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Rechts- oder Linkshänder von Anfang an

von Mag.a Andrea Schwarz

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Schon vor der Geburt steht fest, ob ein Kind die Anlage zum Links- oder Rechtshänder mit auf die Welt bringt. Wichtig ist es für Sie  als Eltern, von Anfang an beide Varianten in Betracht zu ziehen. Wenn Vater und Mutter mit rechts schreiben, wird  Linkshändigkeit oft als Möglichkeit ausgeschlossen. Da  in Österreich bis vor 40 Jahren Essen und  Schreiben mit der linken Hand als inakzeptabel galten und alle Linkshänder_innen umerzogen wurden, lässt sich nie mit Sicherheit ausschließen, dass es in der Eltern- oder Großelterngeneration „versteckte Linkshänder_innen“ gibt, von denen Ihr Kind eine linkshändige Begabung geerbt haben könnte. Es gibt tatsächlich weit mehr linkshändige Menschen, als jene 10-15 %, die den Stift mit links halten. Viele Wissenschaftler gehen mittlerweile  von 30%, manche sogar von einer Gleichverteilung von Rechts- und Linkshänder_innen aus.

Es ist nicht wesentlich, ob ihr Kind Linkshänder_in oder Rechtshänder_in ist,
wohl aber ist es bedeutend für die Entfaltung seiner Potenziale,
dass es die angeborene Händigkeit lebt.
Die Vorzugshand eines Kindes ist oft bereits rund um den 1. Geburtstag deutlich zu erkennen.

In folgenden Bereichen können Sie die angeborene Händigkeit beobachten:

  • spontanes Greifen nach Gegenständen (die für beide Hände gleich gut erreichbar sind)
  • spontane Gesten (Hinzeigen, Grüßen, Winken etc.)
  • Einsatz der Hand beim Spielen (Schieben eines Autos, Bewegen von Bausteinen oder Spielfiguren, …) und nicht gelenktem Musizieren (Trommeln, Zupfen der Gitarresaiten,  …)
  • feine Greifbewegungen, wie z.B. der Pinzettengriff, werden zuerst von der dominanten Hand erlernt.
  • Drehbewegungen, wie z.B. das Öffnen eines Marmeladenglases
  • Achtung: Die Verwendung von Stiften und Besteck etc. sind wenig aussagekräftig, weil die Handhabung von Werkzeugen sehr häufig beeinflusst oder nachgeahmt werden.
  • Linkshändige Menschen sind in verschiedenen Bereichen dazu genötigt mit rechts zu agieren, da viele Gebrauchsgegenstände für die rechtshändige Verwendung gefertigt sind.

Beobachten Sie ihr Kind immer wieder genau, trauen Sie ihrer Wahrnehmung.  

Auf der Website des Vereins LinkeHand finden Sie Bilder und weitere Erklärungen zur Beobachtung der Händigkeit: http://www.linkehand.at/wisseng.php
Manche Kinder brauchen etwas länger bis sich die Führungshand zeigt. Sie agieren länger mit beiden Händen. Es ist besonders wichtig, dass Sie in diesem Punkt Geduld bewahren und ihrem Kind die Entwicklung zum Rechts- oder Linkshänder so lange offen lassen, bis für Sie die Vorzugshand deutlich erkennbar ist.

Folgende Hinweise helfen ihrem Kind, unbeeinflusst seine Führungshand zu entwickeln:

