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Mythen und Realität

von Herbert Rosenstingl

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Die Diskussion um Computer- und Konsolenspiele wird in der Öffentlichkeit zum Teil sehr emotional geführt. Wissenschaftliche Fakten vermischen sich mit Wertvorstellungen, Ängsten und manchmal auch ideologischen Positionen. Für Eltern und Erziehende ist dies wenig hilfreich und verunsichernd. Im Folgenden werden daher einige Mythen, die immer wieder auftauchen, auf ihren Realitätsgehalt überprüft:

Computerspiele machen aggressivElternbildung

Einige Studien zeigen tatsächlich, dass (junge) Menschen, die viele „Gewaltspiele“ spielen, auch aggressiver sind. Ein tatsächlicher genereller Zusammenhang im Sinne von „Ursache und Wirkung“ konnte jedoch nicht nachgewiesen werden – darüber geben diese Studien schlicht keine Auskunft! Denn sie funktionieren so, dass man in Experimenten Menschen spielen lässt und überprüft, ob sie danach „aggressiver“ sind. Die Ergebnisse lassen sich aber nicht auf Langzeiteffekte übertragen, denn eine gewisse Erregung nach einem spannenden Spiel ist schließlich zu erwarten. Das gilt auch für jedes Fußballspiel… Außerdem zeigte sich, dass der Aggressionseffekt umso geringer (!) ausfällt, je länger das Spiel dauert. Mit anderen Worten: Der Abbruch mitten im Spiel scheint eher für höhere Aggressionen verantwortlich zu sein als die Gewaltdarstellungen. Bei der Frage, was über einen längeren Zeitraum passiert, lässt sich eine Wirksamkeit im Sinne einer „Medienselektion“ viel deutlicher nachweisen. Das heißt: Wer bereits aggressiver ist, spielt ein Jahr später tendenziell mehr „gewalthaltige“ Spiele.

In zwei Punkten sind sich die Studien aber einig: 1. Spiele für Ältere, also mit einer PEGI-Kennzeichnung ab 16 oder 18 Jahren, gehören keinesfalls in die Hände jüngerer Kinder! Und 2. bei Menschen, die Probleme mit Gewalt haben (weil sie z.B. als Kind schwer geschlagen wurden oder Krieg erlebt haben), können „Gewaltspiele“ diese Probleme verstärken.

Games machen dummElternbildung

Wer nur und ausschließlich spielt, leistet in der Tat kaum einen Beitrag zur eigenen allgemeinen oder beruflichen Bildung. Computerspiele als Teil vieler unterschiedlicher (Freizeit-)Beschäftigungen können jedoch im Gegenteil sogar positive Effekte haben: Sie fördern Geschicklichkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, „räumliches Vorstellungsvermögen“, logisches Denken, manchmal sogar Teamfähigkeit, Kommunikation und vieles mehr. Wichtig ist jedoch, dass es neben den Spielen möglichst viele andere Gelegenheiten gibt, diese Fähigkeiten anzuwenden und zu trainieren.

Computerspiele machen dickElternbildung

Bewegungsmangel und falsche Ernährung machen dick! Kinder, die nach der Schule nur noch zu Hause vor dem Bildschirm sitzen und Pizza und Energydrinks zu sich nehmen, müssen tatsächlich mit Gewichtsproblemen rechnen. Wer dagegen regelmäßig Sport treibt und sich gesund ernährt, kann ohne Angst vor der Waage am Computer spielen. Und für Konsolen und mobile Geräte gibt es sogar eine ganze Reihe von Spielen, die aktive Bewegung erfordern – solche Spiele können eine gute Möglichkeit für gemeinsame Aktivitäten mit der ganzen Familie sein.

