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Wie süchtig machen digitale Spiele?

von Mag. Karina Kaiser-Fallent

Elternbildung
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Vorweg: Diese Frage ist (leider) nicht so einfach zu beantworten. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie natürlich der spielenden Person und ihrer Lebenssituation sowie von den digitalen Spielen, die gespielt werden. Außerdem gilt es zu hinterfragen, ob die Frage nach dem Suchtpotential die wesentliche ist. Trifft sie wirklich den Kern? Das, worum es Eltern geht? Sollten wir nicht vielmehr fragen:

Was ist eine problematische Nutzung digitaler Spiele? Was sind die Gründe dafür? Welche Präventionsmaßnahmen und Auswege gibt es?

Diese Frage trifft den Kern. Denn das, worum es Eltern geht, ist das Wohl ihres Kindes.

Faszinationskraft digitaler SpieleElternbildung

Digitale Spiele üben auf die meisten Kinder eine große Faszinationskraft aus. Und das ist verständlich. Digitale Spiele bieten schnellen (Spiel)Spaß für alle Altersgruppen! Leicht zugänglich und für jeden etwas Interessantes dabei, spornen sie uns mit dem idealen Schwierigkeitsgrad und einem durchdachten Belohnungssystem dazu an, immer weiter spielen zu wollen. Das „gute Gefühl“, was wir beim Spielen haben, ist, was sich in unser Gehirn „einbrennt“ und was wir immer und immer wieder haben wollen. Denn so sind wir als Menschen gestrickt: Was uns Spaß macht, suchen wir, was uns frustriert oder langweilt, versuchen wir zu vermeiden. So gesehen ist es kein Wunder, dass digitale Spiele für uns Menschen so attraktiv sind. Sie machen einfach vieles richtig, damit sie uns (langfristig) Spaß machen. Sie bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Erfolge zu haben, sich selbstwirksam zu fühlen, geben ihnen Belohnungen und Lob für gute Leistungen. Dabei ist die Schwierigkeit idealerweise herausfordernd, aber schaffbar. Sie geben Raum zum Erkunden und Erleben. Sie verbinden mit Gleichaltrigen – beim gemeinsamen Spielen oder drüber Reden. Das Gefühl „dazu zu gehören“ ist für Kinder und Jugendliche ein wesentlicher Faktor, bestimmte Spiele zu spielen/spielen zu wollen. Digitale Spiele sind fair – kein Kind ist beliebter als ein anderes oder wird bevorzugt. Beim Spielen kann man ganz in das Geschehen eintauchen und die Welt mit ihren Anforderungen und Sorgen für einige Zeit ganz vergessen.

Betrachtet man die Eigenschaften digitaler Spiele und weshalb sie für Kinder und Jugendliche so reizvoll sind, kann man schon erkennen welche Aspekte zu einem Problem werden können – aber auch, wo man ansetzen könnte, um aus einer negativen Spieldynamik wieder rauszukommen bzw. wie man ein Kind oder einen Jugendlichen unterstützen könnte, einen gesunden Umgang mit digitalen Spielen zu leben.

Wann wird digitales Spielen zum Problem?Elternbildung

Mit dem aktuellen ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, kurz ICD) wurde 2022 „Gaming Disorder“ als Verhaltensstörung aufgenommen. Drei Kriterien müssen laut ICD 11 vorliegen, um von einer Spielstörung sprechen zu können: Entgleitende Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des Spielens, wachsende Priorität des Spielens vor anderen Aktivitäten und Weitermachen auch bei negativen Konsequenzen.

Nach vielen Jahren der Diskussion wurde nun auch der digitalen Spiele-Sucht eigene Diagnose zuerkannt. Das bringt Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil ist sicherlich die Gefahr der Stigmatisierung. Wie bei anderen Diagnosen auch. Hier ist es demnach wesentlich, dass nur fachlich qualifizierte Experten/innen nach eingehenden Gesprächen mit dem/der Betroffenen, diese Diagnose stellen dürfen. NICHT Eltern, Lehrende oder Mitschüler/innen!

