Bauen
Bereits einjährige Kinder zeigen große Lust daran, Türme gezielt umzustoßen; der Wunsch und die Fähigkeit sie (wieder) aufzubauen, entwickeln sich erst später. Remo H. Largo beschreibt unterschiedliche Entwicklungsschritte kindlicher Bauaktivität: Kinder stapeln Bauklötze oder andere Gegenstände zunächst vertikal; mit ca. 2 Jahren beginnen sie mit dem horizontalen Bauen und wenig später werden dann horizontale und vertikale Ebene miteinander verbunden. Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr entwickelt sich die Fähigkeit, die drei Dimensionen des Raumes zu verbinden. Auch wenn die Ausprägung und die Zeitpunkte dieser Bauaktivitäten bei Kindern stark variieren können, bleibt deren Abfolge gleich. „Kein Kind baut Türme, wenn es sich nicht vorher mit Behältern und deren Inhalt beschäftigt hat, oder fügt Würfel zu einem Zug zusammen, ohne vorher Türme gebaut zu haben (Largo: Kinderjahre. S. 211).
Konstruieren
Kinder machen zunächst beim Hantieren mit Konstruktionsmaterial sensomotorische Erfahrungen über deren Qualitäten. Durch Explorieren (Prüfen, Forschen, Untersuchen) und Experimente (Versuche machen) erweitern sich die Materialerfahrungen, die schließlich zum Konstruieren (Entwerfen, Bauen, Zusammensetzen) führen. Durch das Verinnerlichen dieser Erfahrungen entstehen allmählich Vorstellungen, Erinnerungen und Einsichten in räumliche, zeitliche und mengenmäßige Zusammenhänge, die immer eng an konkrete Handlungen gebunden sind.
Im Fachhandel werden viele unterschiedliche Konstruktionssysteme, Steckmaterialien und Kugelbahnen angeboten, die teilweise auch mit anderen Materialien (z.B. Styropor- und Holzresten, Zweigen, Ästen, Steinen) kombiniert werden können.
Kinder machen beim Bauen und Konstruieren unterschiedliche Raum- und Lageerfahrungen, sie erfahren statische Gesetzmäßigkeiten und lernen physikalische Gesetzmäßigkeiten kennen. Sie machen erste Erfahrungen mit Maßeinheiten und Relationen. Beim Bauen und Konstruieren werden Feinmotorik und Auge-Hand-Koordination ebenso wie Geduld, Ausdauer und Präzession geschult, die kindliche Neugierde wird geweckt bzw. wachgehalten, Wissbegierde und Forscherdrang werden aktiviert. Und nicht zuletzt lernt das Kind seine Misserfolge zu überwinden. Kinder erleben das Planen und die konsequente Durchführung eines Plans, sie nehmen wahr, dass sie ihre Umwelt (mit-)gestalten können und sie können sich letztendlich als Schöpfer ihres Werkes sehen. Die kindliche Kreativität und Fantasie wird immer wieder aufs Neue angeregt, das Kind übt die Fähigkeit das Ganze und die Details gleichzeitig zu beachten und zu betrachten. Das divergente Denken wird angeregt, d.h. das Kind erwirbt die Fähigkeit immer wieder verschiedene Lösungsmöglichkeiten für Probleme, die beim Bauen und Konstruieren auftreten können, zu erarbeiten. Kinder können auch Konstruktionen nach vorgegebenen Plänen herstellen, und beim Konstruieren auch unterschiedliche Werkzeuge kennenlernen bzw. mit unterschiedlichen Werkzeugen hantieren lernen und üben.
„Der Mensch lernt mit Kopf, Herz und Hand.“
Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827)
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