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Vorzeitige Einschulung

von Mag. Lukas Leithner

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe im Leben jedes Kindes. Mit dem Schuleintritt steht das Kind vor einer neuen Rolle, erfährt veränderte Anforderungen und Regeln. Die Flexibilität des Tagesablaufs wie im Kindergarten geht nun über in einen strukturierten Schulalltag mit Lernen und Pausen.

Kinder vor dem Schuleintritt unterscheiden sich deutlich in ihrem Entwicklungsalter, ihren bereits erworbenen Kompetenzen und in ihrer soziokulturellen und ökonomischen Herkunft. Um der Heterogenität des Entwicklungsstandes gerecht zu werden, bietet das österreichische Schulsystem verschiedene Möglichkeiten u. a. das Instrument der vorzeitigen Einschulung.

Rechtsgrundlage für die vorzeitige AufnahmeElternbildung

Die allgemeine Schulpflicht beginnt mit dem auf die Vollendung des sechsten Lebensjahres folgenden 1. September und dauert neun Schuljahre. Kinder können auf Anmeldung ihrer Erziehungsberechtigten bei „entsprechendem Entwicklungsstand“ eingeschult werden, wenn sie erst nach dem Stichtag für die Schulpflicht ihr sechstes Lebensjahr vollenden. D. h., Eltern oder sonstige Erziehungsberechtigte, deren Kind zwischen 1. September und 1. März des folgenden Kalenderjahres das sechste Lebensjahr vollenden, können bei der Schulleitung der Volksschule um vorzeitige Aufnahme ansuchen.

Laut Schulpflichtgesetz hat der/die Schulleiter/in zur Feststellung, ob das Kind die Schulreife aufweist und ob es über die für den Schulbesuch erforderliche soziale Kompetenz verfügt die persönliche Vorstellung des Kindes zu verlangen und ein schulärztliches Gutachten einzuholen. Ferner hat er ein schulpsychologisches Gutachten einzuholen, wenn dies die Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten des Kindes verlangen oder dies zur Feststellung der Schulreife erforderlich erscheint und die Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten des Kindes zustimmen.

Schulreife als entwicklungspsychologisches KonstruktElternbildung

Jedes Kind bringt beim Schuleintritt ein individuelles Leistungspotential mit. Zu den Anforderungen, die mit Schulfähigkeit/Schulreife im Allgemeinen verknüpft werden, gehören kognitive Leistungen, soziale Kompetenzen sowie die Kompetenzen der Arbeitshaltung und Motivation, aber auch die körperliche Verfassung ist wichtig.

Nachfolgend werden einige Beispiele zu den relevanten Dimensionen aus schulpsychologischer Sicht angeführt:

  • Kognitive Entwicklung: Schlussfolgerndes Denken (wenn-dann-Beziehungen), Merk- und Speicherfähigkeit, Grundfunktionen der Wahrnehmung (optische, akustische, taktil-kinästhetische Wahrnehmung), numerische Fähigkeiten (zählen, Mengenerfassung), Größenvergleich
  • Soziale Entwicklung: Kontakt- und Gruppenfähigkeit, Kooperation, Einhaltung von Regeln, Kritik- und Konfliktfähigkeit
  • Emotionale Entwicklung: Interesse und Neugierverhalten, Leistungs- und Erfolgsmotivation, psychische Stabilität, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Selbständigkeit, Frustrationstoleranz
  • Sprachliche Entwicklung: altersadäquater Wortschatz (Dinge benennen, Funktionen erklären), allgemeine kommunikative Fähigkeiten (Kommunikationsformen und -regeln), phonologische Bewusstheit
  • Körperliche Entwicklung: allgemeiner Entwicklungsstand, Körpergröße, grob- und feinmotorische Geschicklichkeit (z.B. auf einer Linie gehen, an- und ausziehen, ausschneiden, Stifthaltung“), Händigkeit

Woran können Eltern erkennen, ob ihr Kind für einen früheren Schulstart bereit ist?Elternbildung

Das Kind

  • ist zwar jünger, aber in seiner kognitiven, sprachlichen und körperlichen Entwicklung sehr weit.
  • ist neugierig, wissbegierig und wirkt unter Gleichaltrigen im Kindergarten unterfordert.
  • kann bereits Rechnen, Lesen und/oder Schreiben oder interessiert sich besonders dafür.
  • verfügt über eine gute Konzentrationsfähigkeit (länger stillsitzen und zuhören).
  • verfügt über eine adäquate Frustrationstoleranz (kann verlieren, zeigt Durchhaltevermögen).
  • ist körperlich und kognitiv in der Lage einen Schultag zu bewältigen (Ausdauer, Selbstorganisation).
  • ist selbstbewusst, kritik- und konfliktfähig (auch mit älteren Kindern).
  • kann sich problemlos von Eltern trennen.