  • Reichen Sie ihrem Kind alle Gegenstände zur Körpermitte und ermöglichen sie ihm damit eine freie Wahl der Hand.
  • Legen Sie das Besteck mittig in das Teller, sodass es auch hier selbst entscheiden und zwanglos experimentieren kann.
  • Lassen Sie das Kind selbst bestimmen, welche Hand es bei einer Tätigkeit einsetzen möchte.
  • Wenn Sie mit dem Kind Handlungsabläufe trainieren, bieten sie ihm beide Varianten an:  zum Beispiel beim Brot Streichen, Ball Spielen, auf und zu Sperren, … Geben Sie dem Kind die Chance, so lange zwischen beiden Varianten zu wählen, bis es sich sicher ist, mit welcher Hand es die Tätigkeit besser ausführen kann.
  • Akzeptieren Sie unkommentiert sowohl die rechte, als auch die linke Hand zum Gruß und verlangen Sie dies auch von den anderen Bezugspersonen ihres Kindes. Die Ablehnung der linken Hand beim Gruß kann als generelle Ablehnung dieser Hand missverstanden werden.
  • Schützen Sie ihr Kind vor den gut gemeinten Versuchen anderer Bezugspersonen, die  bewusst oder unbewusst den Gebrauch der rechten Hand forcieren.
  • Sagen und zeigen Sie ihrem Kind deutlich, dass es als Linkshänder oder Rechtshänder gleichermaßen erwünscht ist.

Immer noch werden aus linkshändig begabten Kindern durch Nachahmung,  Anpassung und Beeinflussung im Laufe der ersten Lebensjahre sogenannte „Pseudorechtshänder_innen“. Diese Veränderung des Handgebrauchs hat oft gravierende Folgen für die weitere Entwicklung.

Über viele Generationen galt Linkshändigkeit als Makel. Daher haben viele Menschen immer noch das Gefühl, rechts wäre richtiger als links oder es wäre ein Nachteil für das Kind, Linkshänder zu sein.  Es ist sehr wichtig, auf diesen, möglicherweise blinden Fleck zu sehen und sich bewusst gegen eine Ablehnung der linken Hand zu entscheiden. Die vielfältigen Begabungen linkshändiger Menschen sind eine große Bereicherung für unsere Gesellschaft.

Linkshändigkeit und Rechtshändigkeit sind normale Varianten der Gehirnentwicklung. Die Überlegenheit einer Gehirnhälfte wirkt sich auf Geschicklichkeit und Lernfähigkeit der gegenüber liegenden Hand aus. Die Händigkeit ist angeboren und kann nicht ohne Folgen verändert werden. Es gibt auch keinen Grund dafür: linkshändige Kinder bringen in der Schule ebenso gute Leistungen wie rechtshändige, wenn Sie mit ihrer dominanten Hand schreiben dürfen.  

Gutmütige und anpassungswillige Kinder, die bemüht sind, es allen recht zu machen und andere Kinder gut beobachten, sind besonders gefährdet, sich in Bezug auf ihren Handgebrauch beeinflussen zu lassen. Oft werden derartige Veränderungen in der ersten Zeit der Fremdbetreuung (Tagesmutter, Kindergarten etc.) beobachtet.

Eine Veränderung des Handgebrauchs gegen die natürliche Anlage, eine sogenannte Umschulung der Händigkeit, kann  weitreichende Folgen für den Betroffenen haben. Oft steckt hinter einer sogenannten „Lernstörung“ eine Umschulung  in den ersten Lebensjahren, die auch ohne Einfluss durch Bezugspersonen aufgrund von Nachahmung entstehen kann.

Die Umschulungsfolgen im Detail:

