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Verschwörungstheorien – Hilfestellungen für Eltern

von Mag.a Ulrike Schiesser

Elternbildung
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(Text gemeinsam verfasst mit Hanna Grabenberger)

Die Kommunikation mit Verschwörungsgläubigen kann eine große Herausforderung für das Umfeld darstellen. Kinder und Jugendliche kommen durch Social Media besonders leicht mit Verschwörungserzählungen in Kontakt. Erwachsene Bezugspersonen spielen eine wichtige Rolle dabei, Jugendliche und Kinder zu unterstützen, diese zu erkennen und die Erzählungen als falsch zu entlarven. Der vorliegende Text soll für Eltern eine Hilfestellung für die Kommunikation sein.

Was sind Verschwörungstheorien?Elternbildung

In Verschwörungstheorien wird der Glaube vertreten, dass sich bestimmte Mächte im Geheimen verbünden und eine bestimmte Agenda verfolgen. Dabei würden sie die Weltgeschehnisse so manipulieren, dass sie auf Kosten von anderen einen Nutzen daraus ziehen. Die Welt wird in Gut und Böse eingeteilt. Ungerechtigkeit wird auf die Machenschaft von Einzelnen zurückgeführt. Häufig sind den Vorstellungen Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus oder Antifeminismus beigemischt.

Warum glauben Menschen Verschwörungstheorien?Elternbildung

Verschwörungserzählungen erfüllen für die Gläubigen bestimmte Bedürfnisse. Eine Funktion von Verschwörungsnarrativen ist es, eine „Welterklärung” gefunden zu haben. Dadurch kann man sich aufwerten, indem man überzeugt ist, mehr zu wissen als andere Menschen. Viele von uns sehnen sich danach, die Welt zu verstehen und unser Leben sinnerfüllt zu gestalten. Da wir jedoch nicht in allen Bereichen Expert*innen sein können, müssen wir zwangsläufig anderen glauben und vertrauen. Gefühle beeinflussen sehr stark unser Denken und Handeln. Wir sehen Probleme auf der Welt und möchten uns diese erklären. Dabei fällt es oft schwer, komplexe Zusammenhänge nachvollziehen zu können. Bei der Suche werden falsche Erklärungen gefunden, bei denen gewissen Menschengruppen eine Verschwörung unterstellt wird. Bei Verschwörungsgläubigen gibt es häufig ein Misstrauen gegenüber anerkannten gesellschaftlichen Akteur*innen und dem etablierten Wissen. Wir Menschen werden nicht ausschließlich durch Fakten erreicht, sondern es geht immer auch um Emotionen, ob und wie wir Informationen aufnehmen.

Besonders die Jugendzeit ist eine sehr verunsichernde Zeit im menschlichen Leben. Die Phase ist gekennzeichnet durch Schamgefühle, die Ablösung von den Eltern und Schuldgefühlen, der Suche nach Gruppenzugehörigkeit sowie der Suche nach Wahrheit, Wissen und Werten. Viele verspüren das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit und wollen sich durch Rebellion von der Erwachsenenwelt abgrenzen. Auf der Suche nach Schuldigen werden Feindbilder geschaffen. Vertrauen wird dann selbstgewählten Autoritäten geschenkt.

Welche Bedürfnisse werden genau erfüllt?Elternbildung

Verschwörungstheorien können das Bedürfnis nach Sinnstiftung, Struktur, Sicherheit und Ordnung erfüllen. Obwohl die Narrative oft sehr komplex und verworren sind, wird die Welt durch Schwarz-Weiß-Bilder erklärt und dadurch vereinfacht. Es kommt zu einer moralischen Überlegenheit und durch die abenteuerlichen Erzählungen wird ein Wunsch nach Aufregung und Action erfüllt. Das Weltbild ist düster, es wird behauptet, dass alles geplant und nichts dem Zufall geschuldet ist. Der Glaube an Verschwörungstheorien kann als aktive Lösungsstrategie für reale Probleme, Ängste und Skandale angesehen werden. Die wichtige Kritik an bestehenden Missständen wird aber vereinfacht und dadurch entstehen ungerechtfertigte Anschuldigungen und Übertreibungen. Verschwörungsnarrative werden zum Werkzeug von Propaganda und Extremismus.

