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Sprich mit mir!

von Mag. Martina Genser-Medlitsch

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Von Geburt an verfügen Babys über alle Voraussetzungen, um sich Sprache aus dem alltäglichen Zusammenhang heraus anzueignen. Bereits in den letzten Schwangerschaftswochen wurden Sprachmelodie und Sprechrhythmus der Erstsprache eingeprägt. Auch die Stimme der Mutter sowie einfache Tonfolgen erkennen die Neugeborenen wieder. Sie hören von früh an besonders aufmerksam menschlichen Lauten und Sprache zu und beobachten fasziniert die Mundbewegungen ihres Gegenübers.

Über das Schreien tritt das Baby mit seiner Umwelt in Kontakt. Dabei wird auch sein Stimmapparat trainiert, sodass sein  Schreien zunehmend differenzierter wird, sich bald Blaslaute, Gurren, Brabbeln entwickeln und spielerisch in Lallmonologen ausprobiert werden.
Im zweiten Lebenshalbjahr plappert Ihr Kind allmählich Silben (nach) und beginnt den Inhalt erster Worte zu verstehen. Meist vor seinem ersten Geburtstag spricht es in Einwortäußerungen, die einen ganzen Satz repräsentieren, wie z.B. „Nane“ = „Ich möchte eine Banane“ oder auch „Da ist eine Banane.“

„Babysprache“ ist nicht gleich “Babysprache“!Elternbildung

„Begleiten“ Sie Ihre alltäglichen Handlungen im Umgang mit dem Baby bzw. in seiner Umgebung sowie Gefühlsregungen und Ähnliches mit einer Art „sprachlicher Dokumentation“: d.h. beschreiben Sie Ihrem Baby in ganzen, grammatikalisch korrekten Sätzen, was Sie Schritt für Schritt tun und warum/wozu Sie das gerade machen, z.B. „Jetzt mache ich den Verschluss der Windel auf, damit ich sie wechseln kann.“  Als „inneres“ Bild können Sie sich dabei vorstellen, dass Sie die Welt Ihrem Kind quasi „vermitteln“, so wie uns die/der Sprecher:in eines Dokumentarfilms die unbekannte Tierwelt in den Tiefen des Ozeans mit ihrer/seiner Stimme „nahe bringt“.

Stellen Sie sich im Gegensatz dazu einmal vor, die Stimme im Dokumentarfilm würde – während Sie Bilder von Osedax-Würmern und Scheibenbauchfischen sehen – über die neuesten Erkenntnisse zu Luftfahrt-Rettungswesten sprechen! Wahrscheinlich würden Sie irritiert bis verärgert reagieren und den „Kanal“ wechseln. Wir als Erwachsene können bereits das Zusammenstimmen von Sprache und Besprochenem prüfen, Babys noch nicht! Daher ist es so ungemein wichtig, dass das, worüber wir mit dem Klein(st)kind sprechen, auch zur aktuellen Situation bzw. Handlung „passt“. Denn so erlernt das Kind den Zusammenhang von (abstrakter) Sprache und (konkreter) Wirklichkeit, um später in seiner geistigen Entwicklung von diesem „konkreten“ Stadium hin zum „abstrakten“ Denken und Sprachverständnis zu kommen.

Zwischendurch, also während Ihrer sprachlichen „Dokumentation“, können Sie Ihrem Kind zur aktuellen Handlung und/oder zu dem, was Sie an Ihrem Baby gerade beobachten, Fragen bzw. Hypothesen stellen – auch wenn Sie wissen, dass Sie darauf (noch) keine Antwort bekommen. Zum Beispiel: „Hörst du das Quietschen des Plastikverschlusses? Klingt komisch, oder?“, vielleicht auch: „Mir kommt vor, du wirst langsam müde, du hast gerade herzhaft gegähnt.“. Machen Sie nach Ihrer Frage bzw. Aussage jeweils eine kleine Pause – so, als ob Sie eine Antwort des Kindes erwarten würden.
Sie können auch Ihre Worte mit Gesten „unterstreichen“, indem Sie zum Beispiel im obigen Satz beim Wort „gegähnt“ selbst so richtig herzhaft gähnen….So verbinden Sie noch stärker den Inhalt mit Sprache – nämlich das Gähnen an sich mit dem Wort „gähnen“.