Der Vorteil einer Diagnosemöglichkeit besteht darin, dass mit einer Diagnose immer auch einhergehend spezifische Behandlungsmöglichkeiten angeboten werden und sich auch die Forschung dahingehend ausrichten wird. Auch eine (teilweise) Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist mit einer Diagnose möglich.

Ein klinisches Störungsbild liegt aber nur in sehr seltenen Fällen vor.

Viel häufiger ist eine Mischung aus „viel spielen (wollen)“ und Sorgen, Ängste und anderer Wertvorstellungen der Eltern, was häufig zu Streit in den Familien führt.

Hier gilt es – vielleicht unter professioneller Begleitung – erst einmal herauszufinden, wie die Problemlage wirklich ausschaut, warum/von wem das Spielverhalten als problematisch empfunden wird und wie es allen Beteiligten dabei geht.

Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob Eltern das Spielen digitaler Spiele als Problem empfinden, weil sie selbst dieser Art von Beschäftigung negativ gegenüber eingestellt sind oder ob tatsächlich das Wohl ihres Kindes betroffen ist.

Beispiel-Situation 1:

Haben Eltern eine sehr negative Einstellung zum Spielen digitaler Spiele, lohnt es sich, mit dem Kind offen über sein Hobby zu reden, mal gemeinsam zu spielen, anzuerkennen, dass digitale Spiele ein Teil der (Jugend-)Kultur sind und dann auch über Werte zu reden und darüber, dass einem das Wohl des Kindes wichtig ist. Denn nur mit Offenheit und Vertrauen werden Jugendliche Ratschläge der Eltern annehmen. Zum Beispiel, dass es wichtig ist, Pausen zu machen, um gesund zu bleiben. Dass vielfältige Hobbies bereichern und man gerne etwas gemeinsam unternehmen möchte.

Beispiel-Situation 2:

Hat man das Gefühl, das Kind lässt sich da gerade zu stark mitreißen und „spielt einfach zu viel“ – wirkt aber ansonsten normal und guter Dinge. Auch das restliche Leben klappt noch gut. Dann lohnt es sich, als Eltern offen und liebevoll auf das Kind zuzugehen und in einem ruhigen Augenblick, seine Sorgen bzgl. des Spielverhaltens anzusprechen. Dabei sollte man auf jeden Fall auch das Kind fragen, wie es ihm/ihr dabei geht, wie es die Situation empfindet. Oftmals kann durch dieses Aufeinander-zu-Gehen wieder Verständnis für einander geschaffen werden und ein Weg, der für alle gangbar ist. Langfristig ist es wichtig, dass sich alle gesehen fühlen. Kinder und Jugendliche können dann gemeinsam mit den Eltern einen gesunden und kompetenten Umgang mit digitalen Medien lernen und Eltern, dass digitale Spiele nichts Schlechtes sind, sondern Spaß machen und sogar so manche Fähigkeiten fördern. Gemeinsames Spielen ist dabei besonders verbindend.

Beispiel-Situation 3:

Es gibt im Leben von Kindern und Jugendlichen aber auch manchmal Zeiten, in denen vieles schlecht läuft, „zu viel“ ist. Dann fühlt es sich befreiend an, in eine andere Welt abzutauchen. Eine Welt ohne Belastungen, ohne Probleme. Finden Jugendliche langfristig keinen Ausweg aus ihren Problemen, kann die Flucht in digitale Spiele zu Schwierigkeiten führen. Herausforderungen des Lebens können nicht mehr bewältigt werden, sie isolieren sich immer mehr. Hier kann neben einfühlsamen Gesprächen auch professionelle Unterstützung hilfreich sein. Denn hier ist die Flucht in die Spiele die Symptomatik, es müssen aber die Probleme, die zu dieser Flucht in die Spielwelt geführt haben, gelöst werden. Kritisiert man ein Kind oder Jugendlichen in so einer Situation für sein Spielverhalten, kann das dazu führen, dass er/sie sich noch mehr abwendet und verschließt. Darum ist es hier wichtig, nicht das Spielverhalten zu thematisieren, sondern dem Kind/Jugendlichen zu verstehen zu geben, dass man sich Sorgen macht und gerne da ist, wenn er/sie Hilfe annehmen möchte. Auch der Hinweis auf anonyme Beratungsmöglichkeiten kann bei hilfreich sein. Auch Eltern können hier Unterstützung finden:

