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Babyschwimmen oder Kinderschwimmen – je früher desto besser, aber nie zu spät

von Nicole Veronika Juriga

Dass Schwimmen lernen wichtig ist, da sind sich alle einig. Aber wie und wann ist eine Frage, die sich wohl alle Eltern irgendwann einmal stellen.

Und meine Antwort darauf ist ganz einfach – der richtige Zeitpunkt ist immer JETZT. Genau in der Sekunde, in der Eltern sich diese Frage stellen ist schon der perfekte Moment dafür zu starten. Eben weil es so wichtig ist und nicht nur Leben retten kann, sondern auch Spaß macht und noch unzählige andere Vorteile bringt.

Es wäre natürlich schön, wenn jedes Kind die Chance und Möglichkeit bekäme, als Baby mit 3-9 Monaten zu starten. Aber dafür gibt es nicht annähernd genug Kapazität an Kursplätzen und auf der anderen Seite stolpern eben auch manche Eltern erst später über die Idee, mit dem Schwimmen lernen zu beginnen. Und gerade hier gibt es eine sehr gute Nachricht – jedes Alter ist für den Einstieg geeignet. Auch wenn es eine Zeit dauert, bis das Kind dann mit den BabyschwimmerInnen, die von Anfang an dabei waren mithalten kann. Mit ein bisschen Geduld und Ausdauer ist das gut möglich und es können je nach Alter des Einstieges recht bald die gleichen Erfolge erzielt werden. Viel wichtiger, als der Zeitpunkt des Beginnes, ist die Umsetzung und das Wissen um die Wichtigkeit.

Wie beginnen wir nun also mit dem Schwimmen?

Eltern sind in der heutigen Zeit oftmals verunsichert, weil sie alles richtig machen wollen. Ich bemerke, dass immer mehr gefragt wird, in fast jedem Alter, ob das Kind möchte. Möchtest du tauchen? Möchtest du mitsingen? Möchtest du über die Matte laufen?

Ich halte dies aus verschiedenen Gründen für nicht unproblematisch. Einerseits führen diese vielen ans Kind gerichteten Fragen zu einer Überforderung. Die Eltern meinen es natürlich gut, sie haben von bedürfnisorientierter Erziehung gelesen und wollen diese bestmöglich umsetzen. Aber hier wird oft der Unterschied zwischen gleichwürdig und gleichwertig vergessen. Ein Kind kann und soll nicht die gleichen Rechte und Pflichten haben wie ein Erwachsener. Daher sind nicht alle Entscheidungen geeignet an sie übertragen zu werden. Meiner Meinung nach ist es sogar umgekehrt – wir sollten ihnen einen möglichst großen Teil an Entscheidungen abnehmen, damit das Kind Kind sein kann und sich aufs freie Spielen konzentrieren kann. Unsere Kurse sind alle sehr spielerisch und die Frage, die sich ein Kind bei uns beispielsweise stellen wird ist, welches Tier möchte ich auftauchen, welche Puppe in welche Puppenhauseinrichtung bringen oder mit welchem Waschlappen in Tierform möchte ich das Froschlied singen. Das sind geeignete Entscheidungen für Kinder.

Ich vergleiche zum Beispiel die Frage zum Tauchen immer gerne mit dem Anschnallen im Auto. Heute ist dies glücklicherweise keine Frage mehr, ob ein Kind im Auto angeschnallt werden muss. Demnach wird das Kind nicht gefragt, denn es hätte ohnehin keine Wahl. Es ist wichtig, rettet Leben und könnte andernfalls gefährlich sein. Und genau so sehe ich das Tauchen lernen. Es ist nicht immer von Anfang an super lustig, gehört aber dazu und vor allem – das Tauchen zu lernen birgt keinerlei Gefahren. Es nicht gelernt zu haben jedoch schon. Und das lohnende Ergebnis hierbei zusätzlich ist, dass es Spaß macht, wenn einmal aus dem unerforschten Unbekannten eine gewohnte Handlung wird. Da hin zu kommen erfordert nur Zeit (manchmal Geduld) und Übung.

So viele Vorteile – gibt es denn auch Nachteile?

Aus Erfahrung sowohl als Mutter zweier Kinder, die beide mit 2 Jahren ohne Schwimmhilfen schwimmen konnten (das erste Schwimmen ist immer ein Tauch-schwimmen – also Tauchen und kurz Luft schnappen. Dem „richtigen“ Schwimmen ist das sehr nahe, denn auch bei Kraul oder Brustschwimmen ist der Kopf beim Ausatmen unter Wasser und taucht nur zum Luft holen auf) als auch aus meiner mittlerweilen 19 jährigen Erfahrung als Schwimmtrainerin kann ich in jedem Fall nur Gutes darüber berichten, früh mit dem Schwimmkurs zu starten. Die Kinder haben dabei wahnsinnig viel Spaß und es gibt einfach keinerlei Nachteile. Die unzähligen Vorteile liegen auf der Hand. Der Gleichgewichtssinn wird gefördert und wirkt sich auch in anderen Sportarten und Lebensbereichen positiv aus. Generell werden viele Sinne beim Schwimmkurs trainiert und geschult.

Der größte Vorteil liegt natürlich klar auf der Hand – Schwimmunfälle verhindern

Erst heute habe ich wieder von dem 2Jährigen Mädchen gelesen, das in die neue Donau gefallen ist und reanimiert werden musste. Es passiert so schnell, dass Kinder irgendwo ins Wasser fallen und wenn sie das Tauchen gewohnt sind, haben sie viel höhere Chancen, dass die Rettung schnell genug erfolgt, dazu müssen sie oft noch nicht mal das freie Schwimmen erlernt haben. Auch ich habe schon einen kleinen Unfall eines meiner Schwimmkinder miterlebt. Der Vater war mit dem nächst-älteren Kind bei mir im Kurs beschäftigt. Das jüngere Kind war noch am Wasser nach seinem Kurs. Die Mutter befand sich zu dem Zeitpunkt mit dem Jüngsten im Tragetuch in der Gallerie einen Stock über dem Schwimmbad hinter einer Glaswand. Irgendwann klopfte es wie wild über uns – die Mutter machte uns aufmerksam auf den jüngeren Sohn, der ins Wasser gefallen war, ganz klassisch beim Spielen am Rand. Ich schwamm natürlich sofort zu ihm und er war gerettet. Er hatte sich die ganze Zeit über mit Tauchen-Luftholen halten können. Wir wussten dies zu diesem Zeitpunkt alle nicht, dass er es können würde aber diese Erfahrung hat es uns deutlich gezeigt. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn der Vater den Jungen nicht alleine gelassen hätte oder auch wenn ich es bemerkt hätte und darauf aufmerksam gemacht hätte, dass er nicht alleine auf der anderen Seite spielen sollte. Aber Fehler passieren eben, und gerade deshalb ist diese Form der Prävention so wichtig.

Warum manche Medien trotzdem dagegen hetzen?

Umso trauriger macht es mich manchmal in verschiedenen Medien zu lesen, dass das Babyschwimmen und/oder das Tauchen in dem Zusammenhang Gefahren birgt. Das ist nämlich nicht richtig und keiner der Fälle, die dabei manchmal genannt werden konnte bestätigt werden. Ich bin auch im Austausch darüber mit anderen Schwimmorganisationen im Baby- und Kinderschwimmbereich, zB auch mit der Obfrau der ABA (Austrian Babyswim Assosation) Marion Falzeder aus Linz. Auch sie hat sich mit dem Thema lange beschäftigt und als Soziologin ist sie auch sehr wissenschaftlich an das Thema herangetreten. Auch sie sagt – es gibt KEINE Fälle von Tauchunfällen beim Babyschwimmen. Sehr wohl aber ist Ertrinken leider immer noch Todesursache Nr.1 bei unter 3Jährigen. Mit dieser Panikmache vor dem Tauchen lukriert man leider viele Klicks und Likes und gerade Firmen für verschiedene Schwimmhilfen profitieren davon und sponsern diese Beiträge natürlich zusätzlich.

Ich erkläre dann den teilweise verunsicherten Eltern, dass wir keinerlei Reflexe zum Tauchen benötigen und verwenden. Und dass zB trockenes Ertrinken noch nie beim Babyschwimmen vorgekommen ist- weltweit. Und die Begrifflichkeiten generell müssen auch erklärt werden, weil die Medien sie auch oft verwechseln. So handelt es sich z.B. beim sekundären Ertrinken um eine Komplikation, die nach einem Ertrinkungsunfall eintreten kann. Dabei scheint es zunächst, dass alles wieder in Ordnung ist – beispielsweise nach erfolgreicher Reanimation oder Mund-zu-Mund Beatmung und dem Abhusten des Wassers. Sekundäres Ertrinken kann aber nicht nach einem kurzen Tauchgang mit Mami oder Papi im Schwimmkurs eintreten – das ist schlicht nicht möglich und sollte daher auch nicht zur Angstmache verwendet werden. Auch ein Kind, das sich beim Tauchgang verschluckt und danach kurz Hustet läuft nicht Gefahr eines sekundären Ertrinkens. Man kann sich dieses Abhusten dann so vorstellen wie wenn sich die Babys beim Trinken von Milch verschlucken. Das ist nicht gefährlich.

Abschließend möchte alle Eltern ermutigen in Schwimmkurse zu kommen und gemeinsam die Unter und generell Wasserwelt mit ihren Kindern zu erkunden. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass die Kinder immer sicherer im Wasser werden und der Spaß nicht auf der Strecke bleibt. Ich würde mich freuen euch in unseren Kursen zu begleiten.

Nähere Infos zu unseren Kursen findet ihr unter www.schwimmmäuse.at

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