Wichtig dabei ist: Wenn Sie zu Ihrem Kind sprechen, dann tun Sie das auch nonverbal übereinstimmend: das bedeutet, dass Sie Ihr Baby (z.B. bei der obigen Frage) direkt anschauen und nicht irgendwie „nebenbei“ die Frage äußern. Wählen Sie ein langsames Sprechtempo, eine klare, etwas höhere Stimme und eine sehr deutliche Aussprache der einzelnen Worte. Übertreiben Sie auch gerne immer wieder einmal die einzelnen Selbst- bzw. Zwielaute und wiederholen Sie wichtige Worte, z.B.: „Hast du das QUIEEEEEETSCHEN des Plastikverschlusses gehört? Dieses QUIIIIIEEEEETSCHEN klingt KOOOOOMISCH, oder?

Was bewirken Sie durch diese Art der Babysprache?Elternbildung

Dazu können Sie folgende Übung ausprobieren:

  • treten Sie vor einen Spiegel und beobachten Sie im folgenden Ihr Gesicht, Ihre Mimik, Ihren Ausdruck und
  • sprechen Sie dabei folgenden Satz laut und langsam in heller Tonlage aus (gerne auch mehrmals hintereinander): „Es ist sooooooo schööööön, dass iiiiiiiiiiiiiich heute meeeeeiiiiin Kind erleeeeeeeben und begleeeeeeiiiiiiiiiten, erleeeeeeeben und begleeeeeeiiiiiiiiiten daaaaaaaarf!
  • Machen Sie eine kleine Pause und bleiben Sie dabei mit sich selbst im Blickkontakt.

Frage zur ÜbungElternbildung

  • Was fällt Ihnen an Ihnen auf? Welchen Ausdruck „vermitteln“ Sie? Wie „wirken“ Sie?

Ich weiß, dass diese Übung am Anfang ungewohnt ist und das, was Sie dabei beobachten, ein bisschen eigenartig erscheint, aber vielleicht haben Sie folgendes an sich bemerkt:

  • Durch die deutliche, sogar etwas übertriebene Aussprache bewegen sich Ihr Mund und Ihre Lippen viel mehr und sichtbarer, d.h. Sie zeigen eine stärkere Mimik.
  • Sie drosseln Ihr Sprechtempo durch diese Art des Sprechens fast automatisch.
  • Ihr Gesicht sieht auch irgendwie „frohgestimmt“ aus.

Durch diese Form von Babysprache fördern Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes in mehrerlei HinsichtElternbildung

  • Sie berücksichtigen, dass Babys hohe Töne besser wahrnehmen können als tiefe.
  • Durch die Wiederholung sowie die deutliche Aussprache bzw. Betonung wichtiger Worte im Satz, lernt Ihr Kind die Struktur des Satzbaus und die Abgrenzungen der Wörter voneinander leichter zu erkennen.
  • Die kleinen Pausen nach Fragen oder Vermutungen fördern die Sprechfreude Ihres Babys, denn es wird zu einer Reaktion ermutigt (die oft auch als Mundbewegungen oder Brabbeln des Babys zunehmend erfolgt). So erlernt es, miteinander ins Gespräch zu kommen.
  • Die Kombination aus langsamer, betonter Sprache verbunden mit starker Mimik und heller Klangfarbe vermitteln dem Kleinstkind das Gefühl von „glücklichen“ Ansprechpartner:innen. Solche und ähnliche nonverbale Signale erwecken die besondere Aufmerksamkeit Ihres Babys, sodass sein Gehirn besser Sprache aufnehmen und verarbeiten kann.

So weiß es schon eine Menge über Sprache, wenn es das erste Wort spricht.