Games machen einsamElternbildung

Auf den ersten Blick mag es so erscheinen: Da ist nur der Bildschirm und davor das Kind, sonst niemand. Tatsächlich aber sind viele der besonders beliebten Spiele Multiplayer-Spiele – also nur gemeinsam mit anderen spielbar – oder bieten zumindest einige Online-Elemente. Das gemeinsame Tun und Erleben steht dabei sogar im Mittelpunkt! Und auch bei reinen Solospielen ist es so, dass Kinder und Jugendliche viel mit anderen über die Spiele reden: wie toll das Abenteuer war, welchen Highscore sie erreicht haben oder welche Tipps und Tricks gegen diesen fiesen Endgegner helfen …

Computerspiele machen süchtigElternbildung

Computerspiele machen Spaß. Und das ist gut so! Aber wenn der Rest des Lebens nur noch Frust zu bieten scheint, ist die Versuchung groß, sich in die „Welt“ der Spiele zu flüchten. Eine Welt, die eben Spaß macht, in der es egal ist, wie ich aussehe, was ich sonst tue und kann, in der ich Erfolg habe… Hier ist es eine große Verantwortung aller, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, auf entsprechende Anzeichen zu achten. Dies gilt insbesondere für die Familie! Wenn sich das Kind plötzlich nicht nur von der Familie zurückzieht, sondern auch keine Aktivitäten im (alten oder neuen) Freundeskreis zeigt und nur noch spielt, dann geht es ihm oder ihr vielleicht gerade nicht gut. Dann ist es wichtig, nicht aufzugeben, sondern immer wieder zu gemeinsamen Aktivitäten einzuladen. Das ist natürlich gerade bei Jugendlichen in der Pubertät schwierig, da sie sich – als ganz normale Entwicklung – von den Eltern zurückziehen. Deshalb ist es besonders wichtig, das Computerspiel nicht als „Feind“ zu sehen und es gar verbieten zu wollen. Vielmehr kann durch die Anerkennung von Leistungen – auch beim Spielen! – eine Vertrauensbasis geschaffen werden, die gemeinsame Aktivitäten erst möglich macht.

Games schränken die Fantasie einElternbildung

Wer selbst nicht zockt, denkt vielleicht, dass Games „passiv konsumiert“ werden, dass die Spielenden eigentlich „nichts tun müssen, nur ein paar Knöpfe drücken“, dass Spiele keine Geschichten erzählen oder gar die Fantasie anregen. Gute Games erfordern aber sogar viel Fantasie, um sie überhaupt spielen zu können. Da sind zum einen die oft fantastischen, bunten, lustigen oder spannenden Spielwelten! Außerdem müssen die Spielenden immer wieder neue Wege finden, um durch das Spiel zu kommen und die Aufgaben zu lösen. Aber natürlich braucht auch die Fantasie Abwechslung und Anregung in vielfältiger Form. Wer nicht nur vor dem PC oder der Konsole sitzt, für den sind Spiele eine gute weitere (!) Möglichkeit, die eigene Fantasie zu entfalten.

Games spielen nur BurschenElternbildung

Zweifellos sind Games (noch) eine Domäne der Burschen. Laut der deutschen JIM-Studie 2022 geben nur etwa 6% der männlichen, aber 22% der weiblichen Jugendlichen an, selten oder nie zu spielen. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass mehr als drei Viertel der Mädchen und jungen Frauen zumindest gelegentlich spielen. Und es werden immer mehr! Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass sich in den letzten Jahren das Smartphone zum beliebtesten digitalen Spielgerät entwickelt hat und es für diese Plattform eine schier unendliche Fülle an sogenannten „Casual Games“, also einfachen Spielen für zwischendurch, gibt. Diese „Aufholjagd“ der Mädchen darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den Spielen selbst immer noch sehr häufig stereotype Rollenbilder dargestellt werden und es große Unterschiede in der Spieleauswahl zwischen Mädchen und Burschen gibt. Zudem ist Diversität bei der Darstellung der Charaktere in den Spielen leider nur sehr selten anzutreffen. Hier liegt es auch in der Verantwortung der Erziehenden, stereotype Geschlechterrollen sowohl durch das Vorbild wie auch durch eine bewusste Auswahl an Spielen zu durchbrechen.


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