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Mehrlingsschwangerschaft – Mehrlingselternschaft

von Angelika Lessiak

Elternbildung
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Die AusgangssituationElternbildung

Die Information, dass Zwillinge oder gar Drillinge erwartet werden, ist für beide Elternteile immer eine Herausforderung. Auch wenn eine medizinische Unterstützung des Kinderwunsches vorausging, sodass die Nachricht nicht so überraschend kommt, wie bei spontanen Zwillingsschwangerschaften, brauchen Mehrlingseltern Zeit, sich auf diese Situation einzustellen. Das Team, das die werdenden Eltern betreut, wird nicht nur zum zentralen Informationszentrum. Es vermittelt den Mehrlingseltern auch das Gefühl der Sicherheit und unterstützt die Freude über eine außergewöhnliche Situation. Dass Mehrlinge als Risikoschwangerschaften eingestuft werden, verhindert nicht, dass die werdenden Eltern überglücklich sein und sich als etwas Besonderes empfinden dürfen.

Das betreuende Team muss für einen bewussten Umgang mit den Fragen, Sorgen und Ängsten der Schwangeren zur Verfügung stehen. Jede Mehrlingsschwangerschaft wird in kurzen Zeitintervallen überwacht. Sie kann durch die größere Belastung des Körpers zu frühen und stärker ausgeprägten Schwangerschaftsbeschwerden und auch zu einer deutlich erhöhten Komplikationsrate führen. Die Belastungsfähigkeit der Eltern steigt mit ihrem Wissen über die Strategien zur Bewältigung dieser Risiken und Komplikationen. Je besser beide Elternteile hier vorbereitet und beraten werden, desto besser können sie mit diesen Sorgen umgehen.

Betreuung von MehrlingsschwangerenElternbildung

Die Betreuung von Mehrlingsschwangeren erfolgt meist in großen, perinatologischen Zentren. Gleich von Anfang an werden Untersuchungen zur pränatale Diagnostik durchgeführt, deren Verfügbarkeit in diesen Zentren selbstverständlich ist.

Die kontinuierliche ärztliche Betreuung in Kombination mit der Begleitung durch eine Hebamme sowie allenfalls (soweit von der Hebamme nicht ohnehin abgedeckte) weitere psychologische Betreuung sind die Schlüssel zu einer positiven Entwicklung von Mehrlingsschwangerschaften.

Aufgaben der Hebamme in der SchwangerschaftsbetreuungElternbildung

Aus meiner Sicht als Hebamme ist es wesentlich, die Frauen zu unterstützen und zu bestärken, ihre Mehrlingsschwangerschaft positiv zu erleben und in ihre Fähigkeit zu vertrauen, dass sich ihre Kinder gut entwickeln und gesund geboren werden. Gespräche über den Verlauf der Schwangerschaft werden in einer entspannten und vertrauensvollen Atmosphäre geführt. Hebammen bieten Hausbesuche an und können so direkten Einblick in das Familienleben sowie in die Wohnsituation nehmen und auch diese Faktoren in ihrer Beratung berücksichtigen.

Bei Schwangerschaftsbeschwerden wird die Hebamme gemeinsam mit beiden Elternteilen Bewältigungsstrategien erarbeiten und so die Ressourcen der Schwangeren mobilisieren. Oft bringen bereits kleine Veränderungen große Erleichterungen im Alltag. Hebammen ermutigen die Schwangere, ihren Körper sensibel wahrzunehmen und seine Reaktionen als wertvolle Signale zu akzeptieren und zu lesen, ohne sich von diesen Signalen ängstigen zu lassen. Zentral ist, dass die Frauen eine gute Balance zwischen gesunder Wahrnehmung und Risikomanagement finden.

All dies klingt zunächst nicht wesentlich anders als in einer Einlingsschwangerschaft. Doch darf nicht übersehen werden, dass die Belastung der Schwangeren in der Mehrlingsschwangerschaft deutlich höher und ihre Elastizität, diese Belastungen abzufangen, weit mehr gefordert ist. Daher muss die Unterstützung durch optimale Betreuung, die natürlich auch in einer Einlingsschwangerschaft wünschenswert ist, in der Mehrlingsschwangerschaft als geradezu notwendig beurteilt werden.

Manche Hebammen bieten Geburtsvorbereitung für Mehrlingseltern an, die verstärkt auf die spezifischen Bedürfnisse bei Mehrlingsschwangerschaften eingehen. Auch bei verordneter Bettruhe kann im gewohnten Umfeld der Schwangeren diese Geburtsvorbereitung praktiziert werden.

So kann die gesteigerte Kontraktionstätigkeit des Uterus durch gezielte Atmungs- und Entspannungsübungen reduziert werden. Ausführlich werden Signale und Anzeichen einer beginnenden Geburt besprochen wie vorzeitige Wehentätigkeit, Abgang von Fruchtwasser und wie man mit dieser neuen Situation umgeht. Die Sorge „zu spät“ ins Krankenhaus zu kommen, lässt sich einfach ausräumen, indem die Eltern vorab abklären, wo sie sich ab der 30. SSW aufhalten werden, wie lange die Wegstrecke in das nächstgelegene Krankenhaus (oder das Krankenhaus ihrer Wahl) ist etc.

