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Vorschularbeit im Kindergarten

von Mag.Dr. Karin Steiner

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Viele Eltern machen sich spätestens im letzten Kindergartenjahr Gedanken über den bevorstehenden Schuleintritt ihres Kindes und sind oft verunsichert, ob ihr Kind diesen Übergang gut bewältigt und schon „schulreif“ ist.
Ich möchte Sie hier erstmals beruhigen, Ihr Kind arbeitet – schon seit seiner Geburt – an diesen wichtigen Schritt und hat auch im Kindergarten hier viele wichtige Kompetenzen erworben. Denn die Schulvorbereitung ist Bildung von Anfang an und immanenter Bestandteil der Bildungsarbeit in Kindergärten.
Daher hat man sich auch verabschiedet davon, die „Schulfähigkeit/-reife“ des Kindes zu testen, sondern anders als noch vor ein paar Jahren bemüht man sich in den verschiedenen Bildungssystemen (Kindergarten, Schule, etc.) heute darum, dass der Übergang in die Grundschule JEDEM Kind gelingt. Somit ist die Schulfähigkeit heute die Kompetenz aller beteiligten sozialen Systeme, diesen Bewältigungsprozess des Kindes gut zu begleiten.
Es wird in der Schule dort abgeholt, wo es in seiner Entwicklung steht. In seiner Umsetzung hat dieser Perspektivenwechsel weitreichende Folgen für die pädagogische Arbeit aller Bildungssysteme.
Was umfasst aber eine gute „Schulvorbereitung“ und welche Ziele verfolgt sie?
Diese Frage würde sehr unterschiedlich beantwortet werden, je nachdem ob man die Kinder selbst, die Familien, Fach- und Lehrkräfte oder Wissenschaftler fragt.
Im Weiteren Textbeitrag wird folgende Definition zugrunde gelegt:
„Schulvorbereitung“ dient nicht alleine der Vorbereitung auf die Schule, sie ist eine umfassende, ganzheitliche Vorbereitung auf das Leben. Sie beginnt mit der Geburt. Jedes Kind soll möglichst früh, optimal und nachhaltig gefördert werden. Kinder erwerben so all diejenigen Kompetenzen, die sie brauchen, um sich später in der Schule oder im Leben aktiv zu beteiligen, selbstständig und in der Interaktion mit anderen zu lernen, für sich selbst und andere Verantwortung übernehmen zu können und kompetent mit Wandel und Veränderung umzugehen.
Das Ziel guter Schulvorbereitung ist ferner, möglichst optimale Startchancen für alle Kinder herzustellen und damit zu mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem beizutragen.
Aufgabe der Eingangsstufe in der Schule, bzw. der gesamten Bildungsarbeit im Kindergarten ist es, die Kinder dort „abzuholen“, wo sie in ihrer Entwicklung stehen.

Das Kind als kompetenter LernenderElternbildung

Anders als früher geht die Pädagogik heute davon aus, dass ein Kind alles in sich trägt, was es zum Lernen braucht. Die PädagogInnen verstehen sich als LernbegleiterInnen. Sie gehen nicht davon aus, was ein Kind nicht kann, sondern setzen bei seinen Fähigkeiten an. Da ist zum einen die Neugier, das Interesse der Kinder zu lernen. Ausdrucksfähigkeit (sprachlich und nichtsprachlich), Ausdauer (Konzentrationsfähigkeit), Vertrauen in die „Welt“ (Verbundenheit), Eigenverantwortlichkeit und soziale Sensibilität (Gemeinschaftsfähigkeit). Ebenso die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen und neue Erfahrungen zu machen. Dazu gehört auch, dass ein Kind lernt, Probleme zu lösen, mit anderen Kindern zusammen etwas anzupacken und sich mit ihnen auszutauschen. Die Unterstützung und Anregung dieser Dispositionen in den Anfängen des Lebenslaufs – in Familien und in Kindergärten – sind das Wichtigste, was Erwachsene den Kindern mit auf den Weg geben können. Sie stellen die sichere Basis für gelingende lebenslange Bildungsprozesse dar, zum Beispiel auch für das Lernen in der Schule.
Dabei werden Werte vermittelt, die in unserer Gesellschaft wichtig sind: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, aber auch soziales Verhalten oder Rücksicht auf Schwächere. Ihr Kind baut ein positives Selbstbild auf, sodass es mehr und mehr in die Lage kommt, Verantwortung zu übernehmen und auch mit Stress umzugehen. Neben diesen „Basiskompetenzen“, den Grundlagen also, werden mehr und mehr im Rahmen der Bildungsarbeit im Kindergarten auch Inhalte vermittelt. Das Interesse für Natur, Zahlen, Umwelt und Technik wird geweckt, die Kreativität der Kinder gefördert, aber auch „Lernen lernen“( der Erwerb lernmethodischer Kompetenzen) steht im Mittelpunkt der Bildungsarbeit im Kindergarten.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass immer mehr Schulkinder sich schwer tun, korrekt und in ganzen Sätzen zu sprechen. Deshalb setzt man im Kindergarten vermehrt auch den Fokus auf eine gezielte Sprachförderung. Selbst Gesundheitserziehung und Medienpädagogik sind durch die gesellschaftliche Entwicklung bedingte neue Bildungsaufgaben, die die PädagogInnen im Kindergarten zunehmend wahrnehmen und somit dem Kind auch ein gutes „Rüstzeug“ mitgeben für sein weiteres Leben.
Sie werden sich sicher nun fragen, wie denn die PädagogIn weiß, wo das jeweilige Kind in seiner Förderung abzuholen ist, und welche „Entwicklungsinputs“ es im Rahmen der Bildungsarbeit im Kindergarten benötigt?

