Eine gelungene gemeinsame Elternschaft nach Trennung oder Scheidung bedeutet, dass beide Eltern Verantwortung für das Wohl ihrer Kinder übernehmen – unabhängig von persönlichen Verletzungen oder Konflikten der Vergangenheit. Für Kinder ist es von zentraler Bedeutung, dass sie zu beiden Elternteilen und deren Familienhälften eine liebevolle, offene und stabile Beziehung aufrechterhalten können. Nur so erfahren sie Sicherheit, Zugehörigkeit und emotionale Kontinuität. Werden Kinder hingegen in frühere Paarkonflikte hineingezogen oder in Loyalitätskonflikte gedrängt, geraten sie in eine innere Zerrissenheit, die ihre Entwicklung und ihr Selbstbild nachhaltig beeinträchtigen kann.
Mediatorinnen unterstützen Eltern dabei, diese neue Form des Miteinanders zu gestalten. Sie helfen, die Perspektive des Kindes in den Mittelpunkt zu rücken, alte Konfliktmuster zu erkennen und Kommunikation wieder respektvoll zu gestalten. Mediation bietet Eltern einen geschützten Rahmen, um Konflikte respektvoll zu klären, gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
Durch strukturierte Gespräche und eine allparteiliche Begleitung gelingt es, den Blick wieder auf das Wesentliche zu richten – das Wohl des Kindes und eine stabile kooperative Elternbeziehung.
Beispiele aus der Praxis:
Ein Vater, der sich durch die Trennung zurückgesetzt fühlte, lernte in der Mediation, die Mutter nicht als „Gegnerin“, sondern als gleichwertige Bezugsperson des Kindes zu sehen. Statt spontaner Konflikte über Chatnachrichten führten die Eltern nach einigen Sitzungen regelmäßige, strukturierte Gespräche, in denen sie wichtige Entscheidungen – etwa zur Schulwahl oder zu medizinischen Fragen – gemeinsam und auf Augenhöhe trafen.
Eine Mutter, die lange Schwierigkeiten hatte, den Kontakt zwischen Kind und Vater zu unterstützen, konnte im geschützten Rahmen erkennen, dass ihre Enttäuschung über die gescheiterte Partnerschaft nichts mit der Elternrolle des Vaters zu tun hatte. Sie lernte, dem Kind mit ehrlicher Freude den Kontakt zum Vater zu ermöglichen – ohne unterschwellige Ablehnung, Schuldgefühle oder Misstrauen.
In anderen Fällen entwickeln Eltern gemeinsam mit der Mediatorin konkrete Kommunikationsstrukturen, etwa ein digitales Elternbuch oder wöchentliche kurze Updates per E-Mail. Diese neutralen Kommunikationswege reduzieren Missverständnisse, schaffen Transparenz und fördern eine sachliche, respektvolle Zusammenarbeit.
Ziel ist es, die frühere partnerschaftliche Beziehung bewusst von der Elternebene zu trennen und eine kooperative, verlässliche Zusammenarbeit als „Elternteam“ zu entwickeln. So können beide Eltern – trotz Trennung – verlässlich an der Seite ihrer Kinder stehen und ihnen das geben, was sie am meisten brauchen: Sicherheit, Liebe und das Gefühl, von beiden Eltern angenommen zu sein.
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Wenn auch Sie sich in einer Trennungssituation befinden und Unterstützung für eine respektvolle gemeinsame Elternschaft suchen, können Sie sich vertrauensvoll an die erfahrenen Mediator:innen des VFM – Verein zur Förderung von Mediation – wenden. Dort werden, gestaffelt nach Einkommen und Kinderzahl, vom Bundeskanzleramt geförderte Familienmediationen angeboten.
Weitere Informationen finden Sie unter www.vfm-mediation.atoder persönlich bei mir als Obfrau des VFM unter 0664 / 391 02 59.
Dr. Regine Jesina-Koloseus