen. Auch hier sollte man die betroffenen Kinder fragen, ob sie mit dieser Lösung einverstanden sind.
  • Sich freuen, wenn es geklappt hat und die Kinder bestärken, dass sie Probleme lösen können.
  • Bewährt sich die Lösung nicht, sollte man sich nochmals zusammensetzen und weiter überlegen, welche Möglichkeiten es noch gibt. Oft entlasten diese Gedankenpausen schon die Situation.
  • Vorbildwirkung: Eltern sind  Vorbilder ihrer Kinder. Wie gehen sie selber mit Konflikten um? Werden diese angesprochen oder „totgeschwiegen“? Welche Streitkultur haben wir innerhalb der Familie? Wieviel Raum gibt es zur Konfliktbewältigung? Wie wichtig nehmen wir selbst unsere Bedürfnisse und Wünsche?  Was können sich unsere Kinder zu diesem  Thema von uns abschauen?
  • Streiten will gelernt sein. Eltern sollten und können nicht jeden Streit verhindern. Ein Kind, das nicht streitet, lernt nicht, sich durchzusetzen und nach fairen Regeln zu handeln. Streit und Wettstreit sind Elemente der Entwicklung. Sie dienen dazu, die eigenen Kräfte und Möglichkeiten einzuschätzen.

Diese Vorgangsweisen sind in einfacher Form schon bei Kleinkindern möglich, müssen aber  nicht immer gemacht werden. Langfristig helfen sie  jedoch den Kindern in der Entwicklung von Eigenständigkeit und Konfliktfähigkeit und entlasten so auch die Eltern.

Kinder sollen lernen, Konflikte auszutragen, sich durchzusetzen und nachzugeben. Konflikte gehören zum Alltag und sind eine Möglichkeit, die eigenen Grenzen und die Grenzen anderer kennen und respektieren zu lernen.

Wenn Konflikte zu unbewältigbaren Problemen werden (Schlagwort Mobbing)Elternbildung

Der Unterschied vom Konflikt zum Mobbing besteht darin, dass es sich nicht mehr um ein einzelnes, vorübergehendes Problem zwischen zwei gleich starken Kindern, welche miteinander streiten oder raufen handelt. Sondern wenn negative, andere schädigende, abwertende, beschämende, erniedrigende Handlungen über einen längeren Zeitraum, ganz systematisch gegen eine bestimmte Person und immer und immer wieder, bei jeder sich bietenden Gelegenheit getätigt werden.
Das Ziel von Mobbing ist die soziale Ausgrenzung und die Erhöhung (des Täters) durch Erniedrigung (des Opfers).

Was können und sollen Eltern tun, wenn ihr Kind betroffen ist?Elternbildung

In einem solchen Fall ist einem Kind nicht mehr gedient, auf seine Fähigkeiten zur vertrauen, dass es diese Situation alleine in den Griff bekommen wird. Kinder gehören hier in ihrem Selbstvertrauen gestärkt. Sie müssen ernst genommen und gehört werden. Auch wenn die Erzählungen des Kindes in diesem Fall Eltern ängstigen, wütend oder hilflos machen, ist es wichtig, soweit als möglich trotzdem Ruhe zu bewahren und als Erwachsene/r Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln.
Im Weiteren sollten folgende Hinweise der Mobbing- & Gewaltpräventionsstelle OÖ (Was tun bei Mobbing in der Schule? Informationen für Eltern 2014) berücksichtigt werden:

  • Handeln Sie mit und nicht statt Ihrem Kind
  • Bieten Sie Unterstützung an und organisieren Sie diese (z. B. Beratung einholen)
  • Werden Sie aktiv und kontaktieren Sie die Schule (wenn z. B. dort das Mobbing stattfindet)
  • Suchen Sie das Gespräch mit dem/der Klassenlehrer/in und bitten Sie um Unterstützung. Seien Sie beharrlich und bestehen Sie darauf, dass Ihr Kind vor Übergriffen beschützt und das Mobbing gestoppt wird. Nur gemeinsam können Sie etwas gegen Mobbing erreichen.
  • Falls der/die Klassenlehrer/in nicht reagiert, suchen Sie das Gespräch mit der Direktion
  • Führen Sie Gespräche in der Schule ohne ihr Kind
  • Vermeiden Sie, die Schuld bei ihrem Kind zu suchen
  • Vermeiden Sie, persönlich mit den Tätern zu sprechen
  • Vermeiden Sie, mit den Eltern der Täter zu sprechen
  • Sichern Sie Beweise
  • Machen Sie Mobbing zum Thema
  • Nehmen Sie für sich und für Ihr Kind professionelle Hilfe in Anspruch (z. B. in den Mobbing- und Gewaltpräventionsstellen der jeweiligen Bundesländer oder in verschiedenen Familienberatungsstellen Ihres Wohnortes)

Mobbing entsteht dort, wo es entstehen und geschehen darf!


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