Diese Art der Babysprache fördert die Sprachentwicklung des Kindes – die „Hasili“-, „Mädi“-, bzw. „Tu schön heidi machen“-Babysprache tut dies nicht!

Wenn Ihr Baby dann im zweiten Lebenshalbjahr seine Lallmonologe trainiert und variiert, vermitteln Sie Ihrem Kind Verständnis, wenn Sie seine Laute nachahmen und es mit einer Frage zur nächsten Lalläußerung motivieren – so wird aus einem Monolog ein Dialog!

In dieser Zeit sind vor allem alle Formen von Reimen, Liedern, Fingerspielen sehr beliebt und sprachförderlich.

Das Baby zeigt auf einen Gegenstand? Zeigen Sie doch auch darauf und stellen Sie eine konkrete Frage, z.B.: „Willst du mit dem Ball spielen?“. So wird die richtige Bezeichnung in einen konkreten inhaltlichen Zusammenhang gebracht.

Wenn Ihr Kleinkind bereits Einwortsätze äußert und dabei eigenwillige Ausdrücke verwendet, wie im obigen Beispiel „Nana“, so sollten Sie sein Wort zwar freudig aufnehmen, aber immer in einer richtigen Bezeichnung zurück spiegeln, also z.B. „Ah, meinst du die Banane, die am Tisch liegt?“ (Sie können dabei auf die Banane zeigen) – Pause – „Möchtest du vielleicht die Banane essen?“.
Dies ist ein Beispiel für das korrigierende Feedback, eines der wichtigsten Tools in der Begleitung der Sprachenwicklung: dabei werden die fehlerhaften Mitteilungen des Kindes unmittelbar nach Ende seiner Äußerung vom Erwachsenen, seinem Sprachvorbild, in korrekter Weise wiederholt. So hört das Kind die richtige Form seiner Aussage, ohne das Gefühl der Zurechtweisung zu bekommen. Zudem vermitteln Sie Ihrem Kind, dass sie ihm zugehört und Interesse am Gespräch mit ihm haben. Weitere Beispiele für korrigierendes Feedback sind:

  • Das ist meine Nane.“ – „Ja, das ist deine Banane.“
  • Das da aua“ – „Ja, die heiße Herdplatte tut weh.“
  • Da weh getut“ – „Genau, du hast dir schon einmal auf der Herdplatte weh getan.“

Wiederholen Sie die korrekten Ausdrücke, Satzstellungen etc. eher „beiläufig“ und  sprechen Sie dann einfach spontan weiter. So kann Ihr Kind bald die korrekten Worte und Satzkonstruktionen verwenden. Sie müssen auch nicht ständig, allen fehlerhaften Äußerungen mit korrigierendem Feedback begegnen, denn das würde Ihre Sprache sehr künstlich erscheinen lassen.

Kinder entwickeln also ihre Sprachfertigkeiten im täglichen Miteinander mit ihren Eltern und Bezugspersonen. Je einfühlsamer auf ihre nonverbalen und verbalen Äußerungen eingegangen wird, je mehr sprachliche Anregungen und Zuwendung sie von Geburt an erhalten, umso besser, schneller und freudiger lassen sie sich auf das Abenteuer Sprache ein. Hand in Hand damit werden auch ihre motorische und sozial-emotionale Entwicklung sowie die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns insgesamt gefördert. (s. Broschüre „SPRECHEN MACHT SCHLAUER“ des Hilfswerks)

Und: Wie in allen Bereichen und Phasen der Entwicklungsbegleitung Ihres Kindes ist die Basis für gutes Gelingen die Gelassenheit, weder sich, noch das Kind unter Druck zu setzen.  So kann auch die spannende Entdeckungsreise auf dem Weg zur eigenen Sprache lustvoll in Angriff genommen und erfolgreich gemeistert werden.

Ratgeber „Sprechen macht schlauer!“ ist unter 0800 800 820 oder office@hilfswerk.at kostenlos erhältlich. Gerne können Sie den Ratgeber und weitere interessante Informationen auch auf unserem Webportal www.hilfswerk.at/sprechen-macht-schlauer abrufen.


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