Wie können Sie als Eltern Ihre Kinder dabei unterstützen, skeptisch gegenüber Verschwörungstheorien zu sein?Elternbildung

Gegenerzählungen können nur dann angenommen werden, wenn eine gute Beziehungsebene vorhanden ist. Eine kritische Selbstreflexion Ihrer eigenen Wertehaltung und des eigenen Weltbildes kann zu mehr Verständnis für andere Sichtweisen führen. Bedenken Sie, dass bei Jugendlichen meist noch kein abgeschlossenes Weltbild vorhanden ist. Machen Sie jedoch Ihre eigenen Sorgen transparent. Eine autoritäre Vermittlung von oben herab soll vermieden werden, da Angriffe auf das Weltbild oder die Annahmen als Angriffe auf die eigene Person erlebt werden können. Es kann hilfreich sein, eigene Beispiele zu nennen, wo Sie sich getäuscht haben. Wichtig ist zu bedenken, dass Aufklärung und reines Faktenwissen oft nicht von den Gläubigen angenommen werden und auch die emotionale Ebene mitgedacht werden muss. Aus diesem Grund sollte man geduldig bleiben und versuchen, eine gute Beziehungsebene zu schaffen. Im Dialog sollten Sie Geduld aufbringen, respektvoll bleiben, aber Grenzen aufzeigen, wenn es zu diskriminierenden Aussagen kommt.

Fragen wie “Warum glaubst du das?” funktionieren oft besser als lange Vorträge. Als zentral kann es angesehen werden, das Gegenüber nicht zu beschämen, da dadurch Umdenkprozesse erschwert werden. Mit Scham verbunden ist es noch schwieriger sich einzugestehen, dass man falsch gelegen hat.

Da Kinder und Jugendliche mit einer Informationsflut durch das Internet und auf Social Media konfrontiert sind, ist es umso wichtiger darauf zu achten, dass Falschmeldungen erkannt werden. Faktencheck-Plattformen wie Mimikama bieten dafür eine wichtige Anlaufstelle und decken Desinformationen auf. Sie können als Eltern darauf aufmerksam machen, dass auch Sie nicht überall Expert*innen sind und anderen vertrauen müssen. So gilt es eher zu fragen, wie wir unsere Informationsquellen auswählen.

Um die Funktionsweisen von Verschwörungsmythen nachvollziehbar zu machen, könnten Sie sich gemeinsam eine Verschwörungserzählung ausdenken. Durch diesen spielerischen Zugang sollen dahinterliegende ethische Motive wie Freiheit, Gerechtigkeit und Machtkontrolle herausgearbeitet werden. Es kann gemeinsam überlegt werden, welche Formen des Engagements sich eignen würden, um diese Bedürfnisse zu befrieden, ohne auf ein vereinfachtes Weltbild zurückzugreifen und ein abwertendes Menschenbild zu zeigen.