Gute Basis – gute Chancen:Elternbildung

Die beste Chance, mit Schwierigkeiten gut umzugehen und einen Ausweg/Umgang zu finden, hat man, wenn zwischen Eltern und Kindern eine Vertrauensbasis besteht. Darum ist für ein friedliches Zusammenleben und gesundes Aufwachsen ganz und gar wesentlich, dass Eltern mit ihren Kindern liebevoll, wertschätzend und ehrlich umgehen. Ihnen ein gutes Vorbild sind und sich auch bei ihnen entschuldigen, wenn sie sich falsch verhalten haben. Denn jede/r kann einmal einen Fehler machen oder einen schlechten Tag haben. Eltern, die sich für ihre Kinder interessieren, ihnen zuhören, gerne Zeit mit ihnen verbringen und vielfältige Aktivitäten gemeinsam erleben, bauen die beste Basis auf, damit ihre Kinder gestärkt und mit Vertrauen in sich selbst durchs Leben gehen. Denn nur, wer als Kind schon in seinen Gefühlen gesehen wurde, kann lernen, seine Gefühle wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Wer erfahren hat, dass seine Gefühle für andere nicht wichtig sind, wird irgendwann selber aufhören, ihnen Gehör zu schenken. Wird verlernen zu spüren, was ihm/ihr guttut und was nicht. Wird sich eher berauschen und betäuben wollen, als Kinder, die gelernt haben, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können und dass es da Menschen gibt, denen es wichtig ist, wie es ihnen geht. Diese durch Liebe gestärkten Kinder suchen sich dann auch Hilfe, wenn sie welche brauchen, weil sie Vertrauen in Menschen haben. Eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist die Basis.

Welche Merkmale mancher digitalen Spiele fördern eine intensive Nutzung?Elternbildung

Spiele, die

  • in der Gruppe der Gleichaltrigen gespielt werden („Dazu gehören wollen“, „Mitreden können“)
  • sozial eingebettet sind und mit denen Verpflichtungen (für den Erfolg der eigenen Gruppe) einhergehen. (Z.B.: Online-Rollenspiele)
  • einen hohen Zeitaufwand (für Erfolg) erfordern
  • ein ausgeklügeltes Belohnungs– und Anreizsystem haben (Bringt Spielende dazu, immer weiter zu machen, selbst wenn es kaum noch Freude bereitet)

Was wir von digitalen Spielen lernen können, damit der Alltag (wieder) Freude macht!Elternbildung

Oft ist es nicht so sehr eine Flucht in digitale Spiele als einfach das Gefühl der „besseren Alternative“. Neben Schulstress und vielleicht langweiligem oder belastendem Familienleben, bieten digitale Spiele einfach mehr Spaß und Möglichkeiten, sich gut zu fühlen. Wenn wir Erwachsenen es schaffen, das, was digitale Spiele so attraktiv macht, in den Alltag von Kindern und Jugendlichen zu integrieren, dann machen wir damit das Leben abseits von digitalen Spielen für Kinder und Jugendliche auch (wieder) spannend und erfreulich!