Voraussetzung für diese herausfordernde Aufgabe ist eine gute Begleitung des Kindes in Form einer genauen Beobachtung und Dokumentation seiner Entwicklungsschritte.
Viele Kindergärten arbeiten daher heutzutage mit Bildungsrahmenpläne sowie der Methode des Portfolios, worin die PädagogInnen gemeinsam mit dem Kind seine Entwicklungsschritte festhalten und  Entwicklungsziele definieren. Im Rahmen von Entwicklungsgesprächen, welche heutzutage auch schon viele Kindergärten anbieten, tauschen Sie sich zu den Beobachtungen und Dokumentation der PädagogIn aus und stimmen sich ab.
Im bundesweiten Bildungsrahmenplan verankert ist ein spezielles Modul für das letzte elementare Kindergartenjahr, welches PädagogInnen Anleitungen geben kann, wie Kinder in ihrer Entwicklung optimal unterstützt und auf die Herausforderungen der bevorstehenden Lebensphase des Schulbesuchs vorbereitet werden können. Die Bildungsrahmenpläne stellen eine verbindliche Arbeitsgrundlage für die PädagogInnen dar, daher fragen Sie ruhig bei Ihrem nächsten Kindergartenbesuch, wenn Sie Einblick in diese Unterlagen nehmen wollen.

Achtung vor einer Verschulung des Kindergartens- Vorschulkinder lernen anders als SchulkinderElternbildung

Dem/der einen oder anderen LeserIn wird nun in diesem Zusammenhang auch die immer wieder auflebende Diskussion – zumeist sehr ideologisch gefärbt und stets in Verbindung mit der Bildungsmisere genannt – über eine frühere Einschulung der Kinder bzw. die Notwendigkeit der Verschulung des Kindergartens in den Sinn kommen. Alles durchaus berechtigte Denkansätze, welche einige Länder – uns schon voraus – umgesetzt haben, um Bildungschancen von Kindern verbessern und kränkelnde Bildungssysteme „kurieren“ zu wollen.
Die Gefahr bei diesen Diskussionen und politischen Entscheidungen ist jedoch aus dem bildungsfähigen ein zu bildendes Kind zu machen und den Kindergarten zu instrumentalisieren. Denn Kindergärten sind `keine Trainingsanstalten für späteren Schulerfolge´, sondern es geht darum, Kindern ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Persönlichkeit frei und individuell entwickeln können.  In der Bildungspolitik ist diese klare Linie nicht immer zu erkennen. Während die Fachleute die Einführung von Bildungsplänen begrüßen, die die Selbstbildung des Kindes betonen und begründen, wird bspw. diese offene curriculare Form der Bildungspläne von manch Bildungspolitiker oftmals mit einem „vorschulischen verpflichtenden Lehrplan“ verwechselt, der von jedem Kind mit derselben Geschwindigkeit durchlaufen und mit dessen Hilfe das Kind gebildet werden soll. Vollends gefährlich wird es, wenn die elementare Bildung im Kindergarten nur mehr als vorschulische Bildung im Sinne „fit for school“ verstanden wird, dessen erklärtes Ziel es ist, das Kind schulfähig zu machen anstatt, um das schon geflügelte Wort zu benutzen, die Schule „kindfähig“ zu gestalten – welches entwicklungsangemessener wäre.
Denn man weiß heute durch eine Vielzahl empirischer Studien, dass ein verschultes Lernen im Kindergarten – bei Kindern zu keinen besseren Schulerfolg führt als bei Kinder, die im Rahmen selbstinitiierter Lernprozesse und spielerischer Lernformen gefördert werden (vgl. z.B. Schweinhart/ Weikart/Larner 1986). Deshalb ist seit geraumer Zeit nun auch das „Lernen im Spiel“als empfohlene Lernform im Lehrplan der Volksschule verankert ( Wolf,2009).