In dieser Geburtsvorbereitung wird ausführlich der Geburtsmodus erklärt. Wegen der hohen Rate von Kaiserschnitten bei Mehrlingsgeburten wird neben der spontanen Geburt auch die Sectio im Detail besprochen. Dazu gehört nicht nur die Erörterung des Eingriffes. Dass auch beim Kaiserschnitt ein zeitnahes Bonding nicht nur möglich, sondern auch höchst sinnvoll ist, bedarf ausführlicher Erläuterung. Selbst ein erstes Anlegen der Neugeborenen kann in vielen Fällen ermöglicht werden.

Ebenso ausführlich wird die Hebamme auf die Stunden und Tage „danach“ eingehen und zahlreiche, an die individuelle Situation angepasste, Tipps zur Bewältigung des „neuen Alltags mit Mehrlingen“ geben können.

Da die Dauer der Mehrlingsschwangerschaft typisch verkürzt ist, beginnt die individuelle Geburtsvorbereitung früher als bei Einlingsschwangerschaften. Die Eltern sind damit besser auf die vorzeitige Geburt vorbereitet, statt von diesem früheren Termin – auch wenn er absehbar war –überrascht zu werden.

Das Stillen von Mehrlingen ist selbstverständlich möglich. Es gelingt dann ohne schmerzliche Frustrationen bei Mutter und Kindern, wenn es bereits in der Schwangerschaft ausführlich besprochen wurde. Die Angst der Mutter, wie sie diese Herausforderung bewältigen soll, sinkt massiv, wenn in Übungen und Gesprächen die Organisation des Stillens von zwei gleichzeitig hungrigen Babys so gefestigt wurde, dass die Mutter die dann reale Situation stressfrei meistert.

OrganisationElternbildung

Hilfreich ist es für werdende Mehrlingseltern, bereits vor der Geburt ihrer Kinder Kontakte mit anderen Mehrlingseltern zu knüpfen. Das kann bei Mehrlingselterntreffen stattfinden oder über Hebammen, die mit Mehrlingsschwangeren arbeiten und natürlich auch über die (inzwischen zahlreichen) Foren im Internet.

Auch wenn alles „gut und glücklich läuft“, ist es bei Mehrlingen meist geboten, zusätzliche Hilfe zu organisieren. Das können Familienmitglieder sein, die sich stundenweise zur Verfügung stellen, oder eine Heimhilfe, Studentinnen, der Oma-Dienst, Freunde etc. Das Wissen, Hilfe bei Bedarf abrufen zu können, reduziert die Belastung der Eltern bereits in der Schwangerschaft, vor allem aber in der bei Mehrlingen ganz besonders fordernden Anfangsphase der Säuglingsbetreuung.

Die Betreuung nach der GeburtElternbildung

Bonding, der Stillbeginn und das Pflegeprogramm der Babys stehen in den ersten Tagen, sohin noch während des Aufenthalts in der Klinik, im Vordergrund. Werden die „ersten Tage“ in der Klinik bei Mehrlingen zu „ersten Wochen“, dann liegt die intensive Betreuung der Babys im Regelfall in den Händen der lokalen Neonatologie. Dennoch ist eine weitere Betreuung durch die Hebamme, jetzt mit dem Schwerpunkt der Wöchnerin und ihren vielen Fragen und Sorgen in dieser Situation, möglich.

Zu Hause beginnt der Alltag mit den Säuglingen.

Hebammen, die in der Nachbetreuung arbeiten, unterstützen mit ihrem Fachwissen beim Stillen, überwachen die Gewichtszunahme der Babys, kontrollieren die Uterusrückbildung der Mutter und helfen mit Tipps in der Entwicklung von Routinen, des Schlafverhaltens etc, bis hin zur Babypflege weiter.

Mehrlingsmütter haben ein um 43% höheres Risiko als Einlingsmütter, an einer postpartalen Depression zu leiden. Das ist auch ganz normal! Geburtskomplikationen, Frühgeburtlichkeit, Elternstress, permanente Überforderung, Schlafmangel und die als besonders groß verspürte Verantwortung fordern ihren Preis. Eine erfahrene Hebamme kann bereits in der Wochenbettbetreuung erste Anzeichen erkennen und gezielt gegensteuern. Dazu führt die Hebamme ausführliche Gespräche mit den Eltern bzw hört einfach zu und schlägt bei Bedarf externe Unterstützung, bis hin zu psychotherapeutischer Begleitung, vor.

Eine Mehrlingsschwangerschaft ist immer, auch wenn alles „optimal läuft“ eine wesentlich höhere Herausforderung als eine Einlingsschwangerschaft. Das gilt sowohl für die werdenden Eltern als auch für das begleitende Team (Arzt, Hebamme, weitere unterstützende Personen). Diese Herausforderung lässt sich meistern durch rechtzeitig beginnende, auf die individuelle Schwangerschaft abstellende Beratung, die nahtlos übergeht in eine optimal begleitete Geburt und Nachsorge im Wochenbett. Stets begleitet vom kaum beschreibbaren Glücksgefühl, Eltern geworden zu sein, das sich – wie ich aus persönlicher Erfahrung als Zwillingsmutter weiß – dann eben auch „doppelt“ einstellt.


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