Für Eltern, Pädagogen/innen, Entscheidungsträger/innen:

Schaffen wir esElternbildung

  • Erfahrungs- und Erlebnisräume für Kinder und Jugendliche frei und kreativ nutzbar und zugänglich zu machen? Wo sie sich und ihre Ideen ausprobieren können?
    • Das zeigt, dass wir ihnen vertrauen und etwas zutrauen, sie dürfen ausprobieren und auch mal scheitern. Sie dürfen Lösungen finden und mit anderen zusammenarbeiten. Das ist sehr wichtig für die Selbständigkeitsentwicklung, das Herausfinden eigener Kompetenzen und Grenzen (Selbstwirksamkeitserfahrung), es führt zu einem verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit sich und anderen.
  • Potentiale und Interessen der Kinder und Jugendlichen zu erkennen und zu fördern (anstatt den Fokus auf das Ausmerzen von Schwächen zu legen)?
    • Jeder Mensch ist in irgendetwas richtig gut, kann sich für irgendwas begeistern. Es liegt an uns, dem die Möglichkeit zum Wachsen und Reifen zu geben. Richtige Erfüllung findet ein Mensch nur in dem, was er von Herzen gern tut und gut kann.
  • Kindern und Jugendlichen Anerkennung und Wertschätzung entgegen zu bringen? Ihnen zu sagen, dass wir stolz auf sie sind?
    • Sie fühlen sich dadurch gesehen und geschätzt, was ihr Selbstwertgefühl stärkt. Wer sich wertgeschätzt fühlt, handelt auch verantwortungsvoller, weil er/sie sich als Teil der Gemeinschaft erlebt.
  • Alle Kinder fair und gleich(wertig) zu behandeln? Geben wir Kindern unabhängig von Geschlecht, körperlichen Merkmalen, sozialer oder religiöser Zugehörigkeit etc. gleiche/faire Chancen!
    • Nur dann kann jede/r ihr/sein volles Potential entfalten! Sie fühlen sich gut behandelt und lernen, auch andere gut zu behandeln.
  • Unsere Kinder nicht zu be-/verurteilen, sondern uns auf unsere Kinder und ihre Interessen einzulassen? Mit ihnen zu reden und auch mal gemeinsam (digital) zu spielen? Uns etwas von unseren Kindern zeigen/beibringen zu lassen?
    • Das macht Freude und stärkt die Beziehung Die Kinder dürfen sich als Experten/innen fühlen, was ihr Selbstbewusstsein stärkt.

Vorbild sein:Elternbildung

  • Mit unseren Kindern gemeinsam Zeit verbringen, ihnen vielfältige (sportliche, kreative, naturverbundene usw.) Aktivitäten mit Begeisterung näherbringen. Können wir uns selbst begeistern und damit unser Kind neugierig machen?
    • Qualität vor Quantität: Lieber etwas in seiner Tiefe gemeinsam erleben, als der „Konsum“ vieler Erlebnisse.
  • Den eigenen Umgang mit digitalen Medien hinterfragen und so gestalten, dass er von den Kindern nachgeahmt werden kann/soll.
  • Die eigene Medienkompetenz auf Vordermann bringen und sich schlau machen, wie eine gesunde und kompetente Nutzung digitaler Medien ausschauen kann. (viele Tipps dazu auf saferinternet.at)
  • Mit Kindern von klein auf einen verantwortungsvollen und gesunden Umgang mit digitalen Medien üben. Ihnen erklären, warum etwas wichtig ist anstatt nur Regeln zu setzen und zu bestrafen.
    • Was man versteht, kann man viel leichter annehmen und später auch ohne Kontrolle für sich umsetzen.
  • Empfehlenswerte digitale Spiele anbieten, die Spaß machen und pädagogischen Mehrwert besitzen. Diese dann am besten gemeinsam spielen! Spiele-Empfehlungen auf bupp.at.

Das sind einige wichtige Möglichkeiten, wie wir unsere Kinder stärken können und einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Spielen fördern. Starke und geliebte Kinder sind in der Lage, ein gesundes und erfüllendes Leben in Gemeinschaft aufzubauen. Diese Kinder wissen dann, dass man nicht immer alles (mit)machen muss, nur um dazu zu gehören. Sie kennen sich, wissen, was ihnen guttut und was nicht, achten auf ihre und die Grenzen anderer und fragen um Hilfe, wenn nötig.

Digitales Spielen kann dann eine von vielen erfreulichen Freizeitbeschäftigungen sein.

 


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