  • Bleiben Sie mit ihrem Kind in Kontakt, interessieren Sie sich für seine Sorgen und Nöte aber auch für seine Einstellungen und Werthaltungen, die oft auch von der Peergroup beeinflusst sind. Fragen Sie nach, woher eine bestimmte Meinung kommt, wer die Vorbilder und prägenden Einflüsse für Ihr Kind sind.
  • Der Glaube an Verschwörungstheorien kann ein Symptom für ein zugrundeliegendes Problem, eine Sehnsucht, sein. Gibt es einen Nutzen für das Vertreten dieser Narrative? Bekommt der junge Mensch dadurch Aufmerksamkeit, Anerkennung innerhalb einer Gruppe, faszinieren ihn*sie die fantastischen Geschichten, sehnt er oder sie sich danach, scheinbar Zugang zu einem elitärem Geheimwissen zu haben. Was könnte als Ersatz dieses Grundbedürfnis erfüllen?
  • Setzen Sie sich gemeinsam mit ihrem Kind, dem*der Jugendlichen vor den Computer und sehen Sie gemeinsam die entsprechenden Videos, Nachrichten und Bilder an. Zeigen Sie an einem konkreten Beispiel, wie man unseriöse Inhalte, manipulative Beeinflussung und Falschmeldungen erkennt. Konzentrieren Sie sich dann in erster Linie darauf, die verwendeten Quellen zu hinterfragen. Woher kommt die Behauptung? Wie erkennt man eine seriöse Quelle? Warum vertraut ihr Kind gerade dieser Quelle? Womit wäre es davon zu überzeugen, einer Verschwörungstheorie aufgesessen zu sein?
  • Eine Reihe von kostenlosen Online-Spielen liefert eine pädagogisch entwickelte Unterstützung dabei, Verschwörungstheorien zu erkennen und die Mechanismen dahinter zu verstehen.
  • Verschwörungstheorien sind auch Geschäftsmodelle. Es gibt Personen, die sehr gut davon leben, Verschwörungstheorien zu verbreiten. Darauf hinzuweisen kann sinnvoll sein: Wem nützt die Verschwörungstheorie? Wer profitiert von der damit erzeugten Angst? Wer verdient möglicherweise Geld mit dem Schüren von Ängsten und Ressentiments?
  • Vermitteln Sie schon früh Leidenschaft für Diskussionen, kritische Medienkompetenz und ein Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten.
  • Leben Sie selbst vor, was Sie sich in einem Gespräch von anderen erwarten: wertschätzenden Umgang, Diskussionskultur, Akzeptanz anderer Meinungen, aufmerksames Zuhören und die Achtung des anderen als Menschen, auch bei unterschiedlichen Positionen.
  • Sprechen Sie es aber auch direkt an, wenn Sie eine Behauptung für eine Verschwörungstheorie halten oder beziehen Sie sich in erster Linie auf den Hintergrund der Kommunikation, nämlich dass diese z.B. antidemokratisch, unsozial oder antisemitisch ist bzw. rechts- oder linksextremes Gedankengut transportiert oder beinhaltet. Auch wenn eine Behauptung menschenverachtend, entehrend, gehässig oder boshaft ist, sollte das beim Namen genannt werden. Wenn Fakten simplifiziert und falsch dargestellt, wenn Feindbilder erzeugt werden, dann soll darauf auch hingewiesen werden. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt ist es sinnvoll und wichtig, die Haltung und das Weltbild, die mittransportiert werden, anzusprechen und dagegen Stellung zu beziehen. Schweigen vermittelt sonst zu leicht Zustimmung.

Quiz
https://www.klicksafe.de/materialien/quiz-zum-thema-verschwoerungstheorien

Faktencheck:

Mimikama: Zuerst denken – dann klicken! (Verein zur…)

https://www.psiram.com

https://www.medizin-transparent.at

https://correctiv.org

https://www.gwup.org

https://www.klicksafe.de

https://dergoldenealuhut.de

Literatur:

„Das Phänomen Verschwörungstheorien in Zeiten der COVID-19-Pandemie“
https://bundesstelle-sektenfragen.at/wp-content/uploads/Das-Phaenomen-Verschwoerungstheorien-in-Zeiten-der-COVID-19-Pandemie.pdf

Verschwörungstheorien: Eine Einführung | Verschwörungstheorien | bpb.de

Holm Gero Hümmler und Ulrike Schiesser: Fakt und Vorurteil. Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen. Springer 2021

Katharina Nocun & Pia Lamberty: True Facts. Was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft. Quadriga 2021.

Sarah Pohl & Isabella Dichtel: Alles nur Spinner? Wie Sie mit Verschwörungsgläubigen gelassener umgehen. Vandenhoeck & Ruprecht 2021.

Ingrid Brodnig: Einspruch!: Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online. Brandstätter 2021.


Unterrichtsmaterialien
(vielleicht auch für Eltern interessant)

Trollwerkstatt
https://trollwerkstatt.at

So geht Medien
https://www.br.de/sogehtmedien/stimmt-das/wilde-theorien/unterrichtsmaterial-un-wahrheiten-wilde-theorien-download-100.html


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