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Selbstfürsorge in Krisenzeiten? – Dafür hab ich jetzt doch keine Zeit!

von Linda Syllaba

Elternbildung
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Das Leben ist bunt und manchmal extrem herausfordernd. Dazu bräuchte man nicht einmal eine Pandemie oder einen Terroranschlag in der Nähe. Zwischenmenschliche Katastrophen, wirtschaftliche, ja auch gesundheitliche Krisen – 2020 hat sie alle noch verstärkt. Was da noch auf uns zukommt, ist nicht absehbar. Doch ist es das jemals?

Es kommt immer wieder vor, dass Eltern vor der Aufgabe stehen, mit ihren Kindern durch Krisen zu gehen. Ist es doch schon ohne Kinder schwierig, kommt hier auch noch hinzu, dass wir die Kleinen gerne beschützen wollen vor der brutalen Härte des Lebens. Und das ist nur sehr bedingt möglich. Es gibt Dinge, die können wir wenig bis gar nicht beeinflussen, die passieren einfach und dann müssen wir sehen, wie wir damit klarkommen. Menschen sterben, erleiden Unfälle, Krankheiten, verlieren ihren Job, geraten in Situationen, die sie sich nicht ausgesucht haben. Das kann sehr hart sein. Und doch gehört es zum Leben dazu.

Selbstfürsorge ist und bleibt meiner Ansicht nach die Basis für Eltern, die den Anforderungen des Familienalltags langfristig gerecht werden wollen. Das gilt in guten Zeiten und in schlechten noch viel mehr!

Das tägliche achten auf die eigenen Bedürfnisse braucht bei vielen Menschen Übung und die mentale Erlaubnis, sich das selbst gönnen zu dürfen. Ein Thermenwochenende im Herbst oder der langersehnte Urlaub taugen nicht wirklich als Treibstoff für den eigenen Tank – zumal es ausfallen könnte oder womöglich dann doch nicht so gut läuft wie erhofft.

Viel wichtiger ist es, im Alltag Pausen einzuplanen, die Tagesstruktur so zu gestalten, dass Anforderungsstaus gar nicht erst entstehen und kleine, feine Tank-Momente einzubauen. Das kann ein bewusst genossener Schluck Tee sein, tiefes Ein- und Ausatmen am Fenster oder so etwas banales, wie beim Toilettengang einfach mal Laufen zu lassen, ohne Nachdruck zu setzen. Das ist kein Scherz, erfahrungsgemäß machen das wirklich viele Mütter! Sie trainieren sich richtiggehend an, besonders rasch fertig zu machen, setzen sich selbst unter Stress und ruinieren dabei auch noch langfristig ihren Beckenboden. Und, genau betrachtet, bringen die 3,5 Sekunden Zeitgewinn keinen Vorteil für die Gesamtsituation. Damit will ich sagen: ganz viel Stress ist hausgemacht.

Wer gut für sich sorgt, sorgt damit gleichzeitig gut für seine Familie! Das hat mit Egoismus nichts zu tun, denn der würde bedeuten, ausschließlich sich selbst ins Zentrum zu setzen und alle anderen auszublenden. Wir sind als Eltern Bezugsperson, Begleitung und immer auch Vorbild für unsere Kinder. Von uns lernen sie, Frau/Mann sein, PartnerIn sein, Mutter/Vater sein, sie lernen mit Gefühlen umzugehen, in Krisen wie in glücklichen Momenten und sie lernen von uns, wie man selbst gut für sich sorgt um für andere da sein zu können.

Wenn wir gestresst sind, liegen sprichwörtlich die Nerven blank. Wir reagieren empfindlicher, sind leichter reizbar und neigen dazu, eher mit den Kindern zu schimpfen, als wenn es uns gut geht. Doch wer ist dafür zuständig das zu gewährleisten? Sicher nicht unsere Kinder! Auch sind sie keinesfalls „schuld“ an unserer Misere, selbst wenn wir manches Verhalten als Provokation empfinden. Es gibt immer einen Grund für kindliches Verhalten, denn dahinter liegt immer ein (verletztes) Bedürfnis, das mit einem Gefühl verbunden ist und sich über Handlungen Ausdruck verleiht. Kinder sind Symptomträger für das, was in einer Familie abläuft, aber nicht die Ursache für Schieflagen.