Vorschulkinder lernen anders als SchulkinderElternbildung

Eine mögliche Erklärung für die geringe Wirksamkeit einer direkten und gezielten Schulvorbereitung (insbesondere im Sinne der Betonung schulischer Lernformen und Lerninhalte zulasten der Verbindung von Spielen und Lernen sowie des Lernens mit allen Sinnen) liefern die Erkenntnisse der psychologischen Lernforschung (vgl. z.B. Hasselhorn 2005). Danach gibt es zwischen Vorschulkindern und Schulkindern gravierende Unterschiede in der Art und Weise, wie sie lernen.
Etwa ab dem 6. Lebensjahr, dem klassischen Einschulungsalter, finden wichtige Entwicklungsschritte in den kognitiven Voraussetzungen („phonologisches Arbeits-gedächtnis“) und in den davon abhängigen Lernstrategien der Kinder statt.
Neben die bis dahin vorherrschenden Formen des impliziten und zufälligen Lernens (durch Spiel, Erkundung, Nachahmung etc.) treten nun Formen des expliziten, bewussten und gezielten Lernens (durch eigene Kontrolle, Steuerung und Regulation der kognitiven Funktionen, durch wiederholtes Üben, Unterweisung etc.). Auf diese Fähigkeit zum „intentionalen“ und „strategischen“ Lernen setzt der Unterricht in der Schule. Zwar kann auch schon bei vier- bis sechsjährigen Kindern strategisches Lernen angebahnt werden, allerdings nur mit einem hohen Grad der Anleitung und, wie das schwedische Beispiel gezeigt hat, mit zweifelhaftem Erfolg.

Der Erziehungs- und Bildungsauftrag des KindergartensElternbildung

Daher gelingt die Vorbereitung der Kinder auf die Schule  dann am besten, wenn das Kind im Kindergarten entwicklungsangemessen gefördert wird, das heisst die Verbindung von Spielen und Lernen (vgl. z.B. Samuelsson 2004) und das Lernen mit allen Sinnen im Vordergrund der Bildungsarbeit stehen. Im Hinblick auf die Bildungsinhalte gehört dazu – und dies gilt bereits für die durch Fröbel und Maria Montessori repräsentierte Tradition der Frühpädagogik – die elementare Einführung der Kinder in die Symbolsysteme der Sprache (und zwar auch der Schriftsprache) und der Zahlen und Mengen sowie in die Phänomene und Gesetze der Natur (vgl. z.B. Forschungswerkstatt, Forschungsmobil etc.).
Um diese Aspekte des Bildungs- und Erziehungsauftrags ernst zu nehmen und im Kindergartenalltag umzusetzen, bedarf es jedoch nicht des vorausschauenden Blicks auf das schulische Lernen. Vielmehr gelten auch dafür die allgemeinen Grundsätze einer entwicklungsangemessenen Unterstützung und Anregung der kindlichen Bildungsprozesse.
Dennoch stellt der Übergang zur Schule eine besondere Herausforderung dar.
Der Übergang vom Kindergartenkind als Schulkind erfüllt die meisten Kinder meist mit Stolz, sie fühlen sich deutlich größer und sehen der größeren Selbständigkeit oft mit Freude entgegen. Sie wollen Neues lernen und gehen motiviert an die neuen Herausforderungen heran, trotz mancherlei Unsicherheit, ob sie denn die schulischen Erwartungen erfüllen können. Die Eltern, aber auch die PädagogIn helfen dem Kind dabei, es in seiner positiven Bewältigung zu unterstützen.
Zu einem gelingenden Übergang trägt es ferner bei, wenn alle beteiligten Systeme Schule, Familie  und Kindergarten gut miteinander kooperieren. Dazu zählen gegenseitige Besuche von Kindern, wechselseitige Hospitationen der pädagogischen Fachkräfte und gemeinsame Elternabende.
Informationen über Ihr Kind dürfen selbstverständlich nur mit Ihrem ausdrücklichen Einverständnis oder in Ihrem Beisein weitergeben werden. In der Regel ist das sinnvoll, damit die zukünftigen Pädagogen sich gut auf die Bedürfnisse Ihres Kindes einstellen können und gegebenenfalls Rahmenbedingungen (Klassenzusammensetzungen u.a.) vorher beeinflussen können. Wenn Sie schon frühzeitig informiert sind, in welche Schule Ihr Kind aufgenommen wird, empfiehlt es sich ein gemeinsames Gespräch zu führen: Sie, die PädagogIn, die künftigen Lehrer/in und Horterzieher/in. Auch die Weitergabe der Entwicklungs-dokumentationen (Portfolio etc.) ist hilfreich.
Diese Form der Bildungspartnerschaft und Vernetzung stellt daher die Grundlage für einen gegenseitigen Vertrauensaufbau, fundierten Informationsaustausch und somit einen gelingenden Übergang zwischen Kindergarten und Schule dar.


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