  • Die ungeschicktere Hand wird anstelle der geschickten Hand verwendet. Das Potential der dominanten Hand lässt sich auch mit jahrelangem Training nicht erreichen, weil die Dominanz vom Gehirn ausgeht und das damit verbundene feinmotorische Talent  der Hand die Führungsrolle der entsprechenden Gehirnhälfte widerspiegelt.
  • Denk- und Lernprozesse werden erschwert und verlangsamt, wenn der natürliche  Bewegungsimpuls von der dominanten in die nichtdominante Hand umgeleitet werden muss.  Weil dann deutlich mehr Informationen den Verbindungsbalken zwischen den beiden Gehirnhälften frequentieren müssen, kann es an dieser Stelle im Gehirn leicht zu einer Verzögerung im Impulsfluss kommen, was sich oft auf die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis auswirkt.
  • Bei umgeschulten Linkshänder_innen werden häufig Schwierigkeiten im Bereich Sprache wahrgenommen, wie z.B. unterbrochener Sprachfluss, Wortfindungsstörungen, gelegentliches Stottern, etc. Manchmal treten diese Symptome unmittelbar nach der Beeinflussung auf, wenn der Handgebrauch, vor allem im Bezug auf die Zeichen bzw. Schreibhand, beeinflusst wurde.
  • Durch den Mehraufwand bei verschiedenen kognitiven Leistungen erhöht sich auch der Stresspegel und es kann zu nervösen Erscheinungen wie Nägelkauen, Ticks, Schlafstörungen bis hin zu psychosomatischen Beschwerden kommen.
  • Durch die Beeinflussung des Handgebrauchs, aber auch, wenn das Kind versucht unausgesprochene Erwartungen zu erfüllen und sich freiwillig anpasst, wird die freie Entfaltung des Kindes gehemmt und das Selbstwertgefühl gebremst.

„Beidhändige“ KinderElternbildung

Manche Kinder leben mit einem unklaren, instabilen bis wechselnden Handgebrauch. Diese Erscheinung nannte man früher „Beidhändigkeit“. Dieser Begriff ist irreführend, denn auch diese Kinder haben eine dominante Hand, die sich nicht eindeutig zeigt, weil eine leichte angeborene oder erworbene Störung besteht. Dies kann u.a. Folgendes sein: eine leichte Hemipharese,  Plexusparese, Restreaktionen (persisterende Reflexe), die Verletzung einer Hand, Entwicklungsverzögerung sowie Tonusprobleme oder Schwierigkeiten im Bereich der sensorischen Tiefenwahrnehmung.

Im Zweifelsfall ist es ratsam, im Alter von ca. 4-5 Jahren eine Linkshänderberater_in nach der Methodik Dr. Sattler oder andere auf Händigkeit spezialisierte Fachleute zu Rate zu ziehen. Spätestens im letzten Kindergartenjahr sollte die Schreibhand feststehen bzw. gefunden werden, damit sie bis zum Schuleintritt entsprechend trainiert werden kann.

Manchmal bezeichnen sich auch umgeschulte Linkshänder als Beidhänder. Meist führen sie bestimmte Tätigkeiten wie z.B. das Schreiben und Essen nicht mit beiden Händen abwechselnd durch, sondern machen viel links, sind aber für bestimmte Kulturtechniken wie z.B. das Schreiben und Essen umgeschult und machen dies ausschließlich rechts. Aufgrund dessen passen sie in keine der beiden Händigkeitsgruppen. Um auch eine Zugehörigkeit zu haben, nennen sie sich Beidhänder.


KommentareElternbildung

Anke

Dies ist ein sehr gut geschriebener Artikel, der wirklich an jede Kindergartentür gehört. Ich selbst wäre eigentlich ein Linkshänder gewesen, wurde jedoch umtrainiert. Ich habe zwar keine äußerlichen "Schäden" davon getragen, aber der Seele tat es immer weh! Durch meinen sehr hohen IQ hatte ich auch nie Probleme in der Schule, im Gegenteil, ich hatte fast immer Langeweile, aber das wurde vor 30Jahren nie beachtet. Unser Sohn (3,6) macht alle neuen Aktionen stehts zuerst mit links, welchselt dann jedoch meist auf die rechte Hand. Bei den Beinen ist es deutlicher - Treppensteigen bis zum Wechselschritt immer zuerst mit dem linken Bein...und nun bin ich auch unsicher. Seit er in den Kindergarten geht hat er fast nur noch den Stift rechts, aber er mag kaum noch malen und zeigt nervliche Auffälligkeiten (kaut auf den Lippen). Soll ich im Kindergarten etwas sagen? Zuhause darf er beide Hände nutzen, wie er möchte. Vielen Dank vorab! Herzlichst Anke Winkelmann

Brigitte

Ein ganz ausgezeichneter Artikel. Diese Info sollte eigentlich in jedem Kindergarten aufliegen!


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