Wenn es einem ohnehin schon schlecht geht, neigt man umso mehr dazu, anderen die „Schuld“ dafür zu geben. Ich will dazu ermutigen, vielmehr die Verantwortung zu beleuchten, zu klären, wer sie hat und was möglich ist, sie auch aufzufüllen. Das führt uns zurück in die Selbstbestimmung – und sei sie noch so gering, ein bisschen was geht immer. Und von dort weg kann man sich steigern, step by step.

Kinder brauchen Eltern, die gut auf sich schauen, um so gut für die Familie da sein zu können. Wer täglich (zumindest ein paar Minuten) bewusst der Selbstfürsorge widmet, findet auch leichter in ein Mindset, das die schönen Augenblicke (wieder) sichtbar werden lässt. Wer im Sumpf steckt erkennt davon meist gar nichts mehr.

Bewusstes Durchatmen, einen Schluck Wasser nehmen und nachspüren, was gerade im eigenen Körper vorgeht, was er wahrnimmt und was er braucht… Das sind Dinge, die kosten weder Zeit noch Geld. Und doch sind sie der Schlüssel zum „Meetingroom mit sich selbst“. Besuchen Sie sich öfter mal selbst in diesem Raum! Schauen sie nach, wie es Ihnen geht! Vielleicht können Sie ja etwas für sich selbst tun, damit es wieder besser läuft? Das ist gelebte Selbstfürsorge, unter anderem.

Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie selbst nicht weiter wissen. Achten Sie auf so banale Dinge wie Ihre Grundbedürfnisse: ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung, viel Frischluft und Bewegung – so wie sie es für die Kinder tun.

„Das ist alles nicht so einfach“, „Das geht nicht“, „Das kann ich nicht“… Sitzen Sie nicht Ihren eigenen Glaubenssätzen auf! Wer will, findet Wege – wer nicht will, findet Gründe. Fragen Sie sich lieber: worin besteht meine Freiheit? Wo ist mein Spielraum? Was kann ich gestalten? Das sind Fragen, die Sie auf konstruktive Art in die Selbstwirksamkeit führen.

Krisen und schwierige Phasen gehören zum Leben dazu, auch wenn das keiner hören mag. Sie beinhalten immer die Chance zur Veränderung und zum persönlichen Wachstum. Wer verlässt schon freiwillig die eigene Komfortzone, wo es doch gemütlich ist, nur um neue Welten zu entdecken? Nicht in jedem steckt ein neugieriger Seefahrer. Und doch ist es am Ende ganz gut, zu sehen, was noch alles möglich ist. Persönlichkeitsentwicklung macht Menschen zu dem, wer oder was sie sind. Auch wenn es gelegentlich weh tut, durch so einen Prozess durchzugehen. Ich nenne das Wachstumsschmerzen.

Kinder erleben das laufend. Auch dafür brauchen sie uns, um durch diese Entwicklungsprozesse in Stabilität und Zugewandtheit begleitet zu werden. Wieder ein Grund mehr, gut für uns selbst zu sorgen, damit wir das auch gewährleisten können.

Sie wissen das alles? Das ist gut! Hoffentlich wenden Sie ihr Wissen auch an, denn sonst wäre es wenig wert.

T-U-N, das Zauberwort mit 3 Buchstaben, das ist der entscheidende Faktor. Tun Sie es, sorgen Sie gut für sich, um gut durch die Krise zu kommen und gut für Ihre Kinder da sein zu können. Die können vielleicht genauso wenig dafür wie Sie, dass die Situation so ist, wie sie ist. Doch haben die Kinder deutlich weniger Gestaltungsmacht und noch viel weniger die Verantwortung dafür.

Zeigen Sie ihren Kindern, wie Erwachsene verantwortungsbewusst handeln und bleiben Sie authentisch dabei. Natürlich dürfen Kinder auch sehen, dass das alles nicht leicht ist. Ohne Sie mit Details zu belasten, dürfen sie mitbekommen, wenn sie erschöpft, traurig oder ratlos sind. Sie können Kindern ohnehin nichts vormachen. Und genauso dürfen die Kinder sehen, was sie tun, um da durchzukommen. Aktive Selbstfürsorge ist dabei meines Erachtens unerlässlich. Falls Sie das bisher noch nicht so betrieben haben, ist es ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen und es gegebenenfalls sogar zu lernen.

So lernen alle was fürs Leben.

 

Linda Syllaba, www.beziehungshaus.at

Mein neues Buch “Selfcare für Mamas – Geht’s´dir gut, geht´s deinem Kind gut. Das etwas andere Erziehungsbuch” erscheint am 10.3.2021 im Beltz Verlag. Vorbestellung im Buchhandel bereits möglich.

 


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