Nutzen und Risiken einer vorzeitigen EinschulungElternbildung

Ob ein vorgezogenes Einschulungsjahr für das Kind sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das Lebensalter allein erlaubt keine Prognose der Kompetenzen. Und beim Konzept der „Schulreife“ handelt es sich nicht um einen rein internen psychischen Vorgang, sondern um einen komplexen Zusammenhang von inneren und äußeren Entwicklungen.

Darüber hinaus ist eine positive Einstellung aller Beteiligten, sowohl jene der/des abgebenden Kindergartenpädagogin/pädagogen sowie jene der aufnehmenden Schulleitung, der zukünftigen Lehrperson und natürlich der Eltern wichtig.

Die Weichen für die Einschulung werden weit im Vorfeld gestellt, wenn im Kindergarten entschieden wird, ab wann das Kind zum Vorschulkind wird und an den speziellen Angeboten für diese Gruppe teilnimmt.

Letztendlich muss immer die Frage gestellt werden: Ist eine vorzeitige Einschulung für ein Kind entwicklungspsychologisch tatsächlich ein langfristiger Nutzen?

Möglicher Nutzen:

  • Erweiterung von Erfahrungsmöglichkeiten
  • Unterforderung und Langweile im Kindergarten werden möglicherweise vermieden
  • Kind kann seinen Kapazitäten entsprechend gefördert werden

Mögliche Risiken:

  • Sozio-emotionale Entwicklung: auch wenn das Kind kognitiv viel Potenzial mitbringt, kann es sein, dass es sozial und emotional noch nicht gefestigt ist, um den Schulalltag zu meistern
  • Überforderung des Kindes
  • Altersunterschied bleibt die gesamte Schullaufbahn bestehen und könnte Probleme mit sich bringen
  • Einfluss auf Selbstwahrnehmung/Selbstwert: jüngstes Kind, alle anderen werden als größer/reifer wahrgenommen, negative Selbstwertentwicklung

Neurologische Aspekte:Elternbildung

Insbesondere sind entwicklungsneurologische Aspekte hinsichtlich der Aufmerksamkeitsleistung zu beachten. Die Frontalhirnentwicklung (Denken, Planen, Urteilsvermögen, Aufmerksamkeit) ist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr am größten. Mit sechs Jahren beginnt eine neue Phase intellektueller Reife: Da sich das Kind zunehmend selbst beherrschen, die eigenen Gefühle kontrollieren und die Bedürfnisbefriedigung herausschieben kann, kann es sich besser konzentrieren und zielgerichtet lernen. Die zunehmende Reife des Stirnlappens erleichtert logisches Denken, Urteilsfähigkeit, Rechnen und rationales Verhalten.

FazitElternbildung

Das oberste Gebot ist das Wohl des Kindes. Wenn die oben beschriebenen Kriterien auf allen Ebenen zutreffen, ist eine vorzeitige Einschulung sinnvoll.

Wenn nicht alle Voraussetzungen für eine vorzeitige Einschulung erfüllt sind, gibt es auch andere, ebenfalls sinnvolle begabungsfördernde Maßnahmen bei Unterforderung im Kindergarten (fordernde Aktivitäten bzw. Enrichment-Angebote).

Weiters ist es wichtig zu bedenken, dass ein unstrukturiertes und frei gewähltes Spiel im Kindergartenalter immer auch der Kreativität, der Phantasie, der Förderung des Selbstbewusstseins und letztendlich auch dem Lernen dient. Diese wichtige Zeit kann nie mehr im Leben nachgeholt werden. Ab dem Zeitpunkt des Schuleintrittes ist das Kind mit verbindlichen Leistungsstandards, mit Bewertungen und Beurteilungen sowie mit klaren Erfolgs- und Misserfolgserlebnissen konfrontiert. Im Zweifel wird empfohlen das Kind altersentsprechend einzuschulen. Eine psychologische Beratung kann dazu ebenfalls Aufschluss bieten.

Die Abteilung Schulpsychologie bietet Eltern und Obsorgeberechtigten Information und Unterstützung an.

 

Literaturverzeichnis:

Faust, G., Kluczniok, K., & Pohlmann, S. (2007). Eltern vor der Entscheidung über vorzeitige Einschulung. Zeitschrift für Pädagogik, 53(4), 462-476.

Kluczniok, K. (2012). Die vorzeitige Einschulung: eine empirische Analyse zum Verlauf und zu Determinanten der Einschulungsentscheidung. Münster: Waxmann.

Noll, H. (2010): Individuelle Lernprozesse in altersgemischten Lerngruppen. Die Flexible

Schuleingangsphase (FLEX) im Land Brandenburg – In: Bartnitzky, Horst [Hrsg.]; Hecker, Ulrich [Hrsg.]: Allen Kindern gerecht werden. Aufgabe und Wege. Frankfurt am Main: Grundschulverband – Arbeitskreis Grundschule e.V. 2010, S. 72-88

Richter, I. (2009). Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule–strukturelle und rechtliche Probleme. RdJB Recht der Jugend und des Bildungswesens, 57(2), 242-259.

Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung. (2016): Leitfaden Akzeleration

 


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