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Kind & Tier: Respekt gegenüber Tieren = Sicherheit für Kinder

von Univ.-Prof. Dr. Holger Till

Hunde, Katzen, Pferde & Co. sind bei Kindern äußerst beliebt. Der Kontakt mit Tieren kann für sie eine große Bereicherung sein und – ganz nebenbei – Empathie sowie Verantwortungsbewusstsein fördern.

Für ein friedliches, sicheres Miteinander zwischen Kind und Tier gilt es jedoch, so einiges zu beachten. Jährlich müssen rund 1.500 Kinder (0–14 J.) österreichweit nach Verletzungen durch Haus- und Bauernhoftiere im Krankenhaus behandelt werden.

Die Analysen des Forschungszentrums für Kinderunfälle des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE zeigen: Verletzungsursache Nummer eins ist falsches, respektloses Verhalten gegenüber Tieren. Haus- und Bauernhoftiere werden oft irrtümlich als Kuscheltiere betrachtet und entsprechend falsch wird mit ihnen umgegangen. Die Verantwortung für die Sicherheit der Kinder liegt natürlich bei den Erwachsenen, in deren Familien sowie bei den Tierhalter:innen. Daneben ist es von großer Bedeutung, dass Kinder für den respektvollen, sicheren Umgang mit Tieren sensibilisiert werden.

Jedes dritte Kind beim Hundebiss und jedes zweite Kind beim Katzenkratzer – zwei der häufigsten Unfallhergänge in puncto Kind & Tier – ist im Kindergartenalter. Somit ist es wichtig und zielführend, bereits den Kleinkindern den Unterschied zwischen Spielen mit einem Lebewesen und Spielen mit einem Stofftier zu verdeutlichen.

Großteil der Verletzungen durch Hunde

Bei bis zu 60 % der Kind-Tier-Unfälle handelt es sich um Verletzungen durch Hunde, meist Bisse (72 %), aber auch z. B. Umgeworfenwerden vom Hund oder Stolpern über die Leine kommen regelmäßig vor.

Mädchen und Buben sind von den Bissen gleich häufig betroffen. Rund ein Drittel erleidet tiefere Bisswunden, 8 % gar schwere Bissverletzungen. Besonders tragisch: Bei jedem zweiten Hundebiss bei Kindern ist der Kopf betroffen. Je jünger das Kind, desto höher das Risiko für eine schwere Bissverletzung und eine Verletzung des Kopf-/Halsbereichs.

In nur 23 % der Fälle beißt der eigene Hund. Fast jeder zweite Biss wird durch einen „bekannten“ Hund, also zumeist durch den Hund von Großeltern, Onkeln und Tanten oder Nachbarn, verursacht. Bei einem Viertel der Vorfälle ist ein dem Kind gänzlich fremder Hund beteiligt. Auffällig: Das Durchschnittsalter ist bei den Kindern, die vom Hund der Großeltern oder vom Hund der Tante/des Onkels gebissen werden, mit rund vier Jahren am niedrigsten. Auch liegt der Anteil der schweren Verletzungen weit über dem Durchschnitt, wenn die Hundehalter:innen die Großeltern oder Onkel/Tante sind. Das bedeutet, dass im erweiterten familiären Umfeld des Kindes großer Aufholbedarf an Wissen über die Thematik Hund/Kind gegeben ist.

Auch Verletzungen durch andere Haus-, Bauernhof- und Weidetiere

Die restlichen etwa 40 % der Verletzungen durch Tiere bei Kindern passieren vor allem mit Katzen und Pferden. Auch Kühe und Ziegen sowie Hasen, Ratten und andere Kleintiere

kommen in der Kind-Tier-Unfallstatistik vor. Katzen, Hamster oder Mäuse wehren sich bei zu intensiven „Liebesbekundungen“ oftmals durch Kratzen und Beißen, v. a. in Lippen und Wangen. Beim Füttern von Tieren in der Koppel (Pferde, Esel, Kühe, Ziegen etc.) kann es zu schweren Bissen in die Hände kommen. Für Wanderer können Kühe, vor allem Mutterkühe mit Kälbern, eine Gefahr darstellen.

Tipps und Infos für ein friedliches, sicheres Miteinander zwischen Kind und Tier

Tiere allgemein

Respekt- und distanzloses Verhalten gegenüber Tieren ist der häufigste Grund für Mensch-Tier-Konflikte mit Verletzungsfolgen. Es ist deshalb ganz entscheidend, dass Eltern mit ihren Kindern das richtige Verhalten gegenüber Hunden, Katzen und anderen Haus-, Bauernhof- und Weidetieren besprechen. Auch wenn die Tiere noch so „süß“ sind: Falsches Zutrauen oder Verniedlichung sollten tunlichst vermieden werden. Denn Tiere sind kein Spielzeug, sondern Lebewesen mit sehr individuellen Grenzen, die respektvoll behandelt werden sollten. Kleinere Kinder sollten nie ohne Aufsicht durch Erwachsene mit Tieren alleine gelassen werden. Ganz wichtig außerdem, bevor man sich ein Haustier anschafft: zu überlegen, ob dieses die richtige Wahl für die individuelle Familiensituation ist. Können die Bedürfnisse des Tieres dauerhaft erfüllt werden? Was erwarten sich Eltern und Kinder jeweils vom Zusammenleben mit dem Tier?

Hunde

Kinder können die Warnsignale von Hunden erst ab etwa acht bis zehn Jahren erkennen. Umso wichtiger ist es, dass sich Hundehalter:innen und Eltern bewusst sind, wie sehr es in ihrer Verantwortung liegt, Kinder vor Verletzungen durch Hunde zu schützen. Die Grundregeln im Umgang mit Hunden sollten mit Kindern immer wieder besprochen werden, z. B., dass schlafende oder fressende Hunde niemals gestört werden dürfen. Besonders empfehlenswert sind eigene Kurse und Trainings zum Thema „Kind & Tier“, welche von Hundeschulen, aber auch vielen privaten Hundetrainer:innen angeboten werden.

Katzen und Kleintiere

Auch bei Katzen und Kleintieren sollte man allzu festes Knuddeln und Einengen ihres Freiraums tunlichst vermeiden. Manche Kleintiere, wie z. B. Hamster, sind eher nachtaktiv und eignen sich daher nur begrenzt als Haustiere für Kinder. Andere Tiere, wie z. B. Hauskaninchen, sind eigentlich Fluchttiere und lassen intensive Kuscheleinheiten oft nur in Schockstarre über sich ergehen.

Bauernhof- und Weidetiere

Vorsicht beim Füttern von Tieren auf der Koppel (Pferde, Esel, Kühe, Ziegen etc.): nur mit Zustimmung des Besitzers/der Besitzerin und mit der flachen Hand füttern. Beim Wandern sollte man einen sicheren Abstand zu weidenden Kühen einhalten. Insbesondere um Kälber gilt es, einen großen Bogen zu machen, denn deren Mütter zögern nicht mit einem Angriff auf Menschen, wenn es darum geht, ihre Jungen zu schützen.

Daten und Fakten: Forschungszentrum für Kinderunfälle
www.grosse-schuetzen-kleine.at/forschungszentrum

Mehr Tipps und Infos auf www.grosse-schuetzen